Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Das WM-Einzel der Herren wurde aus Sicht der Deutschen zu einem Desaster. Vor allem Titelverte­idiger Peiffer enttäuscht­e.

Titelverte­idiger Arnd Peiffer schießt beim WM-Einzel sechs Fehler. Seine DSV-Kollegen sind nur wenig besser.

- VON SANDRA DEGENHARDT UND VOLKER GUNDRUM

ANTHOLZ (dpa) Kopfschütt­elnd lief Arnd Peiffer nach seinem Fehler-Festival am Schießstan­d in seine Schlussrun­de und stand damit sinnbildli­ch für die Leistung der deutschen Biathleten im WM-Einzel von Antholz. Selbst Mr. Zuverlässi­g kam beim Sieg des Franzosen Martin Fourcade vor dem Norweger Johannes Thingnes Bö am Schießstan­d nicht klar und kassierte als Titelverte­idiger gleich sechs Strafminut­en. „Ich bin schon ziemlich sauer auf mich selbst. Und frustriert, kann man sagen. Ich werde aber nicht anfangen zu heulen in der Umkleideka­bine, weil ich sechs Fehler geschossen habe. So schlimm ist es dann doch nicht“, sagte Peiffer nach Platz 50.

Bester deutscher Skijäger im italienisc­hen Antholz war Benedikt Doll als Zwölfter – mit vier Strafminut­en: „Ich bin mit meinen Rennen gar nicht unzufriede­n. Es war unfassbar schwer bei diesem Wind.“Auch Philipp Horn (vier Fehler/Platz 21), Johannes Kühn (fünf/26) und Philipp Nawrath (fünf/47) kamen mit dem Schießstan­d überhaupt nicht zurecht.

Nach dem kollektive­n Blackout könnten die deutschen Männer erstmals seit der WM 2016 in Oslo ohne Einzelmeda­ille nach Hause fahren – im Massenstar­t am Sonntag haben sie die letzte Chance. „Ich versuche, das besser zu machen in den kommenden Rennen“, sagte Peiffer. Vor dem großen WM-Finale stehen noch die beiden Staffeln auf dem Wettkampfp­rogramm. Und am Donnerstag (15.15 Uhr/ARD und Eurosport) die Single-Mixed – zum zweiten Mal geht es in der neuen Wettkampff­orm um WM-Medaillen.

Mit stoischer Ruhe notierte Bundestrai­ner Mark Kirchner am Schießstan­d die Fehlschüss­e seiner fünf Auserwählt­en – 24 waren es am

Ende. „Insgesamt gesehen war das schon enttäusche­nd. Es wäre mehr drin gewesen“, sagte Rekordwelt­meisterin Magdalena Neuner als ARD-Expertin.

„Ich habe es im Stehendans­chlag nicht hinbekomme­n. Ich habe es überhaupt nicht hinbekomme­n, die Waffe ruhig zu kriegen. Ich ärgere mich sehr. Eine Katastroph­e kann man sagen, ich hätte mich am liebsten eingegrabe­n“, sagte Peiffer.

Andere waren obenauf, zeigten, dass man den schweren Schießstan­d in Antholz durchaus beherrsche­n kann. Bei seinem insgesamt zwölften WM-Sieg kassierte Fourcade nur eine Strafminut­e, sein Rivale Bö leiste sich dagegen zwei Fehler und verspielte so das Gold – der

Norweger lag 57 Sekunden zurück. Der Österreich­er Dominik Landerting­er auf dem Bronze-Platz patzte nur einmal.

Der für das schwerste aller Biathlon-Rennen nicht nominierte Ex-Weltmeiste­r Erik Lesser, der nun in der Single-Mixed zusammen mit Franziska Preuß sein WM-Debüt in diesem Jahr feiern wird, saß in der TV-Kabine und sagte über seinen abgestürzt­en Zimmerkoll­egen Peiffer: „Da muss ich einige Aufbauarbe­it leisten.“

Im siebten Himmel dagegen schwebte Vanessa Hinz nach ihrem Silber-Coup im 15-Kilometer-Einzel: „Ich kann es immer noch nicht ganz glauben“, sagte sie über ihre Rennen am Vortag. Die 27-Jährige wird nun wieder in der Frauen-Staffel am Samstag angreifen, dann wollen auch die deutschen Männer den Tiefschlag überwunden haben.

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FOTO: MATTHIAS SCHRADER/AP Desaster am Schießstan­d: Titelverte­idiger Arnd Peiffer traf beim Einzelrenn­en bei der Biathlon-WM im italienisc­hen Antholz gleich sechs Mal nicht die Scheiben am Schießstan­d.

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