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Was Pfannenstiels Abgang für Fortuna bedeutet
Der Sportvorstand verlässt Fortuna Düsseldorf aus persönlichen Gründen – spätestens zum 31. Mai. Uwe Klein wird sein Nachfolger. Der Klub setzt damit wieder mehr auf Stallgeruch und Fortuna-Gefühl in der sportlichen Leitung.
DÜSSELDORF Die Liaison zwischen Lutz Pfannenstiel und Fortuna Düsseldorf wird nach nur etwas mehr als 17 Monaten ihr Ende finden. Sowohl Pfannenstiel als auch der Aufsichtsrat des Fußball-Bundesligisten sind in den vergangenen Stunden sehr bemüht darum, deutlich zu machen, dass es keine sportlichen Gründe waren, die zur vorzeitigen Auflösung des bis 2021 gültigen Arbeitspapiers geführt haben. Auch intensive Recherchen lassen nur den Schluss zu, dass es tatsächlich wichtige persönliche Gründe sind, die dazu führen, dass der Sportvorstand und Fortuna ab Anfang Juni getrennte Wege gehen werden. Aus Respekt vor seiner Privatsphäre sollen die Hintergründe geheim bleiben.
Gleichwohl steht fest, dass es auch im Aufsichtsrat Pfannenstiel-Kritiker gibt. Allein, es gab bisher keinerlei Vorhaben, den 46-Jährigen zum jetzigen Zeitpunkt von seinen Aufgaben freizustellen. Ob sich das bei anhaltendem sportlichen Misserfolg und einem Abstieg geändert hätte, ist Spekulation. Schließlich hätte eine Entlassung auch eine finanzielle Dimension. Und in Robert Schäfer hat der Klub ja bis 2021 bereits einen Ex-Vorstandschef auf der Payroll stehen.
Fest steht: Wenn Pfannenstiel gehen wird, wird ein Typ Fortuna verlassen. Nicht jeder im und um den Verein kam mit seiner häufig ironischen und süffisanten Art klar, aber jeder attestierte ihm, dass er ein Arbeitstier ist, das danach handelte, was er am besten für Fortuna erachtete.
Es wurde jedoch nie eine innige Beziehung zwischen dem Niederbayern und der Landeshaupstadt im Rheinland. Das wurde Pfannenstiel bereits bei der Posse um Funkels Vertragsverlängerung kurz nach seinem Amtsantritt im Dezember 2018 bewusst, als er und sein Umfeld sich heftigen Beschimpfungen ausgesetzt sahen.
In der Bewertung der Resultate von Pfannenstiels Arbeit ergibt sich ein diffuses Bild. Die verpflichteten Markus Suttner und Erik Thommy gelten als Verstärkungen, Valon Berisha ist auf dem besten Weg, eine zu werden. Dann gibt es noch das Talent Kelvin Ofori, dem Experten eine goldene Zukunft voraussagen, das ohne das Netzwerk Pfannenstiels sicher nicht zur Fortuna gekommen wäre. Und dann gibt es Dawid Kownacki, den der Niederbayer für eine Fortuna-Rekordsumme von rund sieben Millionen Euro verpflichtet hat, der aber seine Tauglichkeit für die Bundesliga in dieser Spielzeit ebenso schuldig geblieben ist wie Lewis Baker, Nana Ampomah, Bernard Tekpetey oder Kasim Adams. Am Ende wird Pfannenstiels Zeugnis vom Erreichen des Klassenziels abhängen, hängenbleiben wird für viele aber ohnehin nur eines: Pfannenstiel ist der Mann, der die Trainer-Ära Friedhelm Funkel bei Fortuna beendete.
Pfannenstiel nutzte bei Transfers gerne seine guten Drähte zu
Topklubs wie dem FC Chelsea oder Manchester City. Sein Netzwerk soll auch in den kommenden Wochen und Monaten helfen, zweigleisig für die kommende Saison zu planen. Es sei denn, der Klub will ihn bei Misserfolgen doch noch früher loswerden. Sicher ist: Nun hat Pfannenstiel nicht mehr die alleinige Entscheidungsgewalt am Ende der Kette. Uwe Klein, bisher Kaderplaner und Leiter der Scoutingabteilung, wird Pfannenstiels Nachfolger und ab sofort verstärkt in die Transfers einbezogen.
Der Wechsel von Pfannenstiel zu Klein ist die erste richtungweisende Entscheidung des Aufsichtsrates unter der neuen Führungsspitze aus Björn Borgerding und Sebastian Fuchs. Und sie hat Signalwirkung. Klein, der schon länger in der Warteschlange für die erste Reihe stand, kennt den Verein seit 2002, als die Düsseldorfer noch in der Oberliga kickten. Klein steht für das Fortuna-Gefühl – für das Gefühl, auch im Bundesligageschäft ein etwas anderer Klub zu sein, der sich nicht allen Regeln der Kommerzialisierung unterwerfen muss, sondern auch menschliche Werte vertritt.
Seine Beförderung ist auch das Eingeständnis des Führungsgremiums, dass dieses Fortuna-Gefühl durch die Verpflichtungen von Pfannenstiel (Hoffenheim) und Vorstandschef Thomas Röttgermann (Wolfsburg) womöglich in den vergangenen Monaten etwas verlorengegangen ist.
Kleins Bilanz als Kaderplaner spricht jedenfalls für die Beförderung. Zusammen mit Ex-Trainer Funkel und Ex-Lizenzspielerbereichsleiter Robert Palikuca formte der 50-Jährige die Aufstiegsmannschaft 2018 und verstärkte sie unter anderem mit Kevin Stöger und Dodi Lukebakio.