Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Schützen lehnen Spenden von AfD ab
Die Dachorganisation der katholischen Bruderschaften warnt ihre Mitglieder vor der Gefahr verdeckter Einflussnahme. Anbandelungsversuche durch Rechtspopulisten häuften sich.
KÖLN Der Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften (BHDS) warnt in einem internen Schreiben seine Mitglieder vor Geldspenden, die mutmaßlich von der AfD kommen. „In den letzten Wochen boten uns unbekannte Personen aus Bundesländern, in denen es keine BHDS-Bruderschaften gibt, hohe Geldspenden an“, heißt es dort: „Der BHDS hat die Annahme verweigert, weil nach unserer Recherche hier offensichtlich über AfD-Kanäle ein für den BHDS kompromittierender Sachverhalt konstruiert werden sollte.“
Im konkreten Fall geht es um das Spendenangebot eines früheren AfD-Wahlkampfmanagers aus Schleswig-Holstein. Der BHDS mit Sitz in Köln vereint rund 400.000 Schützen. „Von unserer Basis haben wir zuletzt häufiger gespiegelt bekommen, dass es Anbandelungen vonseiten der AfD gab. Deswegen haben wir nun sehr frühzeitig unseren Warnhinweis verschickt“, sagte Bundesschützenmeister Emil Vogt: „Für uns steht fest, dass die Spende nur dazu dienen sollte, uns bloßzustellen. Nach dem Motto: Die Schützen hauen auf die AfD, aber ihr Geld nehmen sie gern. Dazu würde auch passen, dass der AfD-Kontakt direkt danach fragte, ob wir auch Spendenquittungen ausstellen. Hier wollte man offenbar auf jeden Fall etwas schriftlich haben.“
Ein AfD-internes Strategiepapier legt nahe, dass die rechtspopulistische Partei gezielt in Traditionsvereine strebt. Das Papier wurde mehreren Medien zufolge zufolge bereits im Sommer vom Bundesvorstand beschlossen und befindet sich teilweise in der Umsetzung. Es empfiehlt zur Ansprache Vereine und Verbände, „die Traditionen pflegen“und „beim linksliberalen Milieu auf wenig Sympathie stoßen“. Explizit benannt werden Jäger, Schützenvereine, Sportschützen, christliche Minderheiten und Brauchtumspfleger. Das Papier trägt den Namen „Strategie 2019 bis 2025: Die AfD auf dem Weg zur Volkspartei“. Eine Sprecherin der AfD in NRW teilte auf
Anfrage mit: „Ich kann nicht ausschließen, dass Mitglieder der AfD an Schützenvereine spenden. Aber es gibt keine koordinierte Spendenkampagne der Partei.“
Ende des vergangenen Jahres hatte sich die AfD schon einmal an die Schützenbruderschaften gewandt. Damals schickte die Partei ungefragt Flyer mit Stellungnahmen zu der von der Bundesregierung geplanten Verschärfung des Waffengesetzes – die letztlich auch umgesetzt wurde. Der BHDS prüft seitdem, wie eine Mitgliedschaft in der AfD als unvereinbar mit den christlichen Werten der Schützenbruderschaften erklärt werden kann. „Ich bin recht zuversichtlich, dass es bald eine entsprechende Erklärung geben wird. Wir wollen das Thema eng mit unserer Basis abstimmen, dazu sind noch einige Sitzungen nötig“, sagte Vogt und stellte klar: „Gerade in der heutigen Zeit, in der rechte Populisten unter dem Deckmantel der Heimatverbundenheit Grenzen abschotten wollen und Fremdenhass schüren, zeigen wir, dass unser Heimatbegriff auf Miteinander und nicht auf Ausgrenzung setzt.“
Ähnlich äußerte sich NRW-Heimatministerin Ina Scharrenbach (CDU): „Die Schützenbruderschaften haben feste demokratische Wurzeln und stehen für unsere Heimat in Nordrhein-Westfalen: eine Heimat, die Menschen verbindet und mitnimmt, nicht trennt und ausgrenzt.“Leitartikel