Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Die erste 4-SterneFerienwohnung
In der Schloss-Stadt gibt es 24 Ferienwohnungen. Eine davon bietet Markus Lietza an – sie ist eine Art Premiumprodukt.
In der Schloss-Stadt gibt es 24 Ferienwohnungen. Eine davon bietet Markus Lietza an – sie ist eine Art Premiumprodukt.
HÜCKESWAGEN Spätestens wenn Markus Lietza die Tür des Küchenschranks neben der Waschmaschine öffnet, beginnen bei manchen seiner Gäste die Augen zu leuchten. Denn dort steht ein Karton mit einer Bierzapfanlage. Welche Ferienwohnung hat so etwas schon? Doch die war nicht ausschlaggebend dafür, dass der Hückeswagener jetzt vom Deutschen Tourismusverband (DTV ) ein ganz besonderes Zertifikat bekommen hat: Die Ferienwohnung des 50-jährigen Unternehmensberater im Haus Friedrichstraße 5 ist die erste der Stadt, die mit vier Sternen ausgezeichnet wurde. Und wenn Lietza auch noch ein Frühstück anbieten würde, wäre sogar der fünfte Stern drin gewesen. Doch diesen Service kann er nicht anbieten.
2014 hatte der Hückeswagener das Gebäude gekauft und anschließend zusammen mit seinem Vater saniert. Als dann vor drei Jahren sein Sohn (26) auszog, bautet Lietza dessen Wohnung zu einem Altersdomizil für seine Eltern um, die Mitte/Ende 70 sind. „Wenn die einmal pflegebedürftig sein sollten und es schnell gehen muss, können sie sofort hier einziehen“, sagt er und verweist auf die 71 Quadratmeter große Wohnung im Erdgeschoss mit der 30 Quadratmeter großen Terrasse. Doch so lange seine Eltern noch fit sind, bleibt die Wohnung leer – oder besser gesagt: an wenigen Tagen leer. Denn erst einmal bietet der Hückeswagener sie als eine von insgesamt 24 Ferienwohnungen in der Schloss-Stadt an.
Die werden, ebenso wie die vier Hotels der Stadt (s. Info-Kasten), von den unterschiedlichsten Gästen gebucht. Vor allem von Monteuren. „Die Vermieter sind dann froh, wenn sie ihre Ferienwohnung gleich für einen längeren Zeitraum vermieten können“, sagt Heike Rösner, Tourismusbeauftragte der Stadt. Aber auch für die Übernachtungen im Rahmen von Familienfeiern würden die Zimmer gebraucht, und auch für ganz normale Touristen.
Die hat, neben Monteuren, auch Markus Lietza, der seine 4-Sterne-Ferienwohnung nur für mindestens drei Tage vermietet. So hat er etwa schon Reisende aus den USA und Neuseeland an der Friedrichstraße begrüßt, die sich vor allem von der „Old Historical Town“mit Schloss, Schlosshagen, Markt- und Bongardstraße begeistert zeigen. „Sie nehmen Hückeswagen auch als Ausgangspunkt für Ausflüge in die Region“, berichtet der 50-Jährige.
Um die 4-Sterne-Zertifizierung zu bekommen, musste er einiges investieren und sich einer Bewertung durch den DTV unterziehen. Vorgeschrieben waren auch viele Kleinigkeiten – so müssen die Kleiderbügel im Schlafzimmerschrank aus Holz sein und das gleiche Design haben, das Geschirr muss für zwölf Personen vorrätig sein, damit die Gäste das nicht ständig spülen müssen, auch ist auf beiden Seiten des Doppelbetts jeweils ein Nachttischschränkchen erforderlich. Darüberhinaus
finden die Gäste im Bad unter anderem eine in den Boden eingelassene Badwanne sowie Kabelund Internet-TV vor. In Letzterem „können sie sich mit dem eigenen Account anmelden, so dass sie alles das gucken können, was sie auch daheim schauen“.
Kurz vor Weihnachten erhielt Lietza schließlich die ersehnte Urkunde, die er – gut sichtbar für seine Gäste – im Wohnbereich aufgehängt hat. Sie ist zwei Jahre gültig, dann muss der Hückeswagener seine Ferienwohnung erneut einer Bewertung unterziehen lassen.
Wie viele Touristen tatsächlich die Hotels und Ferienwohnungen der Schloss-Stadt buchen, kann Heike Rösner nicht sagen. Festgestellt hat sie allerdings, „dass es touristischer wird“. Der Tourismusbeauftragten der Stadt schwebt vor, ein Bed-&Bike-Angebot in Hückeswagen zu etablieren. „Dafür habe ich aber noch niemanden gewinnen können“, sagt sie. Um auf diese Weise Radtouristen anzulocken, müssten die Vermieter etwa einen abschließbaren Fahrradraum, einen Trockenraum und ein Reparaturset vorhalten. „Das ist kein großer Aufwand“, findet Heike Rösner. Aber dem hat sich zu ihrem Bedauern zumindest in Hückeswagen noch niemand gestellt.