Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Reichlich Verwaltungsarbeit im Standesamt
REMSCHEID (mw) Als Andreas Levermann seine Arbeit als Diplommusiker bei der Bundeswehr gegen eine Verwaltungslaufbahn tauschte, hatte er vermutlich nicht damit gerechnet, dass diese Aufgabe einmal so herausfordernd sein würde. Der Leiter des Remscheider Standesamtes sagt heute: „Unsere Arbeit ist wesentlich anspruchsvoller und komplexer geworden.“Eheschließungen machten nur noch zehn Prozent der eigentlichen Arbeit aus.
Ein Großteil sei Verwaltungsarbeit. Neu ist seit diesem Jahr zum Beispiel, dass für die Reservierung eines Trautermins 50 Euro anfallen. Das kann frühestens sechs Monate im Voraus geschehen – am bequemsten geht das im Internet. Warum erhebt das Standesamt dafür nun eine Gebühr? „Weil es leider immer häufiger vorkommt, dass Brautpaare sehr viele Terminen reservieren. Dadurch werden die Möglichkeiten für alle anderen begrenzt“, erklärt Andreas Levermann. Nun können die angehenden Eheleute nur noch einen einzigen Termin reservieren. „Wir müssen planen können.“Das Geld sei nicht verloren – es werde nach der Anmeldung zur Eheschließung mit den regulären Gebühren verrechnet.
Trautermine gibt es wochentags zwischen 9 und 12 Uhr, manchmal auch bis 13 Uhr. Wer nachmittags oder samstags „Ja“sagen möchte, muss mit einer Extra-Gebühr rechnen. Das Standesamt bietet zudem sogenannte Ambiente-Trauungen an besonderen Orten wie dem Röntgen-Museum.
Auch wenn sich die Eheschließungen auf die Vormittage konzentrieren, heiße das nicht, dass das neunköpfige Team nichts zu tun habe. Ganz im Gegenteil. „Manch einer von uns arbeitet von 6 bis 6“, sagt der Standesamtchef. „Die restliche Arbeit passiert dann, wenn es der Bürger nicht sieht.“Auch wenn das Pensum hoch sei, habe man keinen Personalengpass, betont Levermann. Nichtsdestotrotz sucht die Stadt derzeit eine Teilzeitkraft für das Standesamt. Denn bereits seit Jahren muss das Team Mehrarbeit leisten. Das liege an den gestiegenen Anforderungen und den vielfältigen Aufgaben, erklärt Levermann. Übrigens kein originäres Remscheider
Problem. Schließlich muss hier äußerst sorgfältig gearbeitet werden. „Wir sind sozusagen die Notare des öffentlichen Rechts. Wir müssen genau prüfen. Was im Geburten- und Eheregister steht, muss zu 100 Prozent stimmen.“
Vor allem der Recherche-Anteil, was ausländisches Recht angehe, nehme jedes Jahr zu. Rund ein Viertel aller Remscheider Eheschließungen hat eine Auslandsbeteiligung in irgendeiner Form, bei Geburten sind es gar 50 Prozent. Es werde sogar schon kompliziert, wenn beide Partner Deutsche sind, aber einer im Ausland geboren wurde. Die Mitarbeiter müssen Urkunden prüfen, nachhaken, recherchieren. „Von uns wird verlangt, das Recht von 200 Ländern zu kennen.“
Besonders kniffelig wird es, wenn Asylbewerber keinen Pass vorweisen können und ihre Identität nicht geklärt ist. Das komme relativ häufig vor, sagt Levermann. Können denn auch diese Paare heiraten? „Unter Umständen“, sagt er. „Es ist schwierig, aber wir bemühen uns immer, eine Eheschließung zu ermöglichen.“Gerade diese Fälle binden Kapazitäten. Im Extremfall habe ein Paar mit ausländischen Wurzeln schon einmal ein Jahr warten müssen, bis es heiraten konnte. 2018 besiegelte das Standesamt 494 Ehen, 2019 waren es 476, darunter 13 gleichgeschlechtliche.