Helmut und Eleonore Bernhardt wagten vor vier Jahren einen Neustart in Radevormwald.

Helmut und Eleonore Bernhardt feiern ihre Diamantene Hochzeit. Vor vier Jahren wagten sie einen Neustart in Radevormwald.

RADEVORMWALD Bei dem Gedanken an ihr erstes Treffen müssen Helmut und Eleonore Bernhardt schmunzeln. „Das war eine schöne Zeit“, erinnert sich die 81-Jährige, die ihren Mann 1955 in Essen kennengelernt hat. In ihrer Heimatstadt hatte Helmut Bernhardt nach Anschluss gesucht. Das zufällige Treffen veränderte sein Leben. „Damals war ich 20 Jahre alt, und ich bin heute immer noch glücklich über diesen Zufall“, sagt er. Den Raum Leipzig beschreibt der 84-Jährige als seine Heimat. Als er mit seinem sächsischen Dialekt im Ruhrgebiet ankam, wurde er sofort als Zugezogener erkannt. „Für die Menschen in Essen war ich ein Ausländer, aber man hat mich nett willkommen geheißen“, sagt er. Verliebt haben sich er und seine Frau Eleonore schnell. Als ihr gemeinsamer Sohn unterwegs war, beschlossen sie zu heiraten. An das Fest, das am Mittwoch genau 60 Jahre her ist, haben sie nur gute Erinnerungen. „Wir haben bescheiden im Kreis der Familie geheiratet“, sagt die gebürtige Essenerin.

Im Ruhrgebiet hat das Ehepaar die meisten Jahrzehnte der gemeinsamen Zeit verbracht. Eleonore Bernhardt war Filialleiterin eines Supermarktes, und Helmut Bernhardt hat 40 Jahre lang bei Krupp als Werkzeugfräser gearbeitet. Eigentlich war er Zuschneider in einer Schuhfabrik. „Als ich von Leipzig nach Essen gezogen bin, habe ich diesen Beruf aufgegeben und war dann drei Jahre lang auf Zeche. Nach einem Unfall musste ich umschulen und konnte bei Krupp anfangen.“

Im Ruhestand sind er und seine Frau jetzt schon seit mehr als 20 Jahren. Wie schnell die Jahre vergangen sind, können sie kaum fassen. „Das Leben geht schnell vorbei“, sagt Eleonore Bernhardt. Wenn sie und ihr Mann nicht gearbeitet oder sich um die Familie gekümmert haben, sind sie gerne verreist. Die Winter haben sie in den Skigebieten Österreichs verbracht und den Sommer in Italien.

„Das waren wunderschöne Reisen“, sagt Helmut Bernhardt. Reisen kann er aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr gut, aber die Erinnerungen und die Ehe mit seiner Frau geben ihm Kraft. Viel Streit gab es zwischen den Eheleuten nie. „Wir haben uns immer gut verstanden. Meinungsverschiedenheiten sind normal, aber das darf nie Überhand nehmen.“Wichtig für Helmut Bernhardt und seine Frau ist der gemeinsame Hund Enzo. Der wuschelige Hütehund hält die beiden auf Trapp.

Zu dritt sind sie vor knapp vier Jahren aus Essen nach Radevormwald gezogen. Mit der Umstellung musste sich nicht nur Rüde Enzo zurechtfinden. Auch für die Eheleute war der Umzug aus der Stadtmitte in das ländlich gelegene Radevormwald eine Herausforderung. „Wir sind umgezogen, um näher bei unserem Sohn und unserem Enkelkind zu sein. Unsere Familie wohnt jetzt direkt gegenüber“, erklärt die Rentnerin. Obwohl sie und ihr Mann jetzt mehr Kontakt zu ihrer Familie haben und sie häufiger sehen, vermissen sie ihr altes Zuhause. „Wir hatte die U-Bahn vor der Haustür, das war sehr praktisch. Außerdem haben wir uns mit der Wohnung verkleinert“, sagt Helmut Bernhardt. „Das ist alles eine schwierige Umstellung, und wir vermissen viel, auf der anderen Seite geht es uns hier gut, und die Menschen sind sehr nett. Unsere Nachbarn haben uns freundlich aufgenommen“, sagt seine Frau. Sie macht sich jeden Tag zu Fuß auf den Weg in die Stadt, um einzukaufen. Die Hilfe von Nachbarn und Familie nimmt Eleonore Bernhardt nur an, wenn die Einkaufstüten zu schwer werden. Für sie und ihren Mann ist das Wichtigste im Leben Gesundheit, Familie und die gegenseitige Anwesenheit. „Wir sind immer durch Dick und Dünn gegangen und haben alle Probleme gemeinsam gelöst.“

Am Mittwoch nun feiert das Ehepaar die Diamantene Hochzeit im Kreise der Familie.

FOTO: JÜRGEN MOLL Eleonore und Helmut Bernhardt feiern am Mittwoch ihre Diamentene Hochzeit im Kreise der Familie. Beide genießen seit mehr als 20 Jahren den Ruhestand und sind vor vier Jahren nach Radevormwald gezogen.