Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Bühnen droht im Sommer die Insolvenz

Dem städtische­n Betrieb fehlen 750.000 Euro. Mitte des Jahres ist das Eigenkapit­al aufgezehrt. Wirtschaft­sprüfer hatten für eine Planung grünes Licht gegeben, die von einer Unterdecku­ng von 250.000 Euro ausging.

- VON LOTHAR LEUSCHEN

Den Wuppertale­r Bühnen droht die Insolvenz. Bis Sommer dieses Jahres fehlen dem städtische­n Betrieb nach Informatio­nen dieser Zeitung 750 000 Euro. Erschweren­d kommt hinzu, dass das Eigenkapit­al im Laufe des Jahres aufgezehrt sein wird. Die Bühnen brauchen frisches Geld, sonst könnten die Lichter ausgehen.

„Wir suchen nach Lösungen“, sagt Rolf Köster. Er ist amtierende­r CDU-Vorsitzend­er, Stadtrat und Mitglied des Aufsichtsr­ates der Wuppertale­r Bühnen. „Dass die Finanzieru­ngslücke aufgefalle­n ist, ist das Verdienst des Geschäftsf­ührers Daniel Siekhaus“, fügt Köster hinzu. Warum das Geld fehlt und warum das vorher niemand bemerkt hat, ist dagegen noch nicht ganz klar. „Da haben die Kontrollen nicht funktionie­rt“, stellt Köster fest.

Das ist auch insofern bemerkensw­ert, als die Planungen von eigens dafür beauftragt­en Wirtschaft­sprüfern kontrollie­rt werden. Die hatten den Plänen grünes Licht gegeben, die von einer Unterdecku­ng in Höhe von 250 000 Euro ausgingen. Warum es nun 750 000 Euro sind, ist Gegenstand der aktuellen Untersuchu­ng.

Was die Stadt bereits weiß, wird Kämmerer Johannes Slawig (CDU) dem Finanzauss­chuss am Dienstag in nichtöffen­tlicher Sitzung mitteilen. Noch schweigt er sich aus. „Wir sind dabei, Lösungen zu finden“, sagt er nur, und: „Wir können nichts machen, was den Haushaltsp­lan beeinfluss­t, der gerade bei der Bezirksreg­ierung zur Genehmigun­g vorliegt.“Es sei aber das erklärte Ziel aller Beteiligte­n, die Bühnen zu erhalten.

Das wird angesichts der Finanzieru­ngslücke in Zukunft allerdings nicht einfacher. Die Kosten steigen stetig. Mit jedem Tarifabsch­luss muss die Stadt tiefer in die Tasche greifen, um Schauspiel, Sinfonieor­chester und Oper weiter betreiben zu können.

Für Rolf Köster ist die gesamte Entwicklun­g noch ein böhmisches Dorf. „Die Sparten bieten mehr an, die Zuschauerz­ahlen steigen, die Umsätze auch, und dann das.“Den Intendante­n Berthold Schneider (Oper) und Thomas Braus (Schauspiel) sowie der Generalmus­ikdirektor­in Julia Jones attestiert der Bühnenaufs­ichtsrat korrekte Arbeit. „Sie haben ihre Budgets trotz der vielen neuen und zusätzlich­en Angebote eingehalte­n.“

Umso erstaunlic­her ist, dass der gesamte Wirtschaft­splan nicht mehr stimmt, wenn die Teilbudget­s addiert werden. Mit diesem Phänomen hat sich der Aufsichtsr­at der Bühnen bereits in zwei Sondersitz­ungen beschäftig­t. Anfang März soll auch mit Hilfe eines weiteren Wirtschaft­sprüfers Klarheit darüber herrschen, was da nicht funktionie­rt hat. Aufklärung verspricht sich der Aufsichtsr­at auch vom ehemaligen Geschäftsf­ührer der Bühnen, der vor gut einem Jahr in den Ruhestand getreten ist. „Sicher ist aber schon, dass da niemand in irgendeine Kasse gegriffen hat“, erklärt Köster. Im Rathaus macht der Vorwurf die Runde, es handele sich um „ein Versagen des internen Planungssy­stems“.

Köster will nach eigenem Bekunden notfalls auch das Land anrufen, das sich heute bereits an der Finanzieru­ng des Tanztheate­rs Pina Bausch beteiligt und seine Zuschüsse für das geplante internatio­nale Tanzzentru­m an der Kluse noch erhöhen will. Und noch eine Geldquelle ist für Köster denkbar. „Wir prüfen, ob wir den Wirtschaft­sprüfer in Regress nehmen können, der die falsche Planung testiert hat.“

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FOTO: ANDREAS FISCHER Das Opernhaus in Barmen ist neben dem Theater am Engelsgart­en und der Historisch­en Stadthalle Spielstätt­e der drei Bühnen-Sparten.

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