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Rebecca seit einem Jahr verschwunden – Polizei gibt nicht auf
BERLIN (dpa) Es ist einer der spektakulärsten Vermisstenfälle der vergangenen Jahre. Seit dem 18. Februar 2019 wird die 15-jährige Rebecca aus Berlin-Britz vermisst. Ihr Foto war in den folgenden Monaten fast täglich in Zeitungen, im Fernsehen und Internet zu sehen. In einer Großstadt wie Berlin werden jeden Tag viele Menschen als vermisst gemeldet. Die allermeisten werden schnell gefunden. Im Fall Rebecca ist bis heute keine Lösung in Sicht.
Unter Verdacht steht Rebeccas 27-jähriger Schwager. Nach seiner Aussage soll die 15-Jährige das Haus verlassen haben. Das kann die Polizei anhand der Handydaten aber nicht feststellen. Am 28. Februar wird er wegen Mordverdachts festgenommen. Einen Tag später wird er wieder freigelassen, am 4. März erneut verhaftet und in Untersuchungshaft gebracht. Zwei Tage später veröffentlicht die Polizei Fotos des Mannes und des Familienautos,
das am Tag von Rebeccas Verschwinden auf der Autobahn zwischen Berlin und Polen erfasst wurde. Über das Fernsehen sucht die Mordkommission Zeugen. Tausende Hinweise gehen ein.
In den folgenden Wochen durchsuchen 50 Kilometer südöstlich von Berlin Hunderte Polizisten Wälder. Leichenspürhunde schnüffeln im Unterholz, Taucher steigen in Seen. Rebecca bleibt verschwunden. Am 22. März wird der Haftbefehl gegen den Schwager aufgehoben. Gleichwohl betont die Staatsanwaltschaft: „Er ist weiterhin Beschuldigter.“Was fehlt, sind Beweise – bis heute. „Es ist aber bei weitem kein Cold Case, denn hier laufen noch Ermittlungen, es werden Hinweise abgearbeitet“, sagt der Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft, Martin Steltner.
Die Tragödie belastet die Familie Rebeccas massiv. „Natürlich kann sie auch tot sein, aber dieses Gefühl habe ich nicht“, sagte die Mutter
dem Sender RTL. Rebecca sei vermutlich entführt worden. „Mit dem Tod könnte ich umgehen, aber die Ungewissheit, das ist furchtbar.“
Die Polizei will ebenfalls nicht aufgeben. „Natürlich wird nicht mehr mit dem gleichen personellen Aufwand ermittelt wie damals“, sagt Steltner. „Aber sobald sich neue Hinweise ergeben, werden wir wieder mit dem früheren Personalaufwand einsteigen, um das Schicksal von Rebecca aufzuklären.“