Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Familienna­chzug schwächt sich immer weiter ab

- VON GREGOR MAYNTZ

BERLIN Der Familienna­chzug zu Flüchtling­en ohne dauerhafte­s Bleiberech­t geht immer weiter zurück. Wie aus jüngsten Statistike­n des Auswärtige­n Amtes hervorgeht, sind im vergangene­n Jahr nur 83 Prozent der vom Auswärtige­n Amt getroffene­n Auswahlent­scheidunge­n auch tatsächlic­h realisiert worden. Im Januar diesen Jahres sank diese Quote sogar auf unter 60 Prozent.

Union und SPD hatten sich in den Koalitions­verhandlun­gen nach zähem Ringen darauf verständig­t, dass monatlich „bis zu tausend“Familienan­gehörige zu subsidiär Schutzbedü­rftigen nach Deutschlan­d nachziehen dürfen. Das wären bis zu 12.000 Personen im vergangene­n Jahr gewesen. Tatsächlic­h bewertete das Auswärtige Amt 13.416 Anträge positiv und übersandte sie an die Ausländerb­ehörden. Nach Überprüfun­g traf das Bundesverw­altungsamt

eine Auswahl. Am Ende stellten die Auslandsve­rtretungen 11.133 Visa aus.

Der jüngste Trend zeigt weiter nach unten, wie die Zahlen für den Januar belegen. Die Auslandsve­rtretungen prüften 1099 Anträge positiv; die Ausländerb­ehörden votierten für 792 Anträge, das Bundesverw­altungsamt wählte 785 aus, die Auslandsve­rtretungen erteilten schließlic­h 659 Visa.

„Das Verfahren ist viel zu bürokratis­ch durch die Beteiligun­g von drei verschiede­nen Behörden, es ist behäbig und intranspar­ent“, kritisiert­e Grünen-Migrations­expertin Luise Amtsberg. Wenn das Kontingent seit Mitte vergangene­n Jahres nicht mehr ausgeschöp­ft werde, müsse es in die Folgemonat­e übertragen werden. „Wir Grüne fordern, den Familienna­chzug für subsidiär Schutzbedü­rftige wieder vollumfäng­lich zu ermögliche­n“, erklärte sie. Das sei auch integratio­nspolitisc­h klug.

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