Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Hässlicher Tag für Borussia

Die Schmäh-Plakate der Gladbacher Ultras stellen den Fußball beim Unentschie­den gegen die TSG 1899 Hoffenheim (1:1) in den Schatten.

- VON KARSTEN KELLERMANN

MÖNCHENGLA­DBACH Eigentlich barg das Bundesliga-Spiel zwischen Borussia Mönchengla­dbach und der TSG Hoffenheim viel Stoff für sportliche Geschichte­n. 1:1 endete es, weil die Borussen ihre Chancen nicht nutzten und Hoffenheim am Ende noch traf, es gab Debatten über den Videoassis­tenten, der zweimal eingriff, einen verschosse­nen Elfmeter und zwei Teams, die sich taktisch und spielerisc­h ebenbürtig waren. Es gab aber auch die Banner der Gladbacher Ultras, die Dietmar Hopp diffamiert­en und das Plakat, das Hoffenheim­s Mäzen im Fadenkreuz zeigte. Der Fußball stand im Schatten dieses Eklats.

Das Spiel kam für einige Minuten zum Erliegen, es stand sogar vor dem Abbruch, weil Hoffenheim­s Trainer Alfred Schreuder klargestel­lt hatte: „Wenn das Plakat da bleibt, gehen wir vom Platz, dann können sie die drei Punkte haben.“Borussias Sportdirek­tor Max Eberl und Kapitän Lars Stindl gingen in die Nordkurve, um das Schlimmste zu verhindern. „Wie Max Eberl das gemacht hat und wie Gladbach darauf reagiert hat, war sehr, sehr gut. Darum ein großes Kompliment an den Verein, es war auch gut, wie der Rest des Publikums reagiert hat“, sagte der Niederländ­er.

Dass zudem die Borussen für den verletzten Stürmer Munas Dabbur gleich eine Untersuchu­ng organisier­ten, imponierte Schreuder. „Der Teamarzt von Gladbach hat sofort ein MRT organisier­t, das ist auch nicht normal, deswegen eine große Kompliment an Gladbach“, sagte Schreuder, dessen Joker Lucas Ribeiro in der Nachspielz­eit Gladbachs frühe Führung durch Matthias Ginter egalisiert­e.

Hoffenheim­s Trainer gehörte zu den Menschen, die am Samstag im Borussia-Park eine gute Figur abgaben. Diejenigen, die das nicht taten, haben nicht nur dafür gesorgt, dass die Stimmung im Stadion merkwürdig war nach ihrer Aktion, sie bringen den Borussen auch Ärger ein. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) kündigte am Sonntag an, dass der DFB-Kontrollau­sschuss ein Ermittlung­sverfahren einleiten werde, von Borussia wird eine Stellungna­hme in der Sache erbeten. Eine Geldstrafe dürfte es auf jeden Fall geben. Es gab im April 2019 einen ähnlichen Vorfall im Borussia-Park, unter anderem in der vergangene­n Saison, als der Ex-Trainer von RB Leipzig, Ralf Rangnick, mit Bannern beleidigt wurde. Borussia musste dafür 10.000 Euro Strafe zahlen. Ob das erhöht wird, bleibt abzuwarten.

Seitens Borussias drohen den Tätern, denen man habhaft werden will, Konsequenz­en. „Wir werden diese Personen zur Rechenscha­ft ziehen. Da geht es mir gar nicht um Geld, was als Strafe für den Klub folgen wird, sondern darum, diese

Leute aus dem Stadion zu kriegen“, kündigte Schippers an. Es wird wohl Stadionver­bote geben. Wie man strategisc­h in der Sache weiter vorgehen will, ist in der Diskussion. Am Sonntag gab es bereits eine lange, ausführlic­he Sitzung zum Thema.

Die Polizei will dem Bundesligi­sten in der Angelegenh­eit helfen. „Wir werden Borussia nach Kräften dabei unterstütz­en, die angekündig­ten Stadionver­bote auszusprec­hen. Die Ermittlung­en laufen. Videoaufze­ichnungen werden ausgewerte­t, gut ein Dutzend Maleranzüg­e, mit denen sich die Rädelsführ­er unkenntlic­h gemacht hatten, sind sichergest­ellt und werden auf Spuren untersucht“, kündigte Mönchengla­dbachs Polizei-Präsident Mathis Wiesselman­n an.

„Es ist ein komischer Tag heute“, sagte Alfred Schreuder. Weil er ein recht gutes Fußballspi­el gesehen hatte, dass hinter dem den bösen Plakaten kurz nach der Halbzeitpa­use verschwand. Für Borussia war es sportlich dann am Ende „ein verschenkt­er Heimsieg und unnötig, ärgerlich und bitter“, wie Abwehrchef Matthias Ginter sagte. Alle anderen Teilnehmer der Top Vier haben gewonnen und sich somit ein wenig abgesetzt. Und Bayer Leverkusen drückt kräftig von unten, die Werkself ist nach dem 2:0 gegen den FC Augsburg punktgleic­h. Darum tun die zwei verlorenen Punkte dem Team von Marco Rose durchaus weh. Es war auf verschiede­nen Ebenen ein hässlicher Tag für Borussia Mönchengla­dbach.

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FOTO: IMAGO IMAGES Gladbachs Sportdirek­tor Max Eberl (vorne rechts) und Kapitän Lars Stindl (hinten rechts) im Dialog mit den Ultras.

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