Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Coronavirus: 1700 Ärzte und Pfleger krank
In Wuhan stirbt ein Klinikdirektor an der Lungenkrankheit. Es fehlen Masken und Schutzanzüge.
WUHAN Die Nachricht geisterte bereits am Dienstagmorgen durch chinesische Blogs und soziale Medien. Liu Zhiming, Leiter des Wuchang-Hospitals in Wuhan, sei an dem neuartigen Coronavirus SarsCoV-2 gestorben, hieß es. Wenig später wurden die Berichte wieder gelöscht, dann von Chinas Staatsmedien dementiert und schließlich doch bestätigt. Es ist der erste Fall eines hochrangigen Klinikmitarbeiters, der an Covid-19 – der durch das Virus ausgelösten Atemwegserkrankung – gestorben ist. Offiziellen Angaben zufolge sind 1716 Ärzte und
Pfleger infiziert. Sieben Mitarbeiter starben. Nutzer des Onlinedienstes Weibo verglichen den Fall Liu mit dem des Augenarztes Li Wenliang, der als Entdecker des neuartigen Coronavirus gilt und der ebenfalls an Covid-19 starb.
Insbesondere in Wuhan, wo der Ausbruch vermutlich startete, gibt es für Klinikpersonal nicht genügend Gesichtsmasken und Schutzanzüge. „Die Ärzte dort an der Front leben gefährlich“, sagt Clemens Wendter, Chefarzt der Infektiologie und Tropenmedizin an der München Klinik Schwabing, in der noch acht Coronavirus-Patienten behandelt werden. In Deutschland gibt es 16 Covid-19-Fälle. Auf dem chinesischen Festland liegt die Zahl der Erkrankten bei rund 72.400. Fast 1900 Menschen sind gestorben. Das Virus hat China weitgehend lahmgelegt. Als eines der ersten Unternehmen weltweit räumte Apple ein, dass sein Geschäft hart von der Krankheit getroffen wird. Die neue Umsatzprognose für das laufende Quartal werde man verfehlen, hieß es.
Das Chinesische Zentrum für Seuchenkontrolle und -vorbeugung veröffentlichte nun einen ersten umfassenden Bericht, bei dem die Zahl der Infektionen nach dem Datum des Auftretens erster Symptome sortiert wurde. Laut der Studie haben die meisten Infektionen einen harmlosen Verlauf mit schwachen Symptomen. 80,9 Prozent seien als mild einzustufen. 13,8 Prozent der Fälle sind hingegen ernst und 4,7 Prozent der Infektionen lebensgefährlich. Sars-CoV-2 breitete sich demnach im Dezember 2019 von der Provinz Hubei aus. Bis zum 11. Februar waren bereits 1386 Bezirke in allen 31 chinesischen Provinzen betroffen. Ein Ende der Epidemie ist noch nicht absehbar. Zhong Nanshan, Chef der Expertengruppe der chinesischen Regierung, rechnet mit einer Stabilisierung nicht vor Ende April. „Das ist eine sehr grobe Schätzung“, sagte er.