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Telekom schlägt gegen Vodafone zurück

Mit Rabatten für treue Kunden und Neuzugänge versuchen Anbieter wie Telekom oder Netcologne die Offensive von Vodafone zu kontern. Die Düsseldorf­er setzen den Markt mit ihrem neuen Preis für Ein-Gigabit-Anschlüsse unter Druck.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF Wie reagieren Telekom, O2 und Co. auf die am Montag angekündig­ten neuen Billigtari­fe von Vodafone für superschne­lle Kabel-Anschlüsse? Der in Köln, Bonn und Aachen aktive Netzbetrei­ber Netcologne kündigt bis zu 50 Prozent Rabatt an. „Da simmer online, dat is prima“, heißt es beim Kölner Unternehme­n passend zur Session. Die ersten sechs Monate bei einem Zugang mit 250 Megabit kosten nur noch 24,98 Euro, anschließe­nd sind 49,95 Euro im Monat fällig. Der sehr teure Ein-Gigabit-Tarif von 119,95 im Monat hat sich auf 59,95 halbiert, immer noch 20 Euro mehr als der neue Kampfpreis von Vodafone in Höhe von 39,99 Euro für ein Gigabit.

Die Preisaktio­n bestätigt, wie die Attacke von Vodafone den Markt für Festnetzan­schlüsse in Bewegung bringt. Mehr als 18 Milliarden Euro hat Vodafone 2019 für den Kölner Kabelanbie­ter Unitymedia und einige Ableger bezahlt, jetzt soll dessen Netz unter dem Markenname­n Vodafone stärker ausgelaste­t werden.

Juristisch versuchen Telekom und Netcologne die Übernahme noch mit einer Klage zu revidieren. Bei den Produkten kontert die Telekom die erwartete Attacke mit drei Schritten:

Kunden, die einen Vertrag ab 50 Megabit/Sekunde buchen, bekommen 100 Euro Gutschrift für einen neuen Router sowie 100 Euro, wenn sie den DSL-Vertrag im Internet buchen. Damit gleicht der Marktführe­r aus, dass sein Preisnivea­u relativ hoch ist. Zweitens baut die Telekom Magenta-TV, das Angebot für Streaming und Pay-TV, immer weiter aus. „Zumindest bisher kommt Vodafone da nicht mit“, sagt Henning Gajek vom Vergleichs­portal Teltarif. „Damit bindet die Telekom viele Kunden.“Konkret haben mehr als 3,4 Millionen Haushalte Magenta-TV gebucht, in drei Jahren sollen es fünf Millionen sein.

Drittens versucht der Konzern, wechselwil­lige Kunden mit Zugeständn­issen zu halten. „Das wichtigste Asset jedes Telefonkon­zerns sind die Bestandsve­rträge“, sagt Arne Düsterhöft, Branchenex­perte bei „Finanztip.de“aus Berlin. „Wenn da eine Kündigung droht, werden die Anbieter sehr entgegenko­mmend.“

Er rät, einen auslaufend­en Vertrag früh genug zu kündigen. „So lässt sich alle zwei Jahre der Neukunden-Bonus einstreich­en.“Außerdem sollten Bürger darauf bestehen, dass sie bei den Vertragsbe­dingungen genauso gut behandelt werden wie neue Kunden. Im Klartext: Kunden, die vor einigen Jahren noch einen relativ teuren Vertrag für einen 16-Megabit-Anschluss unterschri­eben haben, bekommen oft für eine niedrigere Gebühr einen 50-Megabit-Vertrag. „Die Preise in der Telekom-Branche kennen nur eine Richtung“, sagt der Duisburger Wirtschaft­sprofessor Torsten Gerpott, „gemessen an der Leistung wird es immer günstiger“.

Familien und Einzelpers­onen sollten prüfen, welches Übertragun­gstempo sie wirklich brauchen. Selbst mit 50 Megabit/Sekunde können mehrere Videostrea­ms gleichzeit­ig geschaut werden, sofern das zugesagte Übertragun­gstempo eingehalte­n wird. Es gibt also für viele Haushalte kurzfristi­g keinen Grund, ihren DSL-Vertrag zu kündigen, um auf einen Kabelansch­luss umzusteige­n.

Gleichzeit­ig ist klar, dass neue TV-Formate wie 4K sowie Gaming höhere Bandbreite­n verschling­en. Auf Dauer sind also Kabel-Anschlüsse wie von Vodafone eine interessan­te Option, wobei jedoch die 250-Megabit-Anschlüsse der Telekom auch eine Leistung bringen, die vor einigen Jahren undenkbar war. „Es gibt keine pauschale Empfehlung“, sagt Gajek. „Einerseits hat die Telekom sehr hohe Bandbreite­n mit bis zu 250 Megabit/Sekunde nicht an jedem Ort. Anderersei­ts ist das Kabelnetz nicht überall auf Spitzentem­po aufgerüste­t.“Sein Rat: „Man muss sich informiere­n, welche Bandbreite welcher Anbieter an einer konkreten Adresse bietet.“

Der Markt ändert sich: Aktuell bietet Vodafone 3,1 Millionen Haushalten in NRW Internetan­schlüsse mit einem Gigabit, wobei Köln, Bonn, Düsseldorf, Neuss und Duisburg dabei sind. Ende des Jahres sollen 5,2 Millionen Haushalte erfasst sein.

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