Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Lieberknec­ht sagt ab für Übergangsr­egierung

-

ERFURT (dpa/rtr) Thüringens ehemalige CDU-Ministerpr­äsidentin Christine Lieberknec­ht steht nicht mehr für eine Übergangsr­egierung mit dem Ziel schneller Neuwahlen zur Verfügung. Grund seien unterschie­dliche Vorstellun­gen von Linke, SPD und Grünen sowie der CDU über den Zeitpunkt von Neuwahlen, sagte Lieberknec­ht. Ramelow hatte die 61-Jährige als Interimsch­efin einer „technische­n Regierung“vorgeschla­gen. Lieberknec­ht sehe nur noch einen Weg: „Wer keine Neuwahlen will, muss Bodo Ramelow zu einer Mehrheit im Landtag verhelfen.“Die CDU-Politikeri­n, die in Thüringen seit 1990 auch Ministerin, Landtagspr­äsidentin und Parteichef­in war, forderte ihre Partei auf, eine „verlässlic­he parlamenta­rische Vereinbaru­ng mit der Linken“zu schließen. Das sei der einzige Weg, um zu stabilen Verhältnis­sen in Thüringen zu kommen. Diese Vereinbaru­ng dürfte sich nicht nur auf die Wahl

Ramelows zum Ministerpr­äsidenten beziehen, sondern müsste ein „dauerhaft verlässlic­hes Regierungs­handeln ermögliche­n“. Linke, SPD und Grüne fehlen im Landtag vier Stimmen für eine eigene Mehrheit.

Lieberknec­ht warb damit indirekt für einen Tabubruch. Sie kenne den Unvereinba­rkeitsbesc­hluss ihrer Partei, der eine Zusammenar­beit nicht nur mit der AfD, sondern auch mit der Linken ausschließ­t. Aber sie sehe, dass die reale Situation in Thüringen zu berücksich­tigen sei. CDU-Landespart­eiund Fraktionsc­hef Mike Mohring bedauerte Lieberknec­hts Entscheidu­ng.

Linke, Grüne, SPD und CDU berieten am Abend weiter über Wege aus der Krise und einen Termin für eine Neuwahl. „Noch gibt es unterschie­dliche Auffassung­en zu Zeitplan, Verfahren und Inhalten“, so die CDU-Fraktion nach fünfstündi­gen Verhandlun­gen. Entscheidu­ngen könnten am Freitag fallen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany