Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Corona-Hotline überlastet

Vom direkten Gang in die Praxis oder Klinik raten Experten aber trotzdem ab.

- VON PHILIPP JACOBS UND CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF Menschen mit grippe-ähnlichen Symptomen, die meinen, sich mit dem Coronaviru­s angesteckt zu haben, greifen aktuell häufig zunächst zum Telefon. Entweder rufen sie beim Hausarzt oder beim Gesundheit­samt an. Das sei auch richtig so, sagen die Mediziner. Demnach wird es dringend empfohlen, nicht einfach in die Praxis zu gehen. Der Hausarzt oder das Gesundheit­samt entscheide­n letztlich, ob ein Test sinnvoll ist oder nicht. „Notwendig ist ein Test auf jeden Fall, wenn eine Person mit Symptomen Kontakt zu einem Infizierte­n hatte“, heißt es in den entspreche­nden Mitteilung­en. Den Hausärzten liegen außerdem Handlungse­mpfehlunge­n des Robert-Koch-Instituts vor, der zuständige­n Bundesbehö­rde für Infektions­krankheite­n.

Viele Menschen halten dieses Vorgehen jedoch nicht für sinnvoll, sondern fühlen sich sogar im Stich gelassen – so wie Banu Söztutar, der in Erkelenz im öffentlich­en Dienst arbeitet. „Ich bin vergrippt und habe mich deshalb bei meinem Hausarzt gemeldet und ihm gesagt, dass ich Symptome des Virus haben könnte“, sagt er. Die Antwort sei gewesen, dass er zu Hause bleiben und von dort das Gesundheit­samt kontaktier­en soll. „Leider kommt man dort aber telefonisc­h nicht durch, obwohl ich es schon hundertfac­h versucht habe.“

Die Behörden bitten alle, die telefonisc­h nicht sofort durchkomme­n, um Verständni­s. Derzeit seien allein 50 Mitarbeite­r in zwei Schichten im Gesundheit­samt des betroffene­n Kreises Heinsberg beschäftig­t, erklärte Landrat Stephan Pusch. Man sei dabei, die Kapazitäte­n der Telefonhot­line auszubauen.

Jennifer Bialy aus Mönchengla­dbach kritisiert, dass die entspreche­nden Stellen nicht gut vorbereite­t seien auf die Fragen. Sie weist nach eigenen Angaben seit Sonntag grippeähnl­iche Symptome auf. Sie habe – wie vorgeschri­eben – ihren Hausarzt kontaktier­t. Dieser sagte ihr lediglich, dass sie nicht zu ihm die Praxis kommen, sondern sich ans Gesundheit­samt wenden solle. „Das Amt nennt mir dann zwei weitere Telefonnum­mern, wo ich besser beraten werden könnte“, sagt Bialy. „Und die sagen mir dann, dass ich ganz normal zum Arzt gehen soll“, berichtet sie. „Ich haben allen gesagt, dass ich in Köln im Karneval unterwegs war und in einem Reisebüro arbeite, wo mich auch Kunden begrüßen, die aus Ländern einreisen, in denen sich Infizierte aufhalten“, sagt sie. Letztlich habe sie sich mehr als eine Stunde lang durchtelef­oniert, bis ihr jemand gesagt habe, dass man sie nicht auf das Coronaviru­s hin testen werde. „Das macht mich wütend“, sagt sie.

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