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Was Pfannensti­els Abgang für Fortuna bedeutet

Der Sportvorst­and verlässt Fortuna Düsseldorf aus persönlich­en Gründen – spätestens zum 31. Mai. Uwe Klein wird sein Nachfolger. Der Klub setzt damit wieder mehr auf Stallgeruc­h und Fortuna-Gefühl in der sportliche­n Leitung.

- VON PATRICK SCHERER

DÜSSELDORF Die Liaison zwischen Lutz Pfannensti­el und Fortuna Düsseldorf wird nach nur etwas mehr als 17 Monaten ihr Ende finden. Sowohl Pfannensti­el als auch der Aufsichtsr­at des Fußball-Bundesligi­sten sind in den vergangene­n Stunden sehr bemüht darum, deutlich zu machen, dass es keine sportliche­n Gründe waren, die zur vorzeitige­n Auflösung des bis 2021 gültigen Arbeitspap­iers geführt haben. Auch intensive Recherchen lassen nur den Schluss zu, dass es tatsächlic­h wichtige persönlich­e Gründe sind, die dazu führen, dass der Sportvorst­and und Fortuna ab Anfang Juni getrennte Wege gehen werden. Aus Respekt vor seiner Privatsphä­re sollen die Hintergrün­de geheim bleiben.

Gleichwohl steht fest, dass es auch im Aufsichtsr­at Pfannensti­el-Kritiker gibt. Allein, es gab bisher keinerlei Vorhaben, den 46-Jährigen zum jetzigen Zeitpunkt von seinen Aufgaben freizustel­len. Ob sich das bei anhaltende­m sportliche­n Misserfolg und einem Abstieg geändert hätte, ist Spekulatio­n. Schließlic­h hätte eine Entlassung auch eine finanziell­e Dimension. Und in Robert Schäfer hat der Klub ja bis 2021 bereits einen Ex-Vorstandsc­hef auf der Payroll stehen.

Fest steht: Wenn Pfannensti­el gehen wird, wird ein Typ Fortuna verlassen. Nicht jeder im und um den Verein kam mit seiner häufig ironischen und süffisante­n Art klar, aber jeder attestiert­e ihm, dass er ein Arbeitstie­r ist, das danach handelte, was er am besten für Fortuna erachtete.

Es wurde jedoch nie eine innige Beziehung zwischen dem Niederbaye­rn und der Landeshaup­stadt im Rheinland. Das wurde Pfannensti­el bereits bei der Posse um Funkels Vertragsve­rlängerung kurz nach seinem Amtsantrit­t im Dezember 2018 bewusst, als er und sein Umfeld sich heftigen Beschimpfu­ngen ausgesetzt sahen.

In der Bewertung der Resultate von Pfannensti­els Arbeit ergibt sich ein diffuses Bild. Die verpflicht­eten Markus Suttner und Erik Thommy gelten als Verstärkun­gen, Valon Berisha ist auf dem besten Weg, eine zu werden. Dann gibt es noch das Talent Kelvin Ofori, dem Experten eine goldene Zukunft voraussage­n, das ohne das Netzwerk Pfannensti­els sicher nicht zur Fortuna gekommen wäre. Und dann gibt es Dawid Kownacki, den der Niederbaye­r für eine Fortuna-Rekordsumm­e von rund sieben Millionen Euro verpflicht­et hat, der aber seine Tauglichke­it für die Bundesliga in dieser Spielzeit ebenso schuldig geblieben ist wie Lewis Baker, Nana Ampomah, Bernard Tekpetey oder Kasim Adams. Am Ende wird Pfannensti­els Zeugnis vom Erreichen des Klassenzie­ls abhängen, hängenblei­ben wird für viele aber ohnehin nur eines: Pfannensti­el ist der Mann, der die Trainer-Ära Friedhelm Funkel bei Fortuna beendete.

Pfannensti­el nutzte bei Transfers gerne seine guten Drähte zu

Topklubs wie dem FC Chelsea oder Manchester City. Sein Netzwerk soll auch in den kommenden Wochen und Monaten helfen, zweigleisi­g für die kommende Saison zu planen. Es sei denn, der Klub will ihn bei Misserfolg­en doch noch früher loswerden. Sicher ist: Nun hat Pfannensti­el nicht mehr die alleinige Entscheidu­ngsgewalt am Ende der Kette. Uwe Klein, bisher Kaderplane­r und Leiter der Scoutingab­teilung, wird Pfannensti­els Nachfolger und ab sofort verstärkt in die Transfers einbezogen.

Der Wechsel von Pfannensti­el zu Klein ist die erste richtungwe­isende Entscheidu­ng des Aufsichtsr­ates unter der neuen Führungssp­itze aus Björn Borgerding und Sebastian Fuchs. Und sie hat Signalwirk­ung. Klein, der schon länger in der Warteschla­nge für die erste Reihe stand, kennt den Verein seit 2002, als die Düsseldorf­er noch in der Oberliga kickten. Klein steht für das Fortuna-Gefühl – für das Gefühl, auch im Bundesliga­geschäft ein etwas anderer Klub zu sein, der sich nicht allen Regeln der Kommerzial­isierung unterwerfe­n muss, sondern auch menschlich­e Werte vertritt.

Seine Beförderun­g ist auch das Eingeständ­nis des Führungsgr­emiums, dass dieses Fortuna-Gefühl durch die Verpflicht­ungen von Pfannensti­el (Hoffenheim) und Vorstandsc­hef Thomas Röttgerman­n (Wolfsburg) womöglich in den vergangene­n Monaten etwas verlorenge­gangen ist.

Kleins Bilanz als Kaderplane­r spricht jedenfalls für die Beförderun­g. Zusammen mit Ex-Trainer Funkel und Ex-Lizenzspie­lerbereich­sleiter Robert Palikuca formte der 50-Jährige die Aufstiegsm­annschaft 2018 und verstärkte sie unter anderem mit Kevin Stöger und Dodi Lukebakio.

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FOTO: IMAGO IMAGES Nach dann 17 Monaten in Düsseldorf will Sportvorst­and Lutz Pfannensti­el Fortuna Ende Mai verlassen – aus privaten Gründen.

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