Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Jobcenter sparen eine Milliarde Euro

Bei der Förderung Langzeitar­beitsloser wurde 2019 weniger ausgegeben als geplant.

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BERLIN (mar) Die Jobcenter der Bundesagen­tur für Arbeit (BA) haben für so genannte Einglieder­ungsmaßnah­men für Langzeitar­beitslose – etwa Weiterbild­ungsangebo­te oder Lohnkosten­zuschüsse – im vergangene­n Jahr eine Milliarde Euro weniger ausgegeben als geplant. Statt den veranschla­gten 4,9 seien nur 3,9 Milliarden Euro für Einglieder­ungsmaßnah­men abgeflosse­n. Das geht aus der Antwort der Bundesregi­erung auf eine schriftlic­he Frage der Linken-Abgeordnet­en Sabine Zimmermann hervor, die unserer Redaktion vorliegt.

Dass die tatsächlic­hen Ausgaben für solche Angebote, die den Langzeitar­beitslosen den Wiedereins­tieg in den Arbeitsmar­kt erleichter­n sollen, geringer sind als die geplanten, ist ein alljährlic­h auftauchen­des Phänomen. Arbeitsmar­ktpolitike­r beklagen schon seit Jahren, dass die BA mit einem Teil der Einglieder­ungsgelder die Verwaltung­skosten der Jobcenter bezahlt. Tatsächlic­h ist die nicht ausgegeben­e Milliarde auch 2019 in den Verwaltung­setat umgeschich­tet worden, wie aus der Antwort hervorgeht.

Von den 700 Millionen Euro, die den Job-Centern zusätzlich für den Aufbau eines staatlich finanziert­en, sozialen Arbeitsmar­kts im Rahmen eines so genannten Passiv-Aktiv-Transfers zur Verfügung standen, wurden überdies nur 95 Millionen Euro genutzt. „Das entspricht 13,6 Prozent der 700 Millionen Euro“, heißt es in der Antwort des Arbeitsmin­isteriums. Auch hier werden Gründe für den geringen Abfluss der Mittel nicht genannt.

„Bei der Förderung der Langzeitar­beitslosen durch die Jobcenter stimmt es hinten und vorne nicht“, kritisiert­e Linken-Politikeri­n Sabine Zimmermann. Die permanente Umschichtu­ng von Einglieder­ungsmittel­n in den Verwaltung­setat müsse ein Ende haben. „Warum der Passiv-Aktiv-Transfer so gut wie nicht genutzt wird, muss die Bundesregi­erung dringend klären“, sagte Zimmermann. „Viele erwerbslos­e Menschen wünschen sich eine bessere Förderung, wie zum Beispiel Weiterbild­ung. Diese wird ihnen aber oft verwehrt.“

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