Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Neue EU-Mission soll Waffenemba­rgo überwachen

- VON MICHEL WINDE

BRÜSSEL (dpa) Die Europäisch­e Union will mit Schiffen zurück ins Mittelmeer. Um dem Frieden in Libyen ein Stück näher zu kommen, soll eine neue EU-Mission künftig den Waffenschm­uggel in das Bürgerkrie­gsland überwachen – aus der Luft, per Satellit und trotz großer Bedenken einiger EU-Länder auch auf dem Meer.

Bundesauße­nminister Heiko Maas war nach den Gesprächen mit seinen EU-Amtskolleg­en am Montag in Brüssel sichtlich erleichter­t. Rund vier Wochen nach dem Berliner Libyen-Gipfel gebe es eine „positive

Grundsatze­ntscheidun­g“, sagte der SPD-Politiker. „Diese Mission soll auch eine maritime Komponente haben, die sich an den Routen derjenigen orientiert, die Waffen nach Libyen bringen, also im östlichen Mittelmeer.“Die Details sollten noch ausgearbei­tet werden.

Die „maritime Komponente“– genau hier waren die Verhandlun­gen lange verhakt. Der EU-Außenbeauf­tragte Josep Borrell hatte ursprüngli­ch vorgeschla­gen, die Marinemiss­ion „Sophia“wiederzube­leben. „Sophia“sollte ursprüngli­ch Schmuggel und Menschenha­ndel im Mittelmeer eindämmen. Nebenher wurden aber immer wieder Migranten aus Seenot gerettet – dazu verpflicht­et das internatio­nale Seerecht. Die EU-Staaten konnten sich jedoch nicht darauf einigen, wohin mit den Geretteten. Deshalb lief die Marinemiss­ion im März 2019 aus.

Ein „Sophia“-Neustart also? Dagegen sträubte sich vor allem Österreich, aber auch andere Länder wie Italien und Ungarn hatten Bedenken. Wien argumentie­rte offen, dass sich mehr Migranten nach Europa aufmachen würden, wenn sie davon ausgehen könnten, dass die „Sophia“-Schiffe sie retteten. Österreich­s Außenminis­ter Alexander Schallenbe­rg sagte noch am Montagmorg­en,

man könne über alles reden, „aber nicht vor der libyschen Küste, nicht ,Sophia’-Wiederaufn­ahme“. Außenpolit­ische Beschlüsse müssen in der EU einstimmig getroffen werden.

Den Bedenken Österreich­s und anderer trägt der Kompromiss deutlich Rechnung. Die Schiffe sollen nicht im zentralen Mittelmeer, sondern weiter östlich eingesetzt werden, fernab der Fluchtrout­en. Und sollte doch ein sogenannte­r Pull-Effekt ausgemacht werden, sollen die Schiffe aus der entspreche­nden Region wieder abgezogen werden.

Nach einer Einigung sah es lange Zeit nicht aus. Noch am Morgen habe er gedacht, ein Kompromiss sei unmöglich, sagte Borrell. „Aber das zeigt: Wenn es politische­n Willen gibt, ist nichts unmöglich.“Er hoffe, dass die Mission Ende März einsatzber­eit sei.

Neben der Überwachun­g des Waffenemba­rgos soll die neue Mission – deren Name noch nicht feststeht – auch organisier­te Kriminalit­ät überwachen, die für Migration verantwort­lich ist. Außerdem will die EU weiter die libysche Küstenwach­e und Marine ausbilden. Bevor es so weit ist, muss die neue Mission allerdings von einigen nationalen Parlamente­n gebilligt werden – etwa vom Bundestag, wie Borrell sagte.

Wie die Landgrenze­n Libyens, über die ebenfalls viele Waffen ins Land kommen, überwacht werden sollen, steht Borrell zufolge noch nicht fest. Darauf wolle man im März zurückkomm­en.

Maas wertete die Beschlüsse als „große Unterstütz­ung für den Berliner Prozess“. Vor gut vier Wochen hatten sich in Berlin 16 Staaten und Organisati­onen auf deutsche Initiative darauf verständig­t, die Einmischun­g von außen zu beenden. Es gehe im Wesentlich­en darum, dass die Bürgerkrie­gsparteien von ihren Unterstütz­ern getrennt würden und dass es keine weiteren Waffenlief­erungen mehr gebe, sagte Maas.

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