Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
FCR schenkt Hamborn zwei Punkte
Fußball: Später Hamborner Ausgleich schockt den Landesligisten. Er hat nur 84 Minuten alles im Griff.
Landesliga: FC Remscheid – Hamborn 07 3:3 (1:1). Die Frage nach dem „Warum“muss erlaubt sein. Warum nur ist der FC Remscheid viel zu oft nicht in der Lage, einen Vorsprung über die Runden zu schaukeln? Was dem Fußball-Landesligisten im Nachholspiel gegen die SF Hamborn passierte, hat in dieser Spielzeit jedenfalls keinen Seltenheitscharakter. Beim 3:3 gab die Mannschaft von Sahin Sezer trotz eines vor allem in der zweiten Hälfte ansehnlichen Spiels noch einen 3:1-Vorsprung aus dem Händen. Gökhan Kiltan (84.) per Seitfallzieher und Kai-Stefan Neul (90.+1) schossen für die Gäste nach Standardsituationen ein Remis heraus, welches dem FCR in der Endabrechnung noch sehr, sehr weh tun könnte.
„Das durfte uns nie und nimmer passieren“, sagte Sezer – dabei spürbar nach Fassung ringend. Und Leo Funke, zum Zeitpunkt der späten Tore nach seiner Auswechslung schon nicht mehr auf dem Spielfeld, gab zu, „nach dem 2:3 ein ganz komisches Gefühl“gehabt zu haben. Dieses sollte ihn nicht täuschen. Letztlich wurde es ein veganes Unentschieden für den FCR – nicht Fisch, nicht Fleisch.
Der Gastgeber schien alles im Griff zu haben. Jedenfalls ab der 30. Minute, nachdem die Hamborner kurz zuvor überraschend in Führung gegangen waren. Raffael Schütz (28.) war der Torschütze gewesen. Michele Buscemis Ausgleich durch einen strammen Schuss in den Winkel (1:1, 33.) gab dem FCR reichlich Selbstbewusstsein.
Waren Funke und Yuya Yamaura kurz vor dem Seitenwechsel bei ihren guten Chancen noch glücklos gewesen, machte es Bedri Mehmeti (2:1, 47.) besser. Der Ball schlug unhaltbar links unten im Eck ein. Als schließlich Fatih Sezer eine Flanke mustergültig auf den Kopf von Aleksandar Stanojevic schlug, nickte die Sturmspitze zum 3:1 (75.) ein. Verdienter Lohn nach einer enormen Leistungssteigerung. Doch dann bekam der FC Remscheid den großen Flattermann.
Störungen durch Remscheider Abwehrbeine – und damit ist ausdrücklich die gesamte Mannschaft gemeint – traten bestenfalls noch in homöopathischen Dosen auf. Hamborn witterte seine Chance und stiftete plötzlich ein Chaos in der Defensive des Gastgebers, die vergleichbar mit der Wirkung einer wirbelnden Katze im Taubenschlag ist. Beim Gastgeber ging die nackte
Angst um. Und so passierte, was auf keinen Fall passieren durfte. Zur Erinnerung: Im Hinspiel kassierte der FCR den Ausgleich zum 1:1 ebenfalls in der Nachspielzeit (90.+3). Der Torschütze hieß Kai-Stefan Neul. Duplizität der Ereignisse also.
Inwiefern sich das unbefriedigende sportliche Abschneiden auf die nach wie vor latent herrschende Unruhe im Umfeld des Vereins transferieren lässt, ist aktuell schwierig zu sagen. Fakt ist jedenfalls: Längst nicht alle im Verein ziehen in einer einmal mehr unübersichtlichen Gemengelage an einem Strang. Was auch deutlich die Mannschaft betrifft.
Ahmed Al Khalil stand auf dem Spielberichtsbogen, sollte berufsbedingt erst in der zweiten Hälfte erscheinen. Er kam gar nicht. Und andere, wie Kevin Hartmann, Marvin Merchel oder Matteo Kupfer, hat man schon länger nicht im Röntgen-Stadion gesehen. Sie sind langzeitverletzt. Aber sind sie auch noch Spieler des FC Remscheid?