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HSBC Trinkaus streicht Hunderte Stellen
Die Bank will ihre Kosten senken und lagert Tätigkeiten nach Polen aus. Die Dividende soll um 20 Prozent fallen.
DÜSSELDORF HSBC Trinkaus gehört zu den feinen Bankadressen in Düsseldorf. Doch auch in der Zentrale an der Königsallee muss man nun aufs Geld schauen: Im vergangenen Jahr ist bei HSBC Deutschland, wie die Bank sich inzwischen nennt, der Gewinn um 15,4 Prozent auf 144,8 Millionen Euro eingebrochen. Schon 2019 trat der Vorstand auf die Kostenbremse, und nun wird das Ausmaß des Stellenabbaus deutlich: Bis 2021 sollen Hunderte der 3100 Stellen wegfallen, wie die Bank am Dienstag bei der Vorstellung der Bilanz deutlich machte. „Gehen Sie davon aus, dass wir zum Jahresende unter 3000 Mitarbeiter liegen werden“, sagte Finanzchef Andreas Kamp.
Der Stellenabbau trifft ausschließlich Düsseldorf, wo HSBC Trinkaus 2900 Mitarbeiter hat. Ein Teil der Verwaltungstätigkeiten wird in das Service-Center nach Krakau ausgelagert. Auf betriebsbedingte Kündigungen verzichtet die 1785 gegründete Traditionsbank. Stattdessen bietet sie branchenübliche Abfindungen und setzt auf doppelte Freiwilligkeit, das heißt: Bank und Mitarbeiter müssen zustimmen. Ein Teil der Aufhebungsverträge wurde schon 2019 ausgehandelt, die Kosten des Effizienzprogramms beziffert die Bank mit 25 Millionen Euro, die den Personalaufwand 2019 auch erstmal kräftig steigen ließen.
„Dieses wird nicht das letzte Sparprogramm sein“, sagte Kamp. Das Verhältnis von Aufwand und Ertrag (Cost-Income-Ratio) ist zwar im vergangenen Jahr bereits auf 76,5 Prozent gefallen. Doch das ist der Bank nicht genug: „Mittelfristig sollen es weniger als 70 Prozent sein“, betonte der Finanzchef.
Auch die Aktionäre müssen ihren Beitrag leisten: Der Vorstand schlägt der Hauptversammlung vor, die Dividende kräftig zu kürzen. Hatte es für 2018 noch eine Dividende von 2,50 Euro je Aktie gegeben, sollen es für 2019 nur noch zwei Euro sein. Am 9. Juni kommen die Eigentümer zur Hauptversammlung zusammen. HSBC Trinkaus gehört zu 80,7 Prozent der britischen Großbank HSBC und zu 18,7 Prozent der Landesbank Baden-Württemberg.
Der Londoner Mutterkonzern setzt nach einem Gewinneinbruch gar zum Kahlschlag an: 35.000 der 235.000 Arbeitsplätz weltweit sollen gestrichen, das Investmentbanking gestutzt werden. Interimschef Noel Quinn will sich so womöglich für eine Daueranstellung bewerben. 2019 war der Gewinn der Briten um ein Drittel auf 13 Milliarden Dollar eingebrochen, weil sie Milliardenschwere Abschreibungen auf europäische Beteiligungen vornahmen. Künftig belasten vor allem das langsamere Wachstum in Asien, wo die Bank einen großen Teil ihres Geschäftes macht, der Brexit und die niedrigen Zinsen.
Auch HSBC Deutschland leidet unter den niedrigen Zinsen und der angeschlagenen Konjunktur. „2019 war kein leichtes Jahr für Banken in Deutschland“, sagte Vorstandssprecherin Carola von Schmettow. Das gelte vor allem für Banken, die wie HSBC exportstarke Unternehmen finanzieren, die unter der schwierigen Lage der Weltwirtschaft leiden. Zudem belasten die anhaltend niedrigen Zinsen das Geschäft. Strafzinsen der Europäischen Zentralbank gibt HSBC Deutschland immer öfter an vermögende Kunden weiter. Letztlich hänge es von der Struktur der Bankgeschäfte ab, aber ab einem Vermögen von einer Million Euro würden mittlerweile auch vermögende Privatkunden Negativzinsen zahlen müssen, erläuterte von Schmettow. HSBC Deutschland hat im vergangenen Jahr 29,8 Millionen Euro Strafzinsen an die Zentralbank zahlen müssen.
Unter den einzelnen Geschäftsbereichen von HSBC Deutschland erzielte 2019 das Geschäft mit mittelständischen Firmenkunden den höchsten Zuwachs: Die Erlöse kletterten um mehr als acht Prozent auf 186 Millionen Euro. Im Privatkunden-Geschäft legte der Umsatz nur leicht auf 107 Millionen Euro zu. Zugleich musste die Bank ihre Risikovorsorge für diverse Kunden deutlich erhöhen. Dennoch schaut von Schmettow vorsichtig optimistisch in die Zukunft: „Schon das zweite Halbjahr 2019 war deutlich erfolgreicher als das erste. Und wir sind gut in das Jahr 2020 gestartet.“Nicht zuletzt, weil das Effizienzprogramm Erfolge zeige.