Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
„Als wäre man niemals weg gewesen“
Diese Rheinländer sind in die weite Welt gezogen – nach Madrid, Parma oder Tel Aviv. Um mit der Familie und alten Freunden Karneval zu feiern, kommen sie aber zurück. Fürs närrische Treiben ist ihnen kein Weg zu weit.
Katrin Frische, 38, Parma „Ich fliege immer mit meinen Kindern zum Karneval, den Zoch gucken wir dann zu Hause in Wermelskirchen-Dabringhausen. Mein Sohn geht als Pirat, meine Tochter als Eiskönigin und ich – mal wieder – als Clown. Mein Mann Daniele kann nicht mitkommen, er betreibt in Parma eine Bar. Er feiert aber auch ein bisschen – mit Kölsch und Karnevalsliedern.“
Linda Pinkert, 34, Hamburg „Als geborene Düsseldorferin feiere ich Karneval, seit ich denken kann – mit der Familie, im Kindergarten, im Straßenkarneval. 2015 bin ich nach Hamburg gezogen, vermisse aber meine Heimat sehr und komme zu Karneval meist schon an Altweiber zurück. In Hamburg leite ich eine Kita und habe da immerhin schon eine Faschingsprojektwoche eingeführt. Mit sechs Freundinnen gehe ich dieses Jahr als Meerjungfrau.“
Thomas Freudenhammer, 39, Madrid „Ich bin für meine Frau Noemí nach Madrid gezogen. Mit unseren Kindern Lucas und Sofia fahren wir aber zu Karneval immer nach Langenfeld, um mit der Familie zu feiern. Diese rheinische Tradition möchte ich mir auch im Ausland bewahren und meinen Kindern näher bringen. Einmal waren auch meine spanischen Schwiegereltern mit – und ganz begeistert.“
Philipp Peters, 20, Istanbul „Ich studiere BWL und bin gerade im Auslandssemester. Meine Freunde und ich sind alle leidenschaftliche Karnevals-Fans, die Stimmung ist einfach toll. Wir feiern in Düsseldorf. Ich kann mir gut vorstellen, später dauerhaft im Ausland zu leben, würde aber versuchen, jedes Jahr zu Altweiber zurück zu sein.“
Lena Kluge, 25, Augsburg „Schon als Kind habe ich immer am Umzug in Grevenbroich-Hemmerden teilgenommen – und das bis heute beibehalten. Mit einer gemischten Truppe
aus 30 bis 40 Mädels und Jungs laufen wir jeden Karnevalssonntag mit. Mit allen Freunden und der Familie feiern zu können, ist die lange Anreise auf jeden Fall wert.“
Catharina Michels, 26, Tel Aviv „Ich komme aus Willich und arbeite bei einem israelischen Software-Unternehmen. Die letzten beiden Jahre habe ich es nicht geschafft, zu Karneval anzureisen – umso mehr freue ich mich jetzt und habe auch schon fast jeden Tag verplant. Ich mag besonders, dass man seiner Kreativität freien Lauf lassen kann. Meistens habe ich meine Kostüme mit meiner Oma oder Mama selbst genäht.“
Christian Schilling, 44, Madrid „Meine Eltern haben sich beim Karneval kennengelernt, ich bin schon im Sambodromo in Rio de Janeiro mitmarschiert. Die Mischung aus Straßen- und Kneipenkarneval in Düsseldorf ist aber unschlagbar – zumindest einmal im Jahr sind einfach alle warmherzig und aufgeschlossen. Ich feiere mit meiner Tochter und meiner Familie, und wir gehen als Flamenco-Tänzer.“
Stefanie Nöthling, 44, Bad Rappenau „Mein Mann Matthias und ich kommen beide aus Alpen-Veen, eine überregional bekannte Narrenhochburg. Das ganze Dorf feiert zusammen, egal ob im Kindergarten oder beim Seniorenkaffee. Seit unserer Jugend sind wir Mitglieder von Wagenbauergruppen. 2005 sind wir nach Baden-Württemberg gezogen und waren zwischendurch fünf Jahre lang nicht zum Karneval in der Heimat. Seit vergangenem Jahr hat es uns aber wieder komplett gepackt und wir wollen Altweiber, Büttenabend, Disko und Rosenmontagszug nie wieder verpassen. Das ist mit der ganzen Familie und unseren Freunden einfach ein Gefühl, als wäre man niemals weg gewesen.“
Annabel Jones, 49, Cambridge „Ich bin gebürtige Engländerin und liebe das Rheinland. 1992 kam ich für ein Praktikum nach Düsseldorf – ausgerechnet an Karneval. Die ganzen Leute, egal wie alt oder jung, mit lustigen Verkleidungen und in guter Stimmung zu sehen, hat mich sehr beeindruckt. Mein Freund und ich sind dann ein paar Jahre geblieben und kommen jetzt immer zu Karneval wieder. Am Sonntag sind wir mit Freunden bei der Sitzung „Jeck unter Freunden“in Düsseldorf, Rosenmontag feiern wir in Kempen – der Zug findet nur alle drei Jahre statt und ist ein echtes Highlight.“