Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
OB empfängt Besuch aus Kirsehir
Die Gäste aus der Partnerstadt hoffen auf eine wirtschaftliche Zusammenarbeit.
REMSCHEID Es war eine schwierige Reise, zu der Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz (SPD) vor eineinhalb Jahren aufbrach. Wegen des angespannten Verhältnisses zwischen Deutschland und der Türkei hatten die Remscheider Unternehmer, die den Verwaltungschef in die türkische Partnerstadt Kirsehir begleiten wollten, ihre Teilnahme abgesagt.
Heute muss sich die Türkei nach wie vor Kritik gefallen lassen, denn immer noch sitzen tausende Oppositionelle und Journalisten in Haft, und Präsident Recep Tayyip Erdogan führt in Syrien einen blutigen Krieg. Dennoch wollen die beiden Partnerstädte zu ihren ursprünglichen Umgangsformen zurückkehren. Dazu zählen auch Gespräche zur wirtschaftlichen Zusammenarbeit, an der die Region in Anatolien starkes Interesse hat.
Mit Bürgermeister Selahattin Ekicioglu an der Spitze ist deshalb noch bis Freitag eine fünfköpfige Delegation in Remscheid zu Gast, darunter die Vorsitzenden der dortigen Industrieund Handelskammer sowie des Einzelhandels und des Handwerks. Mast-Weisz empfing die Besucher im Rathaus im Beisein von Ratsmitgliedern der CDU, SPD, Linken, FDP und der Wählergemeinschaft W.i.R. Beide Seiten bekräftigten ihren Willen, die vor zehn Jahren begründete Partnerschaft neu zu beleben. Ein Umstand mag das erleichtern: Anders als sein Amtsvorgänger gehört
Bürgermeister Selahattin Ekicioglu nicht der Erdoganpartei AKP an. Seine sozialdemokratische Partei CHP geht auf den Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk zurück.
„Es ist uns gelungen, die Partnerschaft über eine schwierige Zeit hinwegzutragen“, hielt Mast-Weisz fest. Nun möchten die Besucher insbesondere die wirtschaftliche Zusammenarbeit vorantreiben, weshalb gleich zum Auftakt Gespräche mit der Bergischen Industrie- und Handelskammer und der Kreishandwerkerschaft Remscheid anstanden.
Kirsehir hofft auf Investoren, die in der anatolischen Provinz Arbeitsplätze schaffen. In der Handelsmetropole mit rund 140.000 Einwohnern und den umliegenden Dörfern ist die Arbeitslosigkeit doppelt bis dreimal so hoch wie in Deutschland. Dabei ist die Bevölkerung vergleichsweise jung und gilt als gut gebildet. „Die Lokomotive Deutschland wird befeuert von der freien Marktwirtschaft“, erklärte Bürgermeister Selahattin Ekicioglu in seiner Rede. Ihre Kräfte möchte er auch in seiner Heimat entfesseln.
Michael Wenge, Geschäftsführer der Bergischen IHK, freut sich über die Einladung nach Kirsehir. Ein Gegenbesuch aus der Seestadt auf dem Berge soll nicht lange auf sich warten lassen.