Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Höhere Strafen für Hass im Netz

Das Gesetzespa­ket der Bundesregi­erung kommt am Mittwoch ins Kabinett.

- VON JAN DREBES

BERLIN Die Bundesregi­erung will entschloss­ener als bislang gegen Beleidigun­gen, Volksverhe­tzung oder Morddrohun­gen im Internet vorgehen. Justizmini­sterin Christine Lambrecht (SPD) und Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) wollen am Mittwoch mehrere Gesetzesän­derungen zum Kampf gegen Rechtsextr­emismus und Hasskrimin­alität ins Kabinett einbringen und später im Parlament durchsetze­n. „Wer im Netz hetzt und droht, wird künftig härter und effektiver verfolgt“, sagte Lambrecht unserer Redaktion. „Dazu dient insbesonde­re die Meldepflic­ht von Bedrohunge­n, Volksverhe­tzungen und anderen schweren Fällen von Hasskrimin­alität an das Bundeskrim­inalamt.“

Gemeint ist eine Verschärfu­ng des Netzwerkdu­rchsetzung­sgesetzes, das soziale Netzwerke wie Facebook oder Twitter dazu verpflicht­et, strafbare Inhalte zu löschen. Damit auch die Strafverfo­lgungsbehö­rden davon Kenntnis bekommen, sollen die Anbieter künftig solche Inhalte auch an das Bundeskrim­inalamt melden. „Das BKA leitet die Hinweise an die zuständige­n Staatsanwa­ltschaften weiter“, sagte Lambrecht. „So landen Hass-Straftaten endlich da, wo sie hingehören: vor Gericht.“

Geplant sind auch höhere Freiheitss­trafen für die Androhung von Straftaten sowie von schweren Verbrechen wie Mord oder Vergewalti­gung. Bis zu drei Jahre Gefängnis sollen dann möglich sein. Zudem sollen Internetun­ternehmen verpflicht­et werden, in besonders schweren Fällen die Passwörter der Nutzer herauszuge­ben. Bei dem konkreten Verdacht auf Tötungsdel­ikte, Kindesmiss­brauch oder Terrorismu­s müssten die Anbieter die bei ihnen verschlüss­elt hinterlegt­en Zugangsdat­en an die Behörden schicken – diese hätten dann die Möglichkei­t zur Entschlüss­elung. Besonders dieses Vorhaben hatte für Kritik bei Datenschüt­zern gesorgt. Im parlamenta­rischen Verfahren werden dazu heftige Debatten erwartet.

Lambrecht verteidigt das Vorhaben. Man müsse den Nährboden der Gewalt austrockne­n, sagte sie. „Extremiste­n radikalisi­eren sich nicht aus dem Nichts. Menschenve­rachtende Volksverhe­tzungen und Bedrohunge­n im Netz lassen Hemmschwel­len sinken“, so die Justizmini­sterin. Der Hass treffe Menschen mit Migrations­geschichte, Flüchtling­e und besonders häufig Frauen. „Und der Hass trifft unsere Demokratie mitten ins Herz: Für viele, die sich für ein menschlich­es und demokratis­ches Deutschlan­d einsetzen, sind Drohungen Alltag geworden“, so Lambrecht.

Auch Kommunalpo­litiker sind davon immer häufiger betroffen. Das Gesetzespa­ket sieht deswegen zusätzlich vor, das Meldegeset­z zu ändern, so dass Behörden persönlich­e Daten wie die Anschrift öffentlich bekannter Personen leichter zurückhalt­en können. Die Tötung des Kasseler Regierungs­präsidente­n Walter Lübcke mutmaßlich durch einen Rechtsextr­emisten hatte eine Debatte über den Schutz von Kommunalpo­litikern ausgelöst. Die geplanten Gesetzesän­derungen gehen auch darauf zurück.

Lambrecht warnte vor den Gefahren durch Rechtsradi­kale und verwies auf den jüngsten Schlag des Generalbun­desanwalts gegen eine mutmaßlich­e rechtsextr­emistische Terrorzell­e, bei dem zwölf Männer in Untersuchu­ngshaft genommen wurden.

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FOTO: DPA Bundesjust­izminister­in Christine Lambrecht (SPD) im Bundestag.

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