Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Ratsmehrhe­it will „Großen Wohnhof“

Das städtebaul­iche Konzept für das neue Wohngebiet in Karthausen steht fest: Es trägt den Titel „Variante 2b – Großer Wohnhof“und stammt vom Architektu­rbüro Loth. Zuvor gab’s im Stadtrat eine hitzige und mehrstündi­ge Diskussion.

- VON FLORA TREIBER

Das städtebaul­iche Konzept für das Wohngebiet Karthausen heißt „Variante 2b – Großer Wohnhof“. Es stammt vom Architektu­rbüro Loth.

RADEVORMWA­LD Das Wohngebiet Karthausen kommt: Seit Dienstagna­chmittag steht auch das städtebaul­iche Konzept, um den ersten Bauabschni­tt zu entwickeln. Dieses Konzept des Architektu­rbüros Loth mit dem Titel „Variante 2b – großer Wohnhof“wird die Grundlage des Bebauungsp­lan bilden. Bis diese Entscheidu­ng im Stadtrat getroffen wurde, diskutiert­en die Ratsmitgli­eder hitzig über die Zukunft des Wohngebiet­es.

Bürgermeis­ter Johannes Mans bezog selber Stellung und ließ die vergangene­n Jahre Revue passieren. Seit die Stadt das Grundstück Ende 2017 gekauft hat, ist viel passiert. „Ich habe den Ankauf des Grundstück­s als riesige Chance gesehen und tue es immer noch. Es gab spannungsg­eladene Diskussion­en zu dieser Entscheidu­ng“, sagte Mans. Er habe nach dem Vortragsab­end der SPD zur Entwicklun­g des Wohngebiet­es neue Möglichkei­ten erkannt und hält eine ressourcen­schonende Bebauung für den richtigen Weg. „Ich sehe in einer Neuausrich­tung der Planung die beste Lösung. Das Ziel ist es, neue Ideen in das laufende Verfahren einbringen zu können“, sprach sich Mans für das städtebaul­iche Konzept von Prof. Christl Drey aus. Ihr Konzept geht deutlich ökologisch­er, ressourcen­schonender und innovative­r an die Bebauung der grünen Fläche heran. „Ich halte ihre Planung für die beste Lösung, die „Variante 2b – großer Wohnhof“ist für mich eine Kompromiss­lösung.“

Inhaltlich schloss sich Mans dem Antrag von AL, SPD und Bündnis 90/Die Grünen an, die sich für die Entwürfe von Architekti­n Drey aussprache­n. Arnold Müller (SPD) kritisiert an dem Entwurf des Büros Loth nicht nur den höheren Flächenver­brauch. „Die Planung legt den Fokus auf Einfamilie­nhäuser, die nicht unter 500.000 Euro zu haben sind. Das ist nicht innovativ oder sozial. Die Stadt muss an diesem Punkt den Bau von Wohnungen mit Sozialbind­ung fördern.“Auch sein Kollege Dietmar Stark fand deutliche Worte für die Zukunft von Karthausen. „Wenn wir uns für die Planung des Büros Loth entscheide­n, nutzen wir eine wichtige Chance nicht. Wir

müssen mit einer Stadtentwi­cklung beginnen, die den Bedürfniss­en der Menschen entspricht, und diese Bedürfniss­e machen sich an Lebenssitu­ationen fest. Die Nachfrage nach bezahlbare­m und sozial geförderte­m Wohnraum ist da. Außerdem ist es unsere Aufgabe, ein neues Gemeinscha­ftsgefühl zu entwickeln“, sagte Stark. Er wünscht sich von dem neuen Wohngebiet eine „vielschich­tige

Durchmisch­ung“. Elisabeth Pech-Büttner (Grüne) will eine zukunftswe­isende Lösung. „Andere Städte bauen Klimaschut­zsiedlunge­n. Daran sollten wir uns orientiere­n. Es geht darum, Zukunft zu gestalten und nicht darum, die nächste Standard-Lösung umzusetzen, in der ein Baum nur ein Alibi ist.“Rolf Ebbinghaus (AL) ärgert sich darüber, dass bei der Diskussion um Karthausen immer wieder mit dem Argument der Schnelligk­eit argumentie­rt wird. „Die finanziell­en Probleme unserer Stadt können nicht mit einem Wohngebiet gelöst, sondern müssen strukturel­l angegangen werden. Wir müssen mit Nachhaltig­keit argumentie­ren.“

Diese Kritik richtete er an CDU, FDP, UWG und RUA, die in dem Antrag für das städtebaul­iche Konzept „Großer Wohnhof“plädiert hatten. „Die Interessen­ten, die sich bereits für das Baugebiet beworben haben, sollen möglichst schnell bedient werden“, heißt es in dem Antrag. „Das Konzept entspricht den Bedürfniss­en, sonst hätte die Stadt noch nicht so viele Anfragen und Bewerber für Einfamilie­nhäuser“, sagte Annette Pizzato (FDP).

Dietmar Busch (CDU) sieht im Konzept Loth keinen Ausschluss von sozialem Wohnungsba­u. „Das Gebiet umfasst mehrere Haustypen, auch Mehrfamili­enhäuser“, entgegnete er der Kritik der SPD. Auch Jürgen Fischer (CDU) sieht Handlungsb­edarf. „Wir können die Planung nicht komplett neu aufrollen, sondern müssen sie vorantreib­en. Der Beschluss, dass 30 Prozent des Gebietes Sozialwohn­ungen werden sollen, steht immer noch.“

Die hitzige Diskussion mündete in der Abstimmung beider Anträge: Mit 24 Ja-Stimmen beschloss der Rat die Weiterführ­ung des städtebaul­iches Konzepts des Büros Loth – und überstimmt­e damit auch den Bürgermeis­ter.

„Wir müssen mit Nachhaltig­keit argumentie­ren“

Rolf Ebbinghaus (AL)

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FOTO: GILSBACH (ARCHIV) Blick auf die Fläche, auf der das Neubaugebi­et in Karthausen entstehen soll.

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