Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Telekom legt stark zu – und stichelt gegen Vodafone
BONN Gleich doppelt in Feierlaune gab sich Telekom-Chef Tim Höttges bei der Bilanz-Pressekonferenz am Mittwoch: Er präsentierte den höchsten, jemals erzielten Jahresumsatz mit 80,5 Milliarden Euro und auch den bisher besten operativen Gewinn (Ebitda) in Höhe von 24,7 Milliarden Euro. Gleichzeitig zeigte sich Höttges sicher, dass die gigantische Übernahme des US-Mobilfunkers Sprint durch den Telekom-Ableger T-Mobile US genehmigt wird. Die Generalstaatsanwältin aus New York werde nicht gegen ein für die Telekom positives
Urteil vorgehen. Damit sei „der Merger greifbar“, so Höttges.
Die Telekom-Aktie sprang wegen der guten Entwicklungen um vier Prozent nach oben. Im Vergleich zum Jahresbeginn legte sie um zwölf Prozent auf 16,50 Euro zu.
Höttges wies darauf hin, dass der Vorstoß in den USA mit einem Volumen von mehr als 110 Milliarden Dollar „die größte Fusion eines deutschen Unternehmens in den USA jemals“sei. Nach der Fusion sehe er eine große Chance von Kurssteigerungen der börsennotierten T-Mobile US mit ihren dann 140 Millionen Kunden: Sie käme auf einen Marktwert von 120 Milliarden
Dollar, die beiden ähnlich großen Wettbewerber AT&T und Verizion hätten jeweils einen doppelt so hohen Börsenwert. „Wenn wir nur die Hälfte dieser Lücke schließen, wäre das eine Wertsteigerung von 60 Milliarden Euro.“Die Telekom würde als entscheidender Aktionär massiv davon proftieren. Es täte ganz Deutschland gut, „wenn ein deutsches Unternehmen es schafft, in einer Schlüsselindustrie in den USA eine führende Rolle einzunehmen“.
Den Konzern belasten allerdings steigende Schulden. Nachdem sich diese im vergangenen Jahr von 55,4 Milliarden Euro auf 76 Milliarden Euro erhöht haben, wird die Dividende
von 60 auf 50 Cent gekürzt. Trotzdem bleibt es beim hohen Investitionstempo. In Deutschland sollen dieses Jahr mehr als fünf Milliarden Euro investiert werden, die Telekom würde damit mehr als doppelt so viel investieren wie Konkurrent Vodafone Deutschland.
Für die Zukunft setzt Höttges stärker auf Digitalisierung: In Deutschland würden bereits 30 Prozent der Kunden „Mein Magenta“nutzen, um ihren Vertragsstatus einzusehen. Die Zahl der Beschwerden sei seit 2017 um die Hälfte gesunken, weil immer mehr Prozesse automatisiert wurden. „Wenn wir weniger Anrufe haben, senkt das die Kosten enorm.“
Kritisch gab sich Höttges gegenüber Vodafone, seinem in Europa wichtigstem Wettbewerber. Zur aktuellen Offensive von Vodafone Deutschland mit sehr günstigen Kabelanschlüssen sagte er: „Es wird immer wieder solche Angriffe geben. Aber ich würde die Frage stellen: Warum muss eigentlich Vodafone sein Spitzenprodukt um 50 Prozent im Preis senken? Haben die Absatzprobleme?“
Der Manager ist unterdessen weiter sehr gefragt: Der Autohersteller Daimler kündigte an, dass Höttges den Chefaufseher der Deutschen Bank, Paul Achleitner, im Aufsichtsrat ersetzen soll.