Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Der Prinz mit den falschen Freunden
Prinz Andrew wird 60 Jahre alt – ohne großes Tamtam. Seine Kontakte zu dubiosen Personen sorgen für Irritationen.
LONDON Mit der großen Party für Prinz Andrew wird es nichts. Ursprünglich hatte die Queen vor, den
60. Geburtstag ihres Lieblingssohnes gebührend zu feiern. Doch jetzt wird es an diesem Mittwoch nur ein Abendessen im kleinen Kreise im Buckingham-Palast geben. Prinz Harry und seine Frau Meghan bleiben fern, meldete das Boulevardblatt „Sun“, wollen aber ein Video mit Glückwünschen schicken.
Immerhin wird am Mittwoch noch die Westminster Abbey den
60. von Prinz Andrew mit einem Geläut würdigen. Doch viele Rathäuser im Land werden darauf verzichten, den „Union Jack“, die rot-blau-weiße Nationalflagge, zu hissen, nachdem die Regierung die Pflicht zur Beflaggung aufgehoben hatte. Es ist nicht mehr opportun, diesen Royal zu feiern, auch wenn er einen runden Geburtstag hat und an achter Stelle der Thronfolge steht.
Früher war er ein Kriegsheld. Prinz Andrew hatte 1982 als Hubschrauber-Pilot am Falkland-Konflikt teilgenommen. Als er aus dem Krieg zurückkam, jubelten ihm die Briten zu. Heute kann von Jubel keine Rede sein. Andrews Verbindung zum amerikanischen Millionär und verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein haben zu seinem Ausschluss vom aktiven Dienst als Royal geführt.
Epstein tötete sich selbst, als er im August vergangenen Jahres wegen erneuter Missbrauchsvorwürfe in Haft saß. Er soll dem Prinzen minderjährige Mädchen vermittelt haben. Andrew bestreitet entschieden, dass er 2001 mit der damals 17-jährigen Virginia Robert geschlafen haben soll und behauptet, sie nie nie getroffen zu haben. Allerdings gibt es ein Foto, das die beiden zusammen zeigt.
Bewiesen ist nichts, aber der Vorwurf des sexuellen Missbrauchs steht im Raum. Im November gab der Prinz der BBC ein Interview – und tat sich damit keinen Gefallen. Zurück blieb der Eindruck eines stotternden, teilweise arroganten und um Ausflüchte bemühten Royals, der es nicht für nötig hielt, Reue zu zeigen, sich von Epstein zu distanzieren oder zumindest Sympathie für dessen Opfer zu äußern.
Der Prinz steht seitdem praktisch unter Dauerbeschuss der britischen Boulevardblätter. Die jüngste Enthüllung betrifft Andrews Verbindung
zu dem kanadischen Milliardär Peter Nygard. Der Mode-Mogul, dem zur Zeit in einem Zivilprozess in New York Vergewaltigung in zehn Fällen vorgeworfen wird, soll Andrew in seine Villa auf den Bahamas eingeladen haben. Allein die Tatsache, dass er Nygard gekannt und besucht hat, wird dem Royal angekreidet.
Seine Bekanntschaften und seine Schwäche für die Welt der Superreichen haben ihm schon oft schlechte Presse eingebracht. Als er noch als Großbritanniens „Sonderbotschafter für Handel und Investitionen“herumreiste, führte er den Spitznamen „Airmile-Andy“, weil ihn sein Job immer wieder in die Nähe von exklusiven Golfplätzen führte.
Auch seine dubiosen Beziehungen, beispielsweise zu Saif al-Islam, Sohn des libyschen Diktators Muammar Al-Gaddafi, hätten vielleicht nicht so eng ausfallen sollen. Selbst auf Schloss Windsor war der Gaddafi-Sprössling feierlich empfangen worden. Und dass Prinz Andrew den Tunesier Sakher el-Materi zu einem Business Lunch in den Buckingham-Palast einlud, war wohl ein Fehler: Gegen den Schwiegersohn des aus dem Land gejagten tunesischen Präsidenten Ben Ali wurden später Vorwürfe der Geldwäsche erhoben. Andere Verbindungen wirkten ebenfalls anrüchig – zum Beispiel die zu Tarek Kaituni, einem verurteilten Waffenschmuggler, der Prinz Andrew einmal zu einem viertägigen Urlaub in Tunesien eingeladen hatte.