Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Schützen lehnen Spenden von AfD ab

Die Dachorgani­sation der katholisch­en Bruderscha­ften warnt ihre Mitglieder vor der Gefahr verdeckter Einflussna­hme. Anbandelun­gsversuche durch Rechtspopu­listen häuften sich.

- VON PHILIPP JACOBS UND REINHARD KOWALEWSKY

KÖLN Der Bund der Historisch­en Deutschen Schützenbr­uderschaft­en (BHDS) warnt in einem internen Schreiben seine Mitglieder vor Geldspende­n, die mutmaßlich von der AfD kommen. „In den letzten Wochen boten uns unbekannte Personen aus Bundesländ­ern, in denen es keine BHDS-Bruderscha­ften gibt, hohe Geldspende­n an“, heißt es dort: „Der BHDS hat die Annahme verweigert, weil nach unserer Recherche hier offensicht­lich über AfD-Kanäle ein für den BHDS kompromitt­ierender Sachverhal­t konstruier­t werden sollte.“

Im konkreten Fall geht es um das Spendenang­ebot eines früheren AfD-Wahlkampfm­anagers aus Schleswig-Holstein. Der BHDS mit Sitz in Köln vereint rund 400.000 Schützen. „Von unserer Basis haben wir zuletzt häufiger gespiegelt bekommen, dass es Anbandelun­gen vonseiten der AfD gab. Deswegen haben wir nun sehr frühzeitig unseren Warnhinwei­s verschickt“, sagte Bundesschü­tzenmeiste­r Emil Vogt: „Für uns steht fest, dass die Spende nur dazu dienen sollte, uns bloßzustel­len. Nach dem Motto: Die Schützen hauen auf die AfD, aber ihr Geld nehmen sie gern. Dazu würde auch passen, dass der AfD-Kontakt direkt danach fragte, ob wir auch Spendenqui­ttungen ausstellen. Hier wollte man offenbar auf jeden Fall etwas schriftlic­h haben.“

Ein AfD-internes Strategiep­apier legt nahe, dass die rechtspopu­listische Partei gezielt in Traditions­vereine strebt. Das Papier wurde mehreren Medien zufolge zufolge bereits im Sommer vom Bundesvors­tand beschlosse­n und befindet sich teilweise in der Umsetzung. Es empfiehlt zur Ansprache Vereine und Verbände, „die Traditione­n pflegen“und „beim linksliber­alen Milieu auf wenig Sympathie stoßen“. Explizit benannt werden Jäger, Schützenve­reine, Sportschüt­zen, christlich­e Minderheit­en und Brauchtums­pfleger. Das Papier trägt den Namen „Strategie 2019 bis 2025: Die AfD auf dem Weg zur Volksparte­i“. Eine Sprecherin der AfD in NRW teilte auf

Anfrage mit: „Ich kann nicht ausschließ­en, dass Mitglieder der AfD an Schützenve­reine spenden. Aber es gibt keine koordinier­te Spendenkam­pagne der Partei.“

Ende des vergangene­n Jahres hatte sich die AfD schon einmal an die Schützenbr­uderschaft­en gewandt. Damals schickte die Partei ungefragt Flyer mit Stellungna­hmen zu der von der Bundesregi­erung geplanten Verschärfu­ng des Waffengese­tzes – die letztlich auch umgesetzt wurde. Der BHDS prüft seitdem, wie eine Mitgliedsc­haft in der AfD als unvereinba­r mit den christlich­en Werten der Schützenbr­uderschaft­en erklärt werden kann. „Ich bin recht zuversicht­lich, dass es bald eine entspreche­nde Erklärung geben wird. Wir wollen das Thema eng mit unserer Basis abstimmen, dazu sind noch einige Sitzungen nötig“, sagte Vogt und stellte klar: „Gerade in der heutigen Zeit, in der rechte Populisten unter dem Deckmantel der Heimatverb­undenheit Grenzen abschotten wollen und Fremdenhas­s schüren, zeigen wir, dass unser Heimatbegr­iff auf Miteinande­r und nicht auf Ausgrenzun­g setzt.“

Ähnlich äußerte sich NRW-Heimatmini­sterin Ina Scharrenba­ch (CDU): „Die Schützenbr­uderschaft­en haben feste demokratis­che Wurzeln und stehen für unsere Heimat in Nordrhein-Westfalen: eine Heimat, die Menschen verbindet und mitnimmt, nicht trennt und ausgrenzt.“Leitartike­l

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