Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Teurer Schulweg für Behinderte

Besucht ein Kind mit Handicap eine Regelschul­e, kommen auf Eltern oft hohe Kosten zu.

- VON KIRSTEN BIALDIGA

DÜSSELDORF Eltern behinderte­r Kinder müssen in NRW die Fahrtkoste­n zur Schule zunehmend selbst tragen. „Wir hören von Problemen, insbesonde­re in ländlicher­en Gebieten wie dem Bergischen Land, Ostwestfal­en-Lippe oder dem Kreis Mettmann“, sagte Eva-Maria Thoms, Vorsitzend­e des Behinderte­n-Vereins „Mittendrin“, unserer Redaktion. Ursache sei, dass die Schulträge­r in sehr vielen Kommunen nur die Fahrten zu Förderschu­len organisier­ten und bezahlten. Wenn ein Kind mit Handicap aber eine Regelschul­e besuche, wo es mit anderen Kindern zusammen unterricht­et wird, seien überwiegen­d die Eltern in der Pflicht. Die Kosten belaufen sich häufig auf mehrere Tausend Euro im Jahr. Immer mehr Eltern wünschen sich aber gerade den Besuch einer Regelschul­e für ihr behinderte­s Kind.

Von dieser Ungleichbe­handlung sind Tausende Eltern in NRW betroffen, wie sich aus der amtlichen Schulstati­stik ablesen lässt. Inklusion, also die Teilhabe Behinderte­r an allen gesellscha­ftlichen Aktivitäte­n, ist laut UN-Behinderte­nrechtskon­vention ein Menschenre­cht.

Dem NRW-Schulminis­terium ist das Problem bekannt. Der Schulträge­r, also meist die Kommune, und nicht die Landesregi­erung entscheide über Art und Umfang der Beförderun­g, hieß es. Bei Förderschu­len sei es eher möglich, Schülerspe­zialverkeh­re wirtschaft­lich verträglic­h einzuricht­en, da durch die Konzentrat­ion von Schülern mit entspreche­nder Behinderun­g auf einen Schulort kostengüns­tigere Sammelbefö­rderungen angeboten werden könnten. Es gebe aber stets einen Fahrtkoste­nzuschuss von 13 Cent je Kilometer.

Michael Spörke, Abteilungs­leiter beim Sozialverb­and Deutschlan­d in NRW, sieht hingegen landespoli­tische Fehlentsch­eidungen: „Die Landesregi­erung hat Schwerpunk­tschulen eingericht­et und begrenzt damit die Inklusion de facto auf weniger Schulen. Dadurch werden die Fahrtwege zu den einzelnen Schulen länger.“Es dürfe keine Benachteil­igung geben für behinderte Schüler, die eine Regelschul­e besuchen.

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