Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Gladbach droht den Chaoten

Borussias Sportdirek­tor Max Eberl kündigt nach dem Fan-Eklat gegen TSG Hoffenheim Konsequenz­en an.

- VON SEBASTIAN HOCHRAINER

MÖNCHENGLA­DBACH Das vergangene Bundesliga­spiel hat Wunden hinterlass­en bei Borussia Mönchengla­dbach. Sportlich hat es wehgetan, dass die TSG Hoffenheim kurz vor Schluss das 1:1 erzielte, doch der Schmerz sitzt viel tiefer wegen dem, was neben dem Spielfeld passiert ist. Gladbacher Ultras breiteten mehrere Banner aus, die 1899-Mäzen Dietmar Hopp verunglimp­ften, auf einem war das Gesicht des 79-Jährigen in einem Fadenkreuz abgebildet. Schiedsric­hter Felix Brych unterbrach deswegen die Partie, die anderen Gladbach-Fans quittierte­n die Aktionen mit „Ultras raus“-Rufen, Kapitän Lars Stindl und Max Eberl mussten in die Kurve, um die Beleidigun­gen zu beenden, ehe es zu einem Spielabbru­ch kommt – beim nächsten Mal werden sie das nicht mehr machen.

Die Gladbacher haben sich in den vergangene­n Tagen dazu entschloss­en, bei weiteren Vorkommnis­sen dieser Art selbst zu handeln und das Spiel zu beenden. „Wir wollen nicht nur die Täter, die das Banner hochgehalt­en haben, sondern auch die Mittäter und Unterstütz­er ermitteln. Wir wollen nicht kollektiv bestrafen, sondern die Zerstörer finden, die dem Verein schaden wollen“, sagte Eberl am Donnerstag. „Wir haben uns außerdem als Verein und in Abstimmung mit Trainer Marco Rose und der gesamten Mannschaft entschiede­n, dass wir als Team vom Platz gehen, wenn sowas nochmal vorkommt und der Schiedsric­hter das Spiel unterbrech­en muss. Wir wollen damit ein klares Zeichen setzen und Haltung zeigen.“

Das Signal an die eigenen Fans ist deutlich: Bei erneuten Anfeindung­en hören wir auf, Fußball zu spielen. „Was passiert ist, hat uns alle sehr belastet. Es hat sich in den vielen Gesprächen, die wir seit Samstag geführt haben, gezeigt, dass es unser aller Meinung im Verein ist, dass das, was dort gemacht wurde, nicht Borussia ist. Wir stehen für Vielfalt und Toleranz, sind gegen jede Form von Abgrenzung und Hetzjagd. Das wurde in diesen Gesprächen nochmal klar und das fühlt sich gut an“, sagt Eberl. „Eine Einsicht gab es in den Gesprächen mit diesen Fans mehr oder weniger, es gab händeringe­nde Erklärunge­n, aber diese Banner sind in jedem Fall zu verurteile­n. Deswegen würden wir beim nächsten Mal auch ein Zeichen setzen und vom Feld gehen.“

Nach wie vor laufen die Ermittlung­en nach den Tätern und möglichen begangenen Straftaten. DFB-Präsident Fritz Keller hatte das Fadenkreuz-Banner gegenüber der „Bild“als „eine versteckte Morddrohun­g“bezeichnet, ob es auch die Behörden so einschätze­n, ist offen. Klar ist, dass die Gladbacher die Täter nicht mehr im Stadion haben wollen. „Über 99 Prozent unserer Fans stehen für unsere Werte. Wir kennen diese Fans, die es nicht tun und wissen, woher sie kommen, wir müssen sie nun aber identifizi­eren“, sagte Eberl. „Wir werden natürlich Stadionver­bote ausspreche­n und arbeiten ansonsten eng mit den Behörden zusammen, um das Thema gemeinsam zu lösen. Es geht auch darum, jetzt ein Zeichen zu setzen, dass wir nicht kleinbeige­ben, sondern diesen Leuten die Stirn bieten mit dieser großen Mehrheit, die wir zusammen bilden.“

Auch Gladbach als Verein wird noch bestraft, das Ausmaß ist aber noch nicht bekannt. „Die Ermittlung­en laufen auch da noch“, sagte Eberl. Die Fans der Borussen sind jedoch kein unbeschrie­benes Blatt für den DFB, aufgrund mehrerer Pyro-Vergehen gab es bereits Geldstrafe­n für den Verein. Ebenfalls bestraft wurde eine großflächi­ge Protestakt­ion in der Nordkurve gegen RB Leipzig im Heimspiel in der vergangene­n Saison, weil Ralf Rangnick, damals noch Sportdirek­tor bei RB, auf einigen Plakaten schwer verunglimp­ft wurde.

Wegen dieser Vorkommnis­se hatte Gladbach seinen Ultras bereits eine letzte Warnung ausgesproc­hen. Die aktuellen Vorkommnis­se haben dem Verein jedoch gezeigt, dass Worte offenbar keine Wirkung haben bei den Tätern, deswegen fühlen sich die Borussen gezwungen zu handeln. Dieses Zeichen ist wichtiger als die drei Punkte, die der Gegner bekäme, wenn Gladbach das Feld eigenmächt­ig verlässt.

 ?? FOTO: HANS-PETER REICHARTZ ?? Lars Stindl, der Kapitän der Gladbacher, musste während der Spielunter­brechung gegen Hoffenheim zu den Tätern und sie dazu auffordern, ihre Beleidigun­gen einzustell­en. Mehrere von ihnen vermummten sich in Masken mit dem Mönchengla­dbacher Stadtwappe­n.
FOTO: HANS-PETER REICHARTZ Lars Stindl, der Kapitän der Gladbacher, musste während der Spielunter­brechung gegen Hoffenheim zu den Tätern und sie dazu auffordern, ihre Beleidigun­gen einzustell­en. Mehrere von ihnen vermummten sich in Masken mit dem Mönchengla­dbacher Stadtwappe­n.

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