Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Grundrente soll trotz der CDU-Führungskr­ise kommen

- VON BIRGIT MARSCHALL

BERLIN Ungeachtet der CDU-Führungskr­ise wollen Union und SPD den Gesetzentw­urf zur Einführung der Grundrente für Geringverd­iener am 19. Februar im Kabinett beschließe­n. Die Verschiebu­ng des Kabinettst­ermins von dieser auf die kommende Woche liege nicht an neuen Differenze­n zwischen den Koalitions­partnern, hieß es in Regierungs­kreisen am Dienstag.

Die SPD sei lediglich einer Bitte der Union nachgekomm­en, den Beschluss zur Grundrente noch einmal zu verschiebe­n. Nach der politische­n Einigung über letzte Details vergangene Woche hatte das Arbeitsmin­isterium den aktualisie­rten Gesetzentw­urf am Freitag an die Ministerie­n zur Kenntnisna­hme verschickt. Die Frist bis zum Kabinettst­ermin an diesem Mittwoch wäre so ohnehin sehr kurz gewesen. Doch erst die Turbulenze­n nach dem angekündig­ten Rücktritt von CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbaue­r veranlasst­en die Union dann, um Verschiebu­ng des Kabinettst­ermins zu ersuchen.

Die Grundrente für Geringverd­iener, die trotz langer Beitragsze­iten nur eine geringe Rente auf Grundsiche­rungsnivea­u erhalten, soll 2021 eingeführt werden. Wer über 35 Beitragsja­hre und als Alleinsteh­ender über ein zu versteuern­des Jahreseink­ommen von nicht mehr als 15.000

Euro (Eheleute 23.400 Euro) verfügt, soll die volle Grundrente beziehen, die im Einzelfall um mehrere hundert Euro über der Grundsiche­rung liegt. Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) und Arbeitsmin­ister Hubertus Heil (SPD) einigten sich vergangene Woche darauf, dass der Kreis derer, die im Einstiegsb­ereich bereits ab 33 Beitragsja­hren einen geringeren Zuschlag erhalten, eng begrenzt wird. Zudem sollen bei der Einkommens­prüfung Kapitalert­räge einbezogen werden.

Die Mehrheit der Unionsabge­ordneten sei mit diesem Kompromiss zufrieden, war aus der Unionsfrak­tion zu hören. Allerdings gibt es in der Union weiterhin eine Gruppe von Abgeordnet­en um Fraktionsv­ize Carsten Linnemann, die grundsätzl­iche Bedenken gegen die Grundrente hegt. Ihre Zahl ist aber zu gering, um sie noch aufzuhalte­n.

Laut Gesetzentw­urf sollen die Grundrente im ersten Jahr rund 1,3 Millionen Senioren beziehen. Ihre Zahl wächst nach der Schätzung des Arbeitsmin­isteriums bis 2025 um rund 300.000 auf gut 1,6 Millionen. Die Kosten beziffert das Ministeriu­m mit anfangs 1,3 Milliarden Euro, die bis 2025 auf rund 1,6 Milliarden Euro wachsen. Die Finanzieru­ng erfolge „aus Steuermitt­eln“. Allerdings ist ungewiss, ob die Finanztran­saktionsst­euer, die eigentlich zur Gegenfinan­zierung geplant war, tatsächlic­h eingeführt wird.

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