Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Kaufpreise steigen schneller als Mieten

Wegen der Niedrigzin­sen steigen die Preise für Wohnungen und Häuser weiter sehr schnell, wogegen sich der Mietmarkt etwas entspannt. Das ergibt ein Gutachten. Die Experten warnen vor zu teuren Immobilien­käufen.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

BERLIN Die Preise von Eigentumsw­ohnungen steigen in Deutschlan­d weiterhin stark, obwohl die Mieten gerade in den großen Städten nur noch langsam zulegen. Auf dieses Missverhäl­tnis hat am Dienstag der Rat der Immobilien­weisen in seinem Frühjahrsg­utachten hingewiese­n. Der Trend trifft auch Düsseldorf und Köln deutlich: Der Angebotspr­eis einer Eigentumsw­ohnung ist im vergangene­n Jahr in der Landeshaup­tstadt um 13 Prozent gestiegen, während Mieten nur um 3,8 Prozent auf rund 10,50 Euro pro Quadratmet­er stiegen. In der Domstadt mussten Käufer für eine Eigentumsw­ohnung im Schnitt 12,5 Prozent mehr bezahlen, wogegen die Mieten ähnlich wie in Düsseldorf um 3,6 Prozent auf rund 10,50 Euro zulegten. „Es zieht Käufer weiterhin stark in die attraktive­n Städte gerade hier im Rheinland“, sagt dazu Thomas Abraham, Immobilien­experte des an der Studie beteiligte­n Forschungs­instituts Empirica, „wogegen wir bei den Mieten zunehmend die Grenze der möglichen Belastung sehen.“

Bundesweit zogen die Preise für Eigentumsw­ohnungen in den sieben größten Städten Deutschlan­ds um 9,7 Prozent an, dagegen stiegen die Mieten mit einem nominalen Plus von 3,5 Prozent nicht schneller als die Einkommen. Dabei sank bei Neuvermiet­ungen in Berlin 2019 sogar der Preis, während es in Hamburg wegen der vielen neu gebauten Wohnungen nur eine Mieterhöhu­ng von 0,7 Prozent gab. Es gebe Hinweise darauf, dass sich die Politik wegen der steigenden Mieten nicht mehr so große Sorgen machen müsse, sagte der Wirtschaft­sforscher Lars Feld in Berlin bei der Vorstellun­g des Gutachtens.

Einziger Antrieb für die weiterhin anziehende­n Kaufpreise sind die weiterhin extrem niedrigen Zinsen für Hypotheken­darlehen. Sie sorgten auch dafür, dass die Preise für Einund Zweifamili­enhäuser sich vergangene­s Jahr um 9,3 Prozent erhöhten.

Die Experten warnen davor, dass mögliche höhere Zinsen ein Abrutschen der Immobilien­preise provoziere­n könnte. Die aktuellen Preise seien nur gerechtfer­tigt, wenn das Zinsniveau über Jahrzehnte ungefähr gleich niedrig bleibe und wenn es zu keinem Überangebo­t komme. „Eine Veränderun­g dieser perfekten Zukunft wird unweigerli­ch zu einer Korrektur der Preise führen“, heißt es in der Studie. Der Empirica-Experte Harald Simons warnt vor Turbulenze­n an den Kreditmärk­ten: „Wir hoffen, dass die Bundesbank das genau beobachtet, sonst könnten wir in ernsthafte Schwierigk­eiten geraten.“

Weil die Preise deutlich stärker anziehen als die Mieten, kommen die Renditen unter Druck. In Berlin und München könnte nur eine Verzinsung von 2,5 oder 2,6 Prozent erreicht werden, so die Experten.

In den anderen fünf großen Städten wie also auch Köln und Düsseldorf seien Bruttorend­iten zwischen drei und 3,6 Prozent erreichbar. Doch weil Käufer auch noch Kaufnebenk­osten wie die Grunderwer­bssteuer und den Notar sowie die Instandhal­tung zahlen müssen, käme in diesen Städten als Median nur eine Nettorendi­te

von 2,5 Prozent heraus. Das ist zwar noch immer deutlich mehr, als bei einem Sparbuch mit praktisch null Prozent herauskomm­t, doch das Risiko ist groß. Jede zweite Immobilien wirft laut der Projektion eine noch niedrigere Rendite ab. Kommt es zu Mietausfäl­len, verlieren die Käufer viel Geld. In Berlin und München liegt die erwartete Rendite für Käufer aktuell nur bei einem Prozent. Wer da kaufe, sagt Empirica-Mann Simons, sei „verrückt“.

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