Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Wie Vereine sich vor Rechtsextr­emen schützen

Schützenve­rein schaut bei neuen Mitglieder­n genau hin.

- VON STEFAN GILSBACH

RADEVORMWA­LD Nicht erst seit den Vorgängen rund um die Ministerpr­äsidentenw­ahl in Thüringen wird über den Einfluss rechtsextr­emer Kräfte auf das öffentlich­e Leben diskutiert. Experten warnen seit geraumer Zeit davor, dass einschlägi­ge Netzwerke versuchen, Bundeswehr, Polizei und auch Vereine zu unterwande­rn.

Besonders heikel ist dies im Fall von Schützenve­reinen, da Mitglieder hier Zugang zu Waffen haben. Beim Schützenve­rein Radevormwa­ld von 1708 wird offen über diese Gefahr gesprochen, erklärt Geschäftsf­ührer Werner Grimm. „Bislang haben wir mit solchen Leuten keine Probleme gehabt“, sagt er. „Man kennt sich ja im Verein und kann die Mitglieder gut einschätze­n.“

Das heiße nicht, dass man das Thema auf die leichte Schulter nehmen. „Wir waren bei einem Vortrag, den ein Beamte von der Kripo über diese Gefahren gehalten hat“, berichtet Grimm, der auch Vizepräsid­ent im Bergischen Schützenbu­nd ist. „Wir sind da also sensibilis­iert.“Man müsse beispielsw­eise auf neue

„Wir haben uns bei Kripobeamt­en über die Gefahren informiert. Wir sind sensibilis­iert“

Werner Grimm Vizepräsid­ent Bergischer Schützenbu­nd

Mitglieder ein Auge haben, bei denen sich der Verdacht ergebe, dass es ihnen weniger um das Vereinsleb­en und um Geselligke­it geht, sondern eher um den freien Zugang zu Waffen. Dass diese Gefahr real ist, zeigt eine Warnung des Thüringer Verfassung­sschutzes über konkrete Fälle, in denen Neonazis versucht hätten, in solche Vereine Zugang zu erhalten, so ein Bericht in der „Thüringisc­hen Landeszeit­ung“. Allerdings dürfe man Schützenve­reine nun nicht pauschal unter Verdacht stellen, sondern mit ihnen Prävention­smaßnahmen erarbeiten, heißt es.

Auch Sportverei­ne sind laut den Experten in Gefahr, von rechtsextr­emen Netzwerken unterwande­rt zu werden. Doch ist diese Gefahr in Rade signifikan­t? Gila Hüssing, die Vorsitzend­e des Dahlerauer Turnverein­s (DTV), sieht das eher gelassen: „Die Hälfte unserer Mitglieder sind Kinder, die andere Hälfte sind Reha-Sportler.“Es gebe zwar auch eine Gruppe mit jungen Männern, aber für die lege sie die Hand ins Feuer: „Die kenne ich seit ihrer Kindheit.“

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