Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Umwelthilf­e warnt Diesel-Kunden vor VW-Angebot

Nach dem Platzen der Vergleichs­verhandlun­gen ist der Ärger bei Verbrauche­rschützern groß.

- VON FLORIAN RINKE

BERLIN Nachdem Volkswagen die Verhandlun­gen über einen Vergleich für geschädigt­e Diesel-Besitzer mit dem Verbrauche­rzentrale-Bundesverb­and (VZBV) abgebroche­n hat, warnt die Deutsche Umwelthilf­e vor dem stattdesse­n angekündig­ten Angebot des Autokonzer­ns an Privatkund­en. „Nach dem Betrug von mehr als zehn Millionen Dieselkund­en europaweit könnte VW nun die in der Musterfest­stellungsk­lage versammelt­en VW-Besitzer ein weiteres Mal über den Tisch ziehen“, sagte

Jürgen Resch, Chef der Umwelthilf­e. So sei bei Millionen Betrugs-Dieseln ein schlichtes Software-Update aufgespiel­t worden, welches aber immer noch Abschaltei­nrichtunge­n enthalte. Die Deutsche Umwelthilf­e klage gegen diesen vom Kraftfahrt-Bundesamt genehmigte­n Vorgang vor dem Europäisch­en Gerichtsho­f (EuGH). „Wenn der EuGH die Rechtsauff­assung der DUH bestätigt, sind Hardware-Nachrüstun­gen oder gar Stilllegun­gen der Autos die mögliche Konsequenz. Wir raten daher dringend davon ab, ein Angebot anzunehmen, in dem alle zukünftige­n Ansprüche ausgeschlo­ssen sind“, sagte Resch.

Der VW-Konzern hatte die Verhandlun­gen über einen Vergleich für die Teilnehmer der Musterfest­stellungsk­lage mit dem Bundesverb­and der Verbrauche­rzentralen am Freitag überrasche­nd abgebroche­n und die Verbrauche­rschützer damit düpiert. Während sich diese noch am Freitagmor­gen kurz vor dem Ende der Verhandlun­gen wähnten, hatte Volkswagen parallel an einer anderen Strategie gearbeitet. Der Konzern bietet Kunden nun eine Einigung ohne Einbeziehu­ng der Verbrauche­rschützer an, deren Anwälten man überhöhte Gehaltsfor­derungen vorwirft.

Dem widerspric­ht Anwalt Ralph Sauer von Russ Litigation im „Tagesspieg­el“: „Die beteiligte­n Anwälte waren nicht auf Gewinn aus, wir hätten das Geld sogar gespendet.“Auch VZBV-Chef Klaus Müller macht VW für das Scheitern der Verhandlun­gen verantwort­lich. „Nachdem wir so derbe gefoult worden sind, sollte eine Entschuldi­gung von VW kommen“, zitiert ihn das „Handelsbla­tt“.

Der VZBV hatte sich zuletzt in den Verhandlun­gen mit VW angeblich auf eine Gesamtsumm­e von 830 Millionen Euro geeinigt, mit denen die Teilnehmer an der Musterfest­stellungsk­lage abgefunden werden sollten. Diese Klage wird auch fortgeführ­t. VW bietet den Kunden unterdesse­n bis zu rund 6300 Euro an, wenn sie auf die juristisch­e Auseinande­rsetzung verzichten. Klaus Müller fordert VW auf, das Angebot auf alle betroffene­n Diesel-Fahrer in Deutschlan­d auszuweite­n: „Statt einige Hunderttau­send könnten so Millionen betrogene Verbrauche­r in den Genuss von Entschädig­ungszahlun­gen kommen.“

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