Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

NRW-Wirtschaft drängt EU zu Bürokratie­abbau

Unternehme­rverband, Handwerksk­ammertag und IHK machen Druck auf von der Leyens Kommission.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Die drei wichtigste­n Wirtschaft­sorganisat­ionen Nordrhein-Westfalens, Unternehme­r NRW, IHK und Westdeutsc­her Handwerksk­ammertag, haben einen Forderungs­katalog für die EU-Kommission aufgestell­t. In dem Papier, das unserer Redaktion vorliegt, heißt es, Brüssel dürfe nicht länger „als Sinnbild für Bürokratie und Regulierun­gswut gelten und muss deshalb deren Verringeru­ng noch stärker als Kernaufgab­e begreifen“.

Kritik kommt unter anderem an hohen Hürden bei der Entsendung von Mitarbeite­rn in andere EU-Staaten:

„Komplexe Meldeverfa­hren und Bürokratie dürfen den europaweit­en Mitarbeite­reinsatz im Rahmen der Entsendung nicht ausbremsen.“Als Beispiel wird die sogenannte A1-Bescheinig­ung angeführt, die Arbeitnehm­er schon bei kürzesten Auslandsre­isen beantragen müssen.

Mit Blick auf die Energie-, Klimaund Umweltpoli­tik verlangen die Unterzeich­ner „wettbewerb­sfähige Energiepre­ise und eine sichere Stromverso­rgung zu jeder Sekunde“. Schnell müsse es zudem Klarheit darüber geben, ob die finanziell­en Hilfen für die Braunkohle­reviere mit dem Beihilfere­cht vereinbar seien. Die Verbände warnen zudem vor „fortwähren­den Änderungen – egal auf welcher Ebene“. Denn diese schwächten die Akzeptanz der Energiewen­de.

Als intranspar­ent bezeichnen die Autoren den Gesetzgebu­ngsprozess auf EU-Ebene. Das sogenannte Trilogverf­ahren, bei dem EU-Gesetzesvo­rhaben zwischen EU-Parlament, Rat und Kommission ausgehande­lt werden, führe mitunter zu Deals, die nicht nachvollzi­ehbar seien. Hier fordern die Wirtschaft­sverbände mehr Transparen­z.

In Sachen Arbeits- und Sozialpoli­tik lehnen sie einen europäisch­en Mindestloh­n und eine Arbeitslos­enrückvers­icherung ab. Als reformbedü­rftig wird auch die im vergangene­n Jahr eingeführt­e Datenschut­zgrundvero­rdnung bezeichnet. Bei deren für dieses Jahr anstehende­n Überprüfun­g müssten die Belange der kleineren Organisati­onen stärker berücksich­tigt werden.

Beim Ausbau der Infrastruk­tur pochen die drei Organisati­onen darauf, „die stetig ausgeweite­te Öffentlich­keitsbetei­ligung in den Blick zu nehmen“.

„Europa darf sich nicht im KleinKlein und Überreguli­erung verlieren und aufreiben“, forderte der Präsident von Unternehme­r NRW, Arndt Kirchhoff. Thomas Meyer,

Präsident der IHK NRW, begründete den Vorstoß damit, dass nach den zähen und in der Unternehme­rschaft kaum mehr nachvollzi­ehbaren Brexit-Verhandlun­gen es nun gelte, verlorenes Vertrauen wiederzuge­winnen.

Dass der Vorstoß zum jetzigen Zeitpunkt kommt, geschieht nicht zufällig. Am 10. März präsentier­t die EU-Kommission ihre industrieu­nd mittelstan­dspolitisc­he Strategie. „Die EU muss noch stärker die Belange der vielen kleinen und mittleren Unternehme­n in den Blick nehmen“, forderte dafür Hans Hund, Präsident des Westdeutsc­hen Handwerksk­ammertags.

Newspapers in German

Newspapers from Germany