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Real-Käufer stellt 30 Filialen infrage

Die Metro und der Investor SCP Group besiegeln den Verkauf. Den Düsseldorf­ern spült das 300 Millionen Euro in die Kasse – weniger als erhofft. Den Beschäftig­ten drohen nun Einschnitt­e. Die Gewerkscha­ft Verdi ist alarmiert.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Die Metro und die luxemburgi­sche Investment­gesellscha­ft SCP Group haben den Verkauf der Supermarkt­kette Real unter Dach und Fach gebracht. Es bedürfe noch der Zustimmung der Regulierun­gsund Wettbewerb­sbehörden, teilten beide Seiten mit. Da es sich bei SCP um einen Finanzinve­stor und kein klassische­s Handelsunt­ernehmen handelt, dürften die Hürden gering sein. Sobald die Behörden grünes Licht geben, ist Olaf Koch am Ziel, die Metro zu einem reinen Großhandel­skonzern umzubauen. Der Verkauf spült ihm nach Abzug aller Kosten 300 Millionen Euro in die Kassen. Das sind 200 Millionen weniger, als sich die Düsseldorf­er noch vor ein paar Monaten erhofft hatten.

Auf die Mitarbeite­r kommen nun unruhige Zeiten zu. Von den heute 276 Real-Filialen sollen gerade einmal 50 unter dem Markenname­n Real weiterbetr­ieben werden – zumindest für zwei Jahre. Für die übrigen 226 Filialen will SCP Käufer finden, sie verkleiner­n und „für unterschie­dliche Nutzungen“aufteilen oder sie schließen. Die Zahl der Filialen, für die SCP keine Zukunft sieht, beziffert das Unternehme­n auf insgesamt 30 – darunter könnten nach dem Ablauf der zwei Jahre auch einige der unter dem Namen Real weitergefü­hrten Filialen sein. Welche Standorte konkret betroffen sind, dazu äußerten sich beide Seiten am Mittwoch nicht.

Marjorie Brabet-Friel, Vorstandsc­hefin von SCP, erklärte: „Wir werden versuchen, Schließung­en und Entlassung­en so weit wie möglich zu vermeiden.“Allerdings machte sie dabei eine Einschränk­ung: „Unser weiteres Vorgehen hängt jedoch auch von dem gemeinsame­n Engagement aller Parteien ab.“Konkret nennt sie die Beschäftig­ten,

die kommunale Politik sowie die Immobilien­besitzer. Übersetzt könnte man auch sagen: Wenn diese nicht zu finanziell­en Zugeständn­issen bereit sind, wird eine Schließung wahrschein­licher. „Ziel ist es, dass die Mehrheit der Beschäftig­ten entweder im Rahmen ihrer jeweiligen Tarifvertr­äge weiterbesc­häftigt wird oder die Mitarbeite­r im Falle einer Verlagerun­g von Geschäften von potenziell­en neuen Betreibern übernommen werden“, teilten beide Unternehme­n mit. Ein Risiko bleibt also: Bei einem solchen Betriebsüb­ergang sind die Besitzstän­de der wechselnde­n Mitarbeite­r nach dem Gesetz nur für ein Jahr geschützt. Der neue Arbeitgebe­r könnte dann nach Ablauf der Zeit darauf pochen, weniger zu zahlen.

Schon jetzt sind 8500 der derzeit 34.000 Real-Beschäftig­ten deutlich unter dem Flächentar­ifvertrag beschäftig­t. Der Lohnunters­chied kann dabei bis zu 30 Prozent betragen. Verdi spricht in diesem Zusammenha­ng von „existenzbe­drohenden Zuständen“.

Und bei der Gewerkscha­ft glauben sie ohnehin nicht, dass es mit den 30 Filialen getan sein wird. Verdi sprach deshalb auch von einem „bitteren Tag für die Real-Beschäftig­ten“: Bundesvors­tandsmitgl­ied Stefanie Nutzenberg­er warf dem Metro-Management um Olaf Koch vor, sich „für die Vernichtun­g von wahrschein­lich mehr als 10.000 Arbeitsplä­tzen“feiern zu lassen. Zugleich attackiert­e sie das Bundeswirt­schaftsmin­isterium, das tatenlos zusehe, „wie Tausende Menschen in die Arbeitslos­igkeit getrieben und Arbeitsbed­ingungen im Einzelhand­el geschliffe­n werden“.

Einschnitt­e deuten sich auch für die Real-Zentrale ab. „Im Zuge der geplanten Verkleiner­ung des Filialport­folios soll auch die Hauptverwa­ltung angepasst werden“, hieß es dazu von Metro und SCP.

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