Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

„Handhygien­e ist empfehlens­wert“

Von Urlaubszie­l bis Vorsorge – die Fragen der Anrufer zum Virus waren breit gefächert.

-

DÜSSELDORF Die Sorge vor dem Coronaviru­s beschäftig­t auch in Nordrhein-Westfalen viele Menschen. Deutlich wurde das bei einer Telefonakt­ion der Rheinische­n Post, bei der drei Experten über zwei Stunden die Fragen der Anrufer beantworte­t haben: Es ging um anstehende Reisen und Hygienemaß­nahmen sowie um Übertragun­gswege und Impfungen. Am Telefon beantworte­ten die Mediziner Petra Siemes von der AOK Rheinland, Patricia Shadiakhy von der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g Nordrhein und Matthias Laufenberg vom Neusser Lukaskrank­enhaus die Fragen. Eine Auswahl:

Ist ein Besuch im China-Restaurant im Zusammenha­ng mit dem neuartigen Coronaviru­s riskant? LAUFENBERG Nein. Die Annahme, das Risiko einer Infektion sei dort größer, ist Unfug. Für Chinesen, die in Deutschlan­d leben und zum Beispiel ein Restaurant betreiben, besteht genau das gleiche Infektions­risiko wie für alle anderen Bürger.

Was kann man tun, um sich vor einer Infektion mit dem Coronaviru­s zu schützen?

SIEMES Gute Handhygien­e ist grundsätzl­ich empfehlens­wert. Es ist sinnvoll, sich regelmäßig die Hände zu waschen, gerade auch, wenn man beispielsw­eise mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln gefahren ist. Händewasch­en ist generell ein guter Infektions­schutz gegen zahlreiche Atemwegs- und Durchfalle­rkrankunge­n.

Welche Symptome haben Menschen, die infiziert sind? LAUFENBERG Die Symptome gehen von Husten und Schnupfen bis hin zu Fieber oder dem Bild einer Lungenentz­ündung.

Wie unterschei­den sich die Symptome einer normalen Grippe von denen einer Coronaviru­s-Infektion? SHADIAKHY Leider lässt sich nur anhand der Symptome nicht feststelle­n, welche Erkrankung vorliegt. Eine Infektion mit dem Coronaviru­s ist dann wahrschein­licher, wenn zuvor Kontakt zu einer Person aus einem Risikogebi­et bestand.

Wie lang können Erreger auf Gegenständ­en überleben?

SIEMES Uns ist bislang kein Fall bekannt, in dem das Virus über importiert­e Gegenständ­e übertragen wurde. Wichtig ist eine stets gründliche Handhygien­e – man sollte sich nicht wegen jedes Gegenstand­s Sorgen machen.

Helfen Grippearzn­eien wie Tamiflu gegen das Coronaviru­s? SHADIAKHY Nein, es gibt noch keine Arzneimitt­el, die explizit bei dieser Infektion helfen. Bisher können nur die Symptome therapiert werden. Allerdings wird an einem Impfstoff geforscht.

Wie lang ist die Inkubation­szeit? SIEMES Derzeit geht das Robert-Koch-Institut

von einer Inkubation­szeit von 14 Tagen aus.

Wie lange dauert eine Erkrankung, die durch das Coronaviru­s hervorgeru­fen wurde?

SHADIAKHY Es gibt keine eindeutige­n Angaben darüber, wie lange die Krankheits­phase dauert. Der Krankheits­verlauf hängt auch von Vorerkrank­ungen ab – und vom körperlich­en Gesamtzust­and des Betroffene­n.

Ist das neuartige Coronaviru­s wirklich so schlimm?

SIEMES Das Robert-Koch-Institut schätzt die Gefahrenla­ge in Deutschlan­d derzeit als gering ein. Informatio­nen rund um das Thema Coronaviru­s bieten wir AOK-Kunden auch über unsere Hotline 0800126526­5.

Sollte man eine Reise – etwa in die Karibik, nach Dubai, nach Ägypten, in die Türkei oder nach China – wegen des Coronaviru­s absagen? SIEMES Empfehlens­wert ist es, sich vor Reiseantri­tt beim Auswärtige­n Amt zu informiere­n. Das Amt veröffentl­icht Reisewarnu­ngen auch auf seiner Internetse­ite. Zurzeit wird bei manchen Reiseziele­n auf verschärft­e Einreiseko­ntrollen hingewiese­n – beispielsw­eise für Bangkok und Dubai. So wird eventuell am Flughafen bei Einreisend­en Fieber gemessen. LAUFENBERG Derzeit rät das Auswärtige Amt dazu, Reisen nach China zu verschiebe­n.

Was ist, wenn ich im Urlaub Fieber bekomme?

SHADIAKHY Man sollte nicht zögern, auch im Urlaub zum Arzt zu gehen. Dieser wird Untersuchu­ngen vornehmen – und entspreche­nde Proben nehmen.

In der Risikoregi­on Hubei werden Arzneimitt­el hergestell­t, die auch für Deutschlan­d relevant sind. In der Region haben einige Wirtschaft­sbetriebe ihre Produktion vorübergeh­end eingestell­t. Rechnen Sie mit Lieferverz­ögerungen? LAUFENBERG Im Krankenhau­s rechnen wir damit, dass es bei bestimmten Arzneimitt­eln zu Lieferengp­ässen kommen kann – das allerdings zeitlich verzögert. In der Risikoregi­on werden Grundstoff­e hergestell­t, die wiederum zu Medikament­en weitervera­rbeitet werden.

Zur normalen Grippeimpf­ung: Ist es möglich, sich jetzt noch für die bevorstehe­nden Karnevalst­age impfen zu lassen? Und ist eine Grippeimpf­ung gut verträglic­h? SIEMES Es dauert 14 Tage, bis der Impfschutz greift. Eine Grippeimpf­ung ist gut verträglic­h und vor allem für Menschen ab 60 Jahren mit chronische­n Erkrankung­en empfehlens­wert, da bei diesen eine Grippe oft nicht so schnell auskuriert wie bei jungen und gesunden.

CHRISTIAN KANDZORRA FASSTE DIE GESPRÄCHE ZUSAMMEN.

 ??  ??
 ??  ??
 ?? FOTO: ANDREAS KREBS ?? Die Mediziner Petra Siemes, Matthias Laufenberg, Patricia Shadiakhy (von links nach rechts) beantworte­ten bei der Telefonakt­ion die Fragen der Leser zum Coronaviru­s.
FOTO: ANDREAS KREBS Die Mediziner Petra Siemes, Matthias Laufenberg, Patricia Shadiakhy (von links nach rechts) beantworte­ten bei der Telefonakt­ion die Fragen der Leser zum Coronaviru­s.
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany