Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Fortuna – keine schwere Geburt gegen Freiburg
Beim 2:0 in Freiburg zeigen die Düsseldorfer die Cleverness, die ihnen bislang fehlte. Der Trainer ist zufrieden und lobt die Mitarbeiter.
FREIBURG Uwe Rösler hätte die ganze Welt umarmen können, und fürs Erste wollte er mit den 2000 Leuten anfangen, die da in der Süd-OstEcke des Freiburger Stadions ausgelassen hüpften. Mit weit ausgebreiteten Armen stürmte der Trainer der Düsseldorfer Fortuna nach dem Abpfiff von Schiedsrichter Frank Willenborg auf den Gästeblock zu, feierte mit dem rot-weißen Anhang das 2:0 beim SC Freiburg – den ersten Bundesligasieg, den er seit seinem Amtsantritt mit den Düsseldorfern errungen hatte. „Aber es war doch mein zweiter“, korrigierte er grinsend, „den Pokal zähle ich immer mit.“
Sein gutes Recht – nur war jenes 5:2, auf das Rösler da anspielte, bei einem Drittligisten. Und bei aller Wertschätzung für den 1. FC Kaiserslautern war der Sieg in Freiburg schon eine ganz andere Hausnummer. Dass die Hauptdarsteller des Nachmittags, eben Rösler und seine Profis, das Geschehen dabei herunterspielten, tat der Freude der feiernden Fans keinen Abbruch. „Es gibt, und schreibt das bitte auch so“, sagte Rösler den Journalisten, „keinerlei Grund, die Füße vom Boden zu heben.“
Allerdings drei wichtige, zumal da der nächste Gegner Hertha BSC gegen den 1. FC Köln eine derbe 0:5-Klatsche bezog. Sollte Fortuna am kommenden Freitag die Berliner schlagen, hätte man den „Big City Club“gleich mit in den Abstiegskampf gezogen. Und in diesem zeigten die Düsseldorfer in Freiburg eine bislang nicht bekannte besondere Qualität. „Wir haben das gemacht, was man manchmal machen muss, und was wir in meiner bisherigen Zeit nicht so geschafft haben: ein 2:0 über die Bühne zu bringen“, erklärte Rösler. „Das war vielleicht nicht attraktiv, das stimmt, das war vielleicht nicht sexy, aber das war erfolgreich.“Am Ende habe Fortuna „dreckig gewonnen und die Null gehalten. Weil wir die physische Präsenz hatten, um in den Spielfeldecken Game-Management zu zeigen“.
Eben dieses „Game-Management“hatte der Trainer zuletzt gefordert, weil Fortuna häufig gut angefangen, ihren jeweiligen Vorsprung aber nie über die Zeit gerettet hatte. In Freiburg machten die Düsseldorfer dann das, was ihr Trainer sehen wollte. Den Ball nahe der Seitenauslinie, am besten sogar in der Nähe der Eckfahne, halten, bis es die Freiburger nervte, dadurch Fouls provozieren, Freistöße oder zumindest Einwürfe und Eckbälle herausholen. Vor allem Torjäger Rouwen Hennings erwies sich als Meister darin. Und manchmal blieben die Fortunen auch mal ein paar Sekunden liegen – wohl wissend, dass Schiedsrichter in solchen Fällen zwar immer mit zusätzlicher Nachspielzeit drohen, dies aber selten konsequent durchziehen. Die Uhr herunterlaufen lassen als wichtiges Mittel im Ringen um den Klassenerhalt.
„Wir haben heute clever gespielt“, lobte Rösler. „Wir haben uns Zeit gelassen, wenn wir uns Zeit lassen mussten, wir haben Auszeiten genommen, wenn es sein musste. Wir haben schnell gespielt, wenn wir es konnten. Heute hatten wir eine richtig gute Balance über 90 Minuten.“Zudem hatte Fortuna Adam Bodzek. Oft geschmäht im Internet und sogar bei Fortuna intern, von Rösler aber ebenso hoch geschätzt wie von dessen Vorgänger Friedhelm Funkel. „Wir haben auch vorher schon gut im Mittelfeld gespielt, aber wir haben manchmal zu fantasievoll gespielt. Heute hatten wir immer noch Fantasie, dazu aber eine gute Struktur, und dazu haben die physischen Qualitäten Adam Bodzeks und Andre Hoffmanns viel beigetragen. Deshalb haben wir zum ersten Mal, seit ich bei Fortuna bin, 50 Prozent der Zweikämpfe gewonnen, und wenn du im Abstiegskampf stehst, dann musst du einfach solche Werte zeigen.“Am besten am Freitag gegen Hertha gleich noch einmal – es wäre der richtige Start in die Vier-SpieleSerie gegen die direkten Konkurrenten aus Berlin, Mainz, Paderborn und Köln im Kampf um den Klassenerhalt.