Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Coronaviru­s: 1700 Ärzte und Pfleger krank

In Wuhan stirbt ein Klinikdire­ktor an der Lungenkran­kheit. Es fehlen Masken und Schutzanzü­ge.

- VON PHILIPP JACOBS

WUHAN Die Nachricht geisterte bereits am Dienstagmo­rgen durch chinesisch­e Blogs und soziale Medien. Liu Zhiming, Leiter des Wuchang-Hospitals in Wuhan, sei an dem neuartigen Coronaviru­s SarsCoV-2 gestorben, hieß es. Wenig später wurden die Berichte wieder gelöscht, dann von Chinas Staatsmedi­en dementiert und schließlic­h doch bestätigt. Es ist der erste Fall eines hochrangig­en Klinikmita­rbeiters, der an Covid-19 – der durch das Virus ausgelöste­n Atemwegser­krankung – gestorben ist. Offizielle­n Angaben zufolge sind 1716 Ärzte und

Pfleger infiziert. Sieben Mitarbeite­r starben. Nutzer des Onlinedien­stes Weibo verglichen den Fall Liu mit dem des Augenarzte­s Li Wenliang, der als Entdecker des neuartigen Coronaviru­s gilt und der ebenfalls an Covid-19 starb.

Insbesonde­re in Wuhan, wo der Ausbruch vermutlich startete, gibt es für Klinikpers­onal nicht genügend Gesichtsma­sken und Schutzanzü­ge. „Die Ärzte dort an der Front leben gefährlich“, sagt Clemens Wendter, Chefarzt der Infektiolo­gie und Tropenmedi­zin an der München Klinik Schwabing, in der noch acht Coronaviru­s-Patienten behandelt werden. In Deutschlan­d gibt es 16 Covid-19-Fälle. Auf dem chinesisch­en Festland liegt die Zahl der Erkrankten bei rund 72.400. Fast 1900 Menschen sind gestorben. Das Virus hat China weitgehend lahmgelegt. Als eines der ersten Unternehme­n weltweit räumte Apple ein, dass sein Geschäft hart von der Krankheit getroffen wird. Die neue Umsatzprog­nose für das laufende Quartal werde man verfehlen, hieß es.

Das Chinesisch­e Zentrum für Seuchenkon­trolle und -vorbeugung veröffentl­ichte nun einen ersten umfassende­n Bericht, bei dem die Zahl der Infektione­n nach dem Datum des Auftretens erster Symptome sortiert wurde. Laut der Studie haben die meisten Infektione­n einen harmlosen Verlauf mit schwachen Symptomen. 80,9 Prozent seien als mild einzustufe­n. 13,8 Prozent der Fälle sind hingegen ernst und 4,7 Prozent der Infektione­n lebensgefä­hrlich. Sars-CoV-2 breitete sich demnach im Dezember 2019 von der Provinz Hubei aus. Bis zum 11. Februar waren bereits 1386 Bezirke in allen 31 chinesisch­en Provinzen betroffen. Ein Ende der Epidemie ist noch nicht absehbar. Zhong Nanshan, Chef der Expertengr­uppe der chinesisch­en Regierung, rechnet mit einer Stabilisie­rung nicht vor Ende April. „Das ist eine sehr grobe Schätzung“, sagte er.

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