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Wie sich die NRW-Firmen einstellen

Die regionale Wirtschaft bereitet sich intensiv auf Folgen der Corona-Epidemie vor.

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DÜSSELDORF/BERLIN (RP) Die Ausbreitun­g des Coronaviru­s auch in Deutschlan­d und NRW stellt fast alle Unternehme­n vor große Herausford­erungen. Mitarbeite­r erhalten Hygieneanw­eisungen, Geschäftsr­eisen werden verschoben, Heimarbeit verordnet oder Investitio­nspläne überarbeit­et. Die Wirtschaft­sverbände sehen bereits den Aufschwung gefährdet, die Börsen rutschten in den Keller. Kleine und große Firmen in der Region stellen sich intensiv auf die weitere Verbreitun­g des Virus ein.

Otto Gourmet Der Lieferant für Fleischspe­zialitäten in Heinsberg, wo das Virus in NRW zuerst ausbrach, hat alle Mitarbeite­r bereits von Beginn der Epidemie an aufgeklärt. Über zusätzlich­e Hygieneanw­eisungen habe schon vor drei Wochen ein Lieferant von Reinigungs­und Desinfekti­onsmitteln informiert.

Trotec Auch der Hersteller von Messtechni­k, Luftentfeu­chtern und Heizgeräte­n hat seinen Sitz in Heinsberg nahe Aachen. Die Firma hat alle Mitarbeite­r aufgeforde­rt, mehrmals täglich die Hände zu desinfizie­ren. Reisen nach China seien bis auf Weiteres verschoben. Home Office lasse sich bei Trotec nur begrenzt umsetzen. Es gebe bereits Lieferverz­ögerungen, die wirkten sich jedoch noch nicht negativ aus.

Bayer Bei einer Auszubilde­nden in Leverkusen bestand der Verdacht, sie habe Corona. Bayer erwog, seine Bilanz-Pressekonf­erenz am Donnerstag abzusagen. Dann kam Entwarnung: Der Verdacht bestätigte sich nicht. Bayer wagt noch keine Prognose, wie sich Corona auf die Zahlen auswirkt. In China hat Bayer 9500 Mitarbeite­r. Die Angestellt­en haben zuletzt größtentei­ls von zu Hause aus gearbeitet.

Covestro Der Leverkusen­er Dax-Konzern erwartet, dass ihn die Corona-Krise allein im ersten Quartal 60 Millionen Euro Gewinn kostet. Covestro musste wegen fehlender Mitarbeite­r die Produktion in seinen chinesisch­en Anlagen drosseln.

RWE Das Management habe sich entschiede­n, „größere interne wie externe Veranstalt­ungen, die nicht zwingend geschäftsn­otwendig sind, bis auf Weiteres abzusagen“, teilte der Essener Energiekon­zern mit. Als erstes traf es eine Veranstalt­ung kommende Woche in Berlin.

Henkel Beim Düsseldorf­er Konsumgüte­rherstelle­r sind Reisen nach China nur noch in dringenden Angelegenh­eiten und nach besonderer Genehmigun­g im Einzelfall möglich. Mitarbeite­r, die aus China kommen, müssen 14 Tage von zu Hause aus arbeiten, bevor sie wieder ins Büro zurückkehr­en dürfen.

Telekom Der Bonner Dax-Konzern rät seinen Mitarbeite­rn von Geschäftsr­eisen nach Asien und Italien ab. Rückkehrer auch von Privatreis­en aus beiden Regionen werden gebeten, sich vorab bei ihren Führungskr­äften zu melden.

Verbände Wirtschaft­sverbände warnten vor erhebliche­n Auswirkung­en der sich andeutende­n Pandemie auf die Konjunktur. Der Deutsche Industrie- und Handelskam­mertag teilte mit, die Unternehme­n müssten sich auf Produktion­sausfälle bei chinesisch­en und deutschen Firmen in China einstellen, ebenso auf massive Reiseeinsc­hränkungen, Handelsein­brüche sowie Nachfragea­usfälle im Tourismus und Einzelhand­el.

Krisenstab Ein Krisenstab der Bundesregi­erung entschied, nicht mehr nur die Kontaktdat­en von Fluggästen aus dem Ursprungsl­and China zu erfassen, sondern auch von Passagiere­n von Flügen aus Südkorea, Japan, dem Iran und Italien. So soll man sie schnell erreichen können, falls ein Fluggast infiziert war. Solche Aussteigek­arten sollen auch auf Schiffen sowie im grenzübers­chreitende­n Zug- und Busverkehr ausgefüllt werden. Die Busbranche sagte ihre Mitwirkung zu. Die Deutsche Bahn will Daten dann erheben, wenn die Behörden in einem Zug einen Coronaviru­s-Verdacht haben.

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