Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Corona-Hotline überlastet
Vom direkten Gang in die Praxis oder Klinik raten Experten aber trotzdem ab.
DÜSSELDORF Menschen mit grippe-ähnlichen Symptomen, die meinen, sich mit dem Coronavirus angesteckt zu haben, greifen aktuell häufig zunächst zum Telefon. Entweder rufen sie beim Hausarzt oder beim Gesundheitsamt an. Das sei auch richtig so, sagen die Mediziner. Demnach wird es dringend empfohlen, nicht einfach in die Praxis zu gehen. Der Hausarzt oder das Gesundheitsamt entscheiden letztlich, ob ein Test sinnvoll ist oder nicht. „Notwendig ist ein Test auf jeden Fall, wenn eine Person mit Symptomen Kontakt zu einem Infizierten hatte“, heißt es in den entsprechenden Mitteilungen. Den Hausärzten liegen außerdem Handlungsempfehlungen des Robert-Koch-Instituts vor, der zuständigen Bundesbehörde für Infektionskrankheiten.
Viele Menschen halten dieses Vorgehen jedoch nicht für sinnvoll, sondern fühlen sich sogar im Stich gelassen – so wie Banu Söztutar, der in Erkelenz im öffentlichen Dienst arbeitet. „Ich bin vergrippt und habe mich deshalb bei meinem Hausarzt gemeldet und ihm gesagt, dass ich Symptome des Virus haben könnte“, sagt er. Die Antwort sei gewesen, dass er zu Hause bleiben und von dort das Gesundheitsamt kontaktieren soll. „Leider kommt man dort aber telefonisch nicht durch, obwohl ich es schon hundertfach versucht habe.“
Die Behörden bitten alle, die telefonisch nicht sofort durchkommen, um Verständnis. Derzeit seien allein 50 Mitarbeiter in zwei Schichten im Gesundheitsamt des betroffenen Kreises Heinsberg beschäftigt, erklärte Landrat Stephan Pusch. Man sei dabei, die Kapazitäten der Telefonhotline auszubauen.
Jennifer Bialy aus Mönchengladbach kritisiert, dass die entsprechenden Stellen nicht gut vorbereitet seien auf die Fragen. Sie weist nach eigenen Angaben seit Sonntag grippeähnliche Symptome auf. Sie habe – wie vorgeschrieben – ihren Hausarzt kontaktiert. Dieser sagte ihr lediglich, dass sie nicht zu ihm die Praxis kommen, sondern sich ans Gesundheitsamt wenden solle. „Das Amt nennt mir dann zwei weitere Telefonnummern, wo ich besser beraten werden könnte“, sagt Bialy. „Und die sagen mir dann, dass ich ganz normal zum Arzt gehen soll“, berichtet sie. „Ich haben allen gesagt, dass ich in Köln im Karneval unterwegs war und in einem Reisebüro arbeite, wo mich auch Kunden begrüßen, die aus Ländern einreisen, in denen sich Infizierte aufhalten“, sagt sie. Letztlich habe sie sich mehr als eine Stunde lang durchtelefoniert, bis ihr jemand gesagt habe, dass man sie nicht auf das Coronavirus hin testen werde. „Das macht mich wütend“, sagt sie.