Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
JVA-Mitarbeiter diffamieren Häftlinge
Mit heimlich aufgenommenen Fotos sollen Insassen in Köln beleidigt worden sein.
KÖLN (hsr) Nachdem bekannt geworden ist, dass Bedienstete in der JVA Köln Häftlinge und Kollegen heimlich fotografiert, gefilmt und in einem Handy-Chat diffamiert haben sollen, unterzeichnete am Dienstag ein weiterer Mitarbeiter einen Aufhebungsvertrag. „Was passiert ist, geht nicht, da bin ich konsequent“, sagt Anstaltsleiterin Angela Wotzlaw. Insgesamt mussten nun vier Bedienstete die JVA verlassen, alle sind nach Angaben von Wotzlaw Mitte 20 und waren noch nicht sehr lange im Dienst, längstens zwei Jahre – der Vertrag eines Beschuldigten war gerade erst entfristet worden. Sie waren alle in der Männerabteilung
der JVA beschäftigt. Zehn Kollegen seien in dem Gruppenchat gewesen, der noch nicht abschließend ausgewertet ist.
In diesem Chat wurden etwa Fotos geteilt, die einen Häftling auf der Krankenstation zeigen. „Alle Bilder wurden heimlich gemacht und mit herabwürdigenden Kommentaren versehen“, sagt Wotzlaw. „Das ist an Menschenverachtung kaum zu überbieten.“Die Kommentare seien nicht rassistisch oder sexistisch gewesen, aber sehr respektlos. „Die Häftlinge wurden wie Menschen zweiter Klasse behandelt.“
Nicht nur für Häftlinge, auch für JVA-Beamte und -Bedienstete sind
Handys im Gefängnis oder im Dienst verboten. Die Staatsanwaltschaft Köln ermittelt gegen einen Mitarbeiter wegen des Verdachts der Bestechlichkeit, wie Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer sagt. „Der Bedienstete soll gegen Bezahlung Mobiltelefone in die JVA Köln geschmuggelt haben.“
Das Justizministerium erklärte am Dienstag, man erwarte nun eine Aufklärung „mit Hochdruck“. Man habe einen Bericht zu dem Fall für die nächste Sitzung der Justizvollzugskommission und des Rechtsausschusses beantragt, erklärte der Sprecher für Rechtspolitik der Grünen-Fraktion, Stefan Engstfeld.