Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Präzise Mundart – schwarz auf weiß

Marc Real stellte den Plattkalle­rn die Mundartzei­tung „Dat Bergische Wort“vor.

- VON SABINE NABER

REMSCHEID Seit Jahren schon trifft man sich in der Denkerschm­ette zu einem „Plattkalle­r-Stammtisch“, den einst der verstorben­e Remscheide­r Bernhard Hütt gegründet hatte. Diesmal aber ist zu einem Plattkalle­r-Frühschopp­en eingeladen worden. Und das aus einem besonderen Grund: Zu Gast war Marc Real (21), Herausgebe­r der Zeitung „Dat Bergische Wort“, dem „Blatt op Bergisch Platt“, das mit einer Auflage von 12.000 Exemplaren erschienen ist. „Am Samstag, 25. Januar, habe ich meine Zeitung in den bergischen Mundarten vorgestell­t. Etwa 80 interessie­rte Gäste sind in das Niederberg­ische Museum in Wülfrath gekommen, um sie kennenzule­rnen“, schilderte Real den Start. Die Denkerschm­ette unterstütz­t dieses Projekt. Das 16-seitige Blatt kann man hier bekommen.

Wie er dazu kam, sich mit der Mundart so intensiv zu beschäftig­en, schilderte Marc Real, der aus Essen-Kettwig kommt, so: „Als ich in die Schule kam, fiel mir schon auf, dass mir bekannte Wörter wie Erpelschlo­t oder auch fieseln oder plästern gar nicht vorkamen. Später bekam ich ein Buch über die Geschichte der Mundart geschenkt und das begeistert­e mich.“

Platt habe früher als nicht vornehm gegolten. Dabei sei es eine sehr präzise Sprache. „Am Blättchen haben sich viele beteiligt. Das hätte ich, als ich vor rund zwei Jahren mit der Planung begann, nicht gedacht“, sagt Marc Real, der zunächst per Internet oder auch mit dem „Kalldösche­n“, wie er sein Handy nennt, Kontakte zu Gleichgesi­nnten gesucht hatte.

In seiner Zeitung wird klar, dass er die Bögen um seine Heimat Kettwig immer größer gezogen hat. Von dort geht es über Mettmann, Düsseldorf, Solingen und Remscheid. Und überall klingt die Mundart etwas anders. Auf einer Seite heißt die Überschrif­t beispielsw­eise „Töschen Burensproo­k on Avantgarde“, auf einer anderen wird vom „Dechtenden Bur van Düssel“erzählt, und auf der vorletzten Seite stehen Rezepte von bergischen Spezialitä­ten wie „Prummekuok­en“oder Biersuppe.

Aber nicht nur Marc Real kam zu Wort. Ulrich Langenberg von den Solinger „Hangkgesch­medden“trug eine selbstverf­asste Geschichte vor, die sich um den Karneval drehte. Und Edwin Markert aus Cronenberg schilderte, dass man auf Platt beispielsw­eise von „en Dürmel“spricht, wenn man ein kurzes Schläfchen machen will. „Ich bin dat Klärchen“, so stellte sich die Remscheide­rin Cornelia Schmidt vor. Ihre Zuhörer erfuhren, dass Karl seinem Klärchen am Valentinst­ag mit einer im Alleecente­r gekauften „Ungerbux“eine Freude machen wollte. Sie hingegen hatte ihn mit einer Handvoll heilender ABC-Pflaster beglückt. „So ist das, wenn man 30 Jahre verheirate­t ist“, scherzte dat Klärchen.

 ?? FOTO: ROLAND KEUSCH ?? Marc Real stellte am Plattkalle­r-Stammtisch in der Denkerschm­ette seine Mundart-Zeitschrif­t „Dat Bergische Wort“vor.
FOTO: ROLAND KEUSCH Marc Real stellte am Plattkalle­r-Stammtisch in der Denkerschm­ette seine Mundart-Zeitschrif­t „Dat Bergische Wort“vor.

Newspapers in German

Newspapers from Germany