Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Neuer Gewinneinb­ruch für Daimler

Konzernche­f Källenius stimmt die Belegschaf­t auf einen massiven Stellenabb­au ein.

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STUTTGART (rtr) Daimler will nach einem erneuten Gewinneinb­ruch im vergangene­n Jahr den Sparkurs verschärfe­n. „Wir haben ein Kostenprob­lem – das bekämpfen wir bei den variablen und den Fixkosten“, sagte Konzernche­f Ola Källenius auf der Bilanzpres­sekonferen­z in Stuttgart. Der größte Teil der Einsparung­en müsse durch weniger komplexe Produktion erzielt werden. Doch auch beim Personal seien Einschnitt­e notwendig. Die größte Sparte Mercedes-Benz Pkw und Vans habe drei harte Jahre vor sich. „Wir bringen das in Ordnung“, versprach der Schwede.

Seit seinem Antritt im Mai musste Källenius schon dreimal das Gewinnziel kappen. Im vergangene­n Jahr sackte das Nettoergeb­nis fast um zwei Drittel auf 2,7 Milliarden Euro ab, nachdem der Gewinn schon 2018 um fast 30 Prozent gesunken war. Das lag vor allem an rund vier Milliarden an Rückstellu­ngen und Kosten für den Dieselskan­dal. Die Folgen der Abgasmanip­ulation treffen den Konzern in einer Phase, in der er mit Milliarden­investitio­nen seine PS-starken Luxusautos auf CO2-freie Elektroaut­os umstellen muss.

Wie viele der knapp 300.000 Stellen genau wegfallen sollen, ließ Källenius offen. Nach früheren Aussagen werden es mehr als 10.000 außerhalb der Produktion sein. In den nächsten drei Jahren würden zehn Prozent der Manager-Stellen gestrichen, kündigte der Daimler-Chef an. Zusätzlich werde über altersbedi­ngtes Ausscheide­n von Mitarbeite­rn ein Abfindungs­programm gestartet. In den kommenden Jahren sollen so 1,4 Milliarden Euro gespart werden. Doch zunächst müssen für den Stellenabb­au zwei Milliarden Euro ausgegeben werden, erklärte Finanzchef Harald Wilhelm. Davon entfielen 1,2 Milliarden Euro auf dieses Jahr.

Auch die Aktionäre müssen Federn lassen: Die Dividende soll auf 90 Cent je Aktie reduziert werden nach 3,25 Euro im Vorjahr. Analysten hatten im Schnitt mit einer Dividende von 1,50 Euro gerechnet.

Analysten zeigten sich bestürzt über die Lage des Konzerns: „Es wird

Jahre dauern, bis Daimler wieder ein Renditeniv­eau erreicht, das man als Aktionär von einem Premium-Automobilh­ersteller erwarten darf“, sagte Michael Muders, Portfoliom­anager bei Union Investment. „Wenn man Källenius eines zu Gute halten will, dann Folgendes: Er weiß das und macht kein Geheimnis daraus.

Wirkliche Besserung erwartet Daimler im laufenden Jahr nicht: Der Konzernabs­atz soll leicht sinken, der Umsatz auf dem Vojahresni­veau von knapp 173 Milliarden Euro (plus drei Prozent gegenüber 2018) verharren. Doch die Stuttgarte­r wollen weiter Milliarden in neue Modelle und Technologi­en stecken. Die Investitio­nen und Ausgaben für Forschung und Entwicklun­g sollen auf dem Niveau von 2019 von knapp 17 Milliarden Euro bleiben. Damit sei aber der Höchststan­d erreicht, erklärte Källenius. In diesem Jahr sollen weitere Elektroaut­os der Baureihe EQ auf den Markt kommen. Auch das Aushängesc­hild der Marke mit dem Stern, die profitable Luxuslimou­sine S-Klasse, kommt in neuer Auflage.

Källenius erklärte, Daimler könne das Ziel der EU zur Reduktion der Kohlendiox­id-Emissionen in diesem Jahr schaffen, wenn der Absatzante­il von Fahrzeugen mit alternativ­en Antrieben von zwei auf neun Prozent steige. Zugleich wolle er den Verkauf von Modellen mit Benzinoder Dieselmoto­ren nicht bremsen.

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FOTO: DPA Daimler-Chef Ola Källenius während der Bilanz-Pressekonf­erenz

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