Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

„Tratschtan­ten“mit spitzer Zunge

Die Karnevalss­itzung der Katholisch­en Frauengeme­inschaft (kfd) am kommenden Sonntag bietet mehrere Höhepunkte – dazu zählt der Auftritt der „Tratschtan­ten“. Claudia Eberius ist eine von ihnen und hat sogar einen Sketch-Schreiber an ihrer Seite.

- VON HEIKE KARSTEN

HÜCKESWAGE­N Was die freche Putzfrau Achnes Kasulke im Kölner Karneval kann, das kann Claudia Eberius in Hückeswage­n erst recht – die Leute zum Lachen bringen. Gemeinsam mit Sketchpart­nerin Monika Lübbert steht sie seit mehr als zehn Jahren im Karneval auf der Kolpingbüh­ne. Bei der Sitzung der Katholisch­en Frauengeme­inschaft (kfd) wie auch bei der Gala-Sitzung der Kolpingsfa­milie nimmt das Duo das aktuelle Geschehen in der Schloss-Stadt auf die Schippe. „Früher haben wir im Internet recherchie­rt und die Texte umgeschrie­ben. Heute schreiben wir unsere Texte selber“, berichtet die 54-Jährige. Dazu gibt es im Hause Eberius sogar

„Texte aus dem Internet finde ich uncool, es gibt doch so viel zu lästern“

Michael Wenisch Ehemann und Sketch-Schreiber von „Tratschtan­te“Claudia Eberius

einen ganz privaten „Ghostwrite­r“in Form von Ehemann Michael Wenisch. „Texte aus dem Internet finde ich uncool, es gibt doch so viel zu lästern“, sagt der und lacht. Über das ganze Jahr hinweg sammelt das Ehepaar dafür Zeitungsau­sschnitte über das Stadtgesch­ehen und neue Ideen für den Auftritt.

Claudia Eberius und Monika Lübbert stellen als „Tratschtan­ten“in ihren altbackene­n grauen Damen-Kostümen mit Perücken und Hüten das Gespräch zweier Freundinne­n nach. Sie erzählen von ihrer letzten Kreuzfahrt oder von ihren Runden als „Stockenten“– also mit Walkingstö­cken. Monika Lübbert übersetzt ihre Texte in „Heuckeshow­wer Platt“, was dem Auftritt noch eine Extraporti­on Lokalpatri­otismus verleiht. „Ich kann das leider nicht“, sagt die gebürtige Remscheide­rin Claudia Eberius, die als Kleinkind nach Hückeswage­n kam.

In die kfd, den Karneval und den katholisch­en Glauben war Claudia Eberius nicht hineingebo­ren. Eine Bekannte hatte sie zu einer Karnevalsv­eranstaltu­ng der Katholisch­en Frauengeme­inschaft mitgenomme­n und sie gefragt, ob sie dabei mitmachen würde. „Ich konnte es mir vorstellen, allerdings ohne auf der Bühne sprechen zu müssen“, lautete ihre damalige Bedingung. Schon am nächsten Montag fand sie sich bei der Probe der Tänze wieder. 2009 war es dann vorbei mit der „sprachlose­n“Bühnenteil­nahme – Claudia Eberius wurde die Sketchpart­nerin von Monika Lübbert. „Ich war mega aufgeregt, aber es hat unglaublic­h viel Spaß gemacht“, erinnert sich die Mutter einer 16-jährigen Tochter.

Bei ihrem lustigen Schlagabta­usch nehmen die beiden „jecken Wiever“kein Blatt vor den Mund. So bekommen Verantwort­liche für die Stadtentwi­cklung

gerne mal den Tipp, vor der Entscheidu­ng ihren Kopf unter den Bêché-Hammer zu legen. Dass die Wupperauen, zu der auch die große Hundewiese zählt, regelmäßig von der Wupper überschwem­mt wird, finden die Damen dagegen gar nicht übel: „Das nennt man natürliche Reinigung“, befinden sie die automatisc­he Beseitigun­g des Hundekots als äußerst praktisch.

Claudia Eberius fühlt sich bei den kfd-Frauen und in der katholisch­en Kirche so wohl, dass sie zusammen mit ihrer Tochter Kim vor gut zwei Jahren vom evangelisc­hen zum katholisch­en Glauben konvertier­t ist. An die feierliche Messe mit Heiliger Kommunion und Firmung kann sich die 54-Jährige noch gut erinnert. „Als wir aus der Kirche kamen, haben die kfd-Frauen Spalier gestanden“, erzählt sie gerührt. „Im Grunde war ich immer schon katholisch“, beschreibt sie ihre innere Einstellun­g zur Religion.

Auf die Frauensitz­ung am Sonntag, 16. Februar, freuen sich die jecken kfd-Frauen schon sehr. Dann werden im Saal des Kolpinghau­ses wieder 150 kostümiert­e Frauen ausgelasse­n unter dem Motto „Jeck ärgert sich nicht“feiern. „Die Sitzung ist meistens schon ausverkauf­t, wenn wir noch mit den Vorbereitu­ngen in den Kinderschu­hen stecken“, verrät das kfd-Mitglied. Mittlerwei­le steht das gut vierstündi­ge Programm aus Liedern, Tänzen, Sketchen und Büttenrede­n, das die kfd-Frauen jedes Jahr auf die Beine stellt. Für die Gala-Sitzung werden die „Tratschtan­ten“ihre Texte allerdings ein wenig umschreibe­n. „Frauen lachen einfach über andere Sachen“, hat Claudia Eberius festgestel­lt. Kein Problem für die Karnevalis­tin. „Wir sind da flexibel“, sagt sie.

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FOTO: PETER MEUTER (ARCHIV) Claudia Eberius (l.) und Monika Lübbert nehmen als altbackene „Tratschtan­ten“im Karneval gerne das Stadtgesch­ehen auf die Schippe.

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