Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Wenn Ehrenamtler wie Carsten Klintworth zu Engeln werden.
Der 55. Rosenmontagszug Rä-Te-Ma-Teng soll allen Beteiligten und Zuschauern Freude bringen. Für die Sicherheit sorgen an Rosenmontag, 24. Februar, wieder Zugbegleiter und Wagenengel. Carsten Klintworth ist einer von ihnen.
HÜCKESWAGEN Ob man nun an den Mythos der Schutzengel glaubt oder nicht – im Hückeswagener Karneval sind Engel in menschlicher Form präsent. Sie tragen zwar weder Gewänder noch Flügel, sind aber an ihren gelben oder orangefarbenen Warnwesten erkennbar. Wie Carsten Klintworth. Als sogenannter Wagenengel begleitet er am 24. Februar einen der Wagen beim Rosenmontagszug Rä-Te-Ma-Teng und passt auf, dass kein Kind oder Erwachsener zu nah an oder – noch schlimmer – unter die Räder des Fahrzeugs kommt. „Ich mache das, seit ich volljährig bin“, sagt der 30-Jährige, der in seinen Kindertagen selbst auf dem Wagen der Kolpingsfamilie mitfahren durfte – wenn auch nie als Prinz. „Das Jahr, in dem ich hätte Prinz werden können, habe ich verpasst“, berichtet er lachend.
Es ist mittlerweile Pflicht für die Veranstalter, Wagenengel zu engagieren. Ohne sie dürfen sich die Fahrzeuge beim Rosenmontagszug nicht in Bewegung setzen. Seit der Katastrophe bei der Duisburger Loveparade im Jahr 2010 wurden die Sicherheitsbestimmungen auch bei karnevalistischen Umzügen in Nordrhein-Westfalen noch weiter verschärft und die Zahl der benötigten Wagenengel erhöht. Teilweise können Vereine der größeren Umzüge den Bedarf nicht selbst decken und müssen daher Helfer anheuern oder private Sicherheitsdienste beauftragen. In der Schloss-Stadt haben sich allerdings bis jetzt immer Ehrenamtler für diese verantwortungsvolle Aufgabe bereiterklärt.
Dabei artet die Zugbegleitung mitunter in Arbeit aus. „Wir müssen die Leute beobachten und, wenn nötig, auch mal zurückdrängen“, berichtet Carsten Klintworth von seinen
Erfahrungen. Dabei seien häufig die Großeltern bei der Jagd nach der Kamelle schlimmer als ihre Enkel. „Manchmal reicht schon ein böser Blick – bei den Kindern mehr als bei den Omas“, fügt er hinzu. Es gab auch Jahre, da war der Einsatz als Wagenengel besonders anstrengend: „Vor drei Jahren waren die Leute irgendwie todessüchtiger als sonst“, sagt der 30-Jährige schmunzelnd.
Bisher habe es aber keinen größeren Unfall beim Rä-Te-Ma-Teng gegeben. Laut Heinz Pohl von der Kolpingsfamilie sei das Schlimmste eine kaputte Brille gewesen. Die Wagenengel sollen dazu beitragen, dass es auch in Zukunft so bleibt. Vier Personen pro Wagen – zwei pro Seite – sind Pflicht. „Besser sind aber sechs“, fügt Carsten Klintworth hinzu. Für die drei Wagen der Kolpingsfamilie (Junge Familien, Prinzen- und Bagagewagen) würden allein schon 14 Begleiter benötigt. Drei kommen allein aus der Familie Klintworth, denn auch Carstens Eltern Marlies und Hermann gehen als Wagenengel mit.
Leicht sei es dennoch nicht, ausreichend Freiwillige für diesen Job zu finden. Der Präsident reiche schon frühzeitig eine Liste herum, in der sich Helfer für alle Karnevalsveranstaltungen der Kolpingsfamilie eintragen können. „Manchmal müssen aber Wagenengel noch am Rosenmontag akquiriert werden“, sagt der Hückeswagener.
Unter der Warnweste ist auch Klintworth an diesem Tag verkleidet. Die Kostümierung versucht er an das jeweilige Motto des Kolpingwagens anzupassen. Auch das Wetter spielt eine Rolle. „Bei Regen ist ein Kostüm mit Hut ganz praktisch“, sagt er.
Ganz wichtig ist es, dass Wagenengel absolut nüchtern sind (s. Info-Kasten). Selbst das Aufwärmbier vor dem Umzug ist verboten. Das gibt’s erst als Belohnung vorm Schloss, wenn die Räder der Umzugswagen
zum Stillstand gekommen sind. Im Anschluss werde noch gemeinsam im Kolpinghaus gefeiert und gemütlich zusammengesessen, wie der Zugbegleiter berichtet. „Das ist immer nett“, fügt er hinzu.
Einen anderen Rosenmontagszug, wie beispielsweise in der Karnevalshochburg Köln, besucht der 30-Jährige nicht. „Lieber gemütlich in Hückeswagen feiern, als in der großen weiten Welt“, betont er. Den Job als Wagenengel will er auch in Zukunft übernehmen. „Wir machen das, damit die Kinder auf den Wagen mitfahren können“, nennt er seine Motivation. Denn dem ursprünglichen Motto ist der Rä-Te-Ma-Teng bis heute treu geblieben – ein bunter Karnevalsumzug mit und für die Kinder der Stadt.