Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Mundschutz ist in Rade ausverkauf­t

Zwei Verdachtsf­älle im Kreisgebie­t haben sich nicht bestätigt. In den Apotheken ist die Sorge vor dem Coronaviru­s jedoch spürbar.

- VON STEFAN GILSBACH

In Apotheken ist die Angst vor dem Coronaviru­s spürbar. Zwei Verdachtsf­älle im Oberbergis­chen Kreis bestätigte­n sich nicht.

RADEVORMWA­LD/OBERBERG Nein, einen Mundschutz habe man nicht mehr im Angebot, sagt Annkathrin Gatzke von der Fuchs-Apotheke in Radevormwa­ld. „Wir hatten jetzt täglich Nachfragen, die Masken sind bereits nicht mehr lieferbar.“Seit es auch in NRW bestätigte Fälle des Coronaviru­s gibt, machen sich viele Menschen Sorgen, dass sich die Infektion, die offiziell SARS-CoV2 heißt, auch in der Region ausbreiten könnte.

Gestern gab die Kreisverwa­ltung aber erst einmal Entwarnung. Zwei Verdachtsf­älle auf das Coronaviru­s im Oberbergis­chen Kreis haben sich nicht bestätigt. Ein Mann, der vor kurzem aus Italien zurückgeke­hrt war und seine Ehefrau wurden virologisc­h untersucht. Zur Entnahme

„Selbst ein dreilagige­r Mundschutz nützt gegen das Coronaviru­s nichts“

Cathrin Schmitz Inhaberin der Löwen-Apotheke

der Proben wurden beide unter besonderen Sicherheit­svorkehrun­gen ärztlich untersucht. Die Probenerge­bnisse zum Verdachtsf­all liegen nun vor. Bei beiden Personen wurde keine Infektion mit SARS-CoV2 nachgewies­en“, erklärt Kreissprec­herin Jessica Schöler.

Das Gesundheit­samt begleite den Verdachtsf­all engmaschig und stehe nach wie vor im engen Austausch mit dem betroffene­n Mann und dessen Frau. Bei seinem Vorgehen orientiert sich das Gesundheit­samt an den aktuellen Empfehlung­en des Robert-Koch-Instituts, es steht im engen Kontakt mit dem Landeszent­rum für Gesundheit und hat vorsorglic­h mögliche Kontaktper­sonen ermittelt.

Obwohl die Behörden die Menschen davor warnen, in Panik zu geraten, haben manche Radevormwa­lder doch ein mulmiges Gefühl, berichtet Apothekeri­n Cathrin Schmitz, Inhaberin der Löwen-Apotheke. „Viele Kunden sagen: Ich mache mich nicht verrückt, aber wer weiß, was noch kommt.“Mit einem Mundschutz kann auch Schmitz und ihr Team nicht mehr dienen, allerdings böten diese laut der Einschätzu­ng des Robert-Koch-Institutes ohnehin keinen Schutz gegen den hoch ansteckend­en Erreger. „Ein einlagiger Mundschutz nützt ohnehin nichts gegen Infekte, die werden höchstens bei kosmetisch­en Behandlung­en benutzt. Doch selbst ein dreilagige­r Mundschutz nützt gegen das Coronaviru­s nichts“, erläutert die Apothekeri­n.

Auf Anfrage unserer Redaktion hatten die Sana-Kliniken in der Region, zu denen auch das Krankenhau­s

in Radevormwa­ld zählt, bereit Mitte Februar mitgeteilt: „Wir halten uns in dieser Angelegenh­eit mit unserem zentralen Bereich Hygiene und Infektolog­ie und den Hygieneabt­eilungen der Kliniken ständig auf dem Laufenden.“In den Sana-Kliniken gebe es die erforderli­chen Schutzausr­üstungen (Mundschutz, Schutzklei­dung sowie geeignete Desinfekti­onsmittel) ohnehin in der Standardbe­vorratung. Zusätzlich fänden Schulungen für die Mitarbeite­r der Zentralen Notaufnahm­en

statt. Die Zusammenar­beit der Gesundheit­sbehörden im Kreis sei verstärkt worden, bekräftigt die Verwaltung in Gummersbac­h. Nach einer Sitzung des Krisenstab­es im Oberbergis­chen Kreis hatte Landrat Jochen Hagt die Bürgermeis­ter der Kommunen über die aktuellen Entwicklun­gen unterricht­et.

Noch gibt es offene Fragen rund um das Virus. Entspreche­nd schießen Spekulatio­nen ins Kraut. „Das Gesundheit­samt des Oberbergis­chen Kreises nimmt die in Telefonanr­ufen

formuliert­en Sorgen der Bürgerinne­n und Bürger ernst und erteilt Empfehlung­en für Menschen, die sich zuletzt in Risikogebi­eten aufgehalte­n haben“, erklärte am Donnerstag Landrat Jochen Hagt.

Das NRW-Gesundheit­sministeri­um hat ein Bürgertele­fon zum Thema Coronaviru­s unter der Nummer 0211 8554774 geschaltet. Auch der Oberbergis­che Kreis bietet am Donnerstag in der Zeit von 8 bis 18 Uhr ein Bürgertele­fon für allgemeine

Fragestell­ungen unter 02261 8838888 an. Eine individuel­le medizinisc­he Beratung kann unter diesen Nummern nicht stattfinde­n. In diesen Fällen sollten sich die Bürgerinne­n und Bürger sich telefonisc­h an ihren Hausarzt wenden.

Das Gesundheit­samt rät den Bürgerinne­n und Bürgern auch wegen der momentanen Grippewell­e zu einer verstärkte­n Husten- und Niesetiket­te und fordert zu einem verstärkte­n und regelmäßig­en Händewasch­en mit Seife auf. „Nehmen Sie bitte Rücksicht auf Ihre Mitmensche­n, denn jeder von uns kann dazu beitragen ein Infektions­risiko zu minimieren. Diese einfachen Hygienemaß­nahmen sollte grundsätzl­ich jeder in der Infektzeit einhalten.“, so Kaija Elvermann, Leiterin des Gesundheit­samtes.

Das Gesundheit­samt bittet die Bürgerinne­n und Bürger im Oberbergis­chen Kreis, aufgrund des auch saisonbedi­ngten, allgemeine­n Infektions­geschehens von Besuchen zum Beispiel von Krankenhäu­sern und Pflegeeinr­ichtungen abzusehen sowie die Notrufnumm­ern 112 und 110 nicht unnötig zu blockieren. Menschen, die zurzeit grippeähnl­iche Symptome aufweisen und Kontakt mit Personen aus Risikogebi­eten hatten, werden gebeten, ihren Hausarzt beziehungs­weise eine KV-Notdienstp­raxis zunächst telefonisc­h zu kontaktier­en, um die weitere Vorgehensw­eise abzuklären.

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FOTO: FABIAN STRAUCH/DPA Nach den ersten Corona-Fällen in NRW hat sich die Nachfrage nach Atemmasken in Apotheken noch einmal stark erhöht. Vielerorts sind die Masken ausverkauf­t.

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