Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Am Samstag ersten Hochzeitstag nach vier Jahren feiern.
Thorsten und Lea Selbach feiern am 29. Februar ihren ersten kalendarischen Hochzeitstag - sie haben sich am Schalttag 2016 im Hückeswagener Heimatmuseum das Ja-Wort gegeben.
HÜCKESWAGEN Dass das Wetter im Februar oft kalt und unbeständig ist, stört viele heiratswillige Paare nicht. Sie nutzen den Schalttag am 29. Februar, der nur alle vier Jahre auf dem Kalender zu finden ist, gerne als besonderes Hochzeitsdatum. So auch Thorsten (34) und Lea Selbach (30) aus Mittelhagen, einer kleinen, ländlich gelegenen Ortschaft an der Grenze zwischen Hückeswagen und Wermelskirchen. „Es gab keinen besonderen Grund für diesen Termin, wir wollten einfach heiraten“, sagt Thorsten Selbach.
Zwar besagt der Aberglaube, dass große Lebensentscheidungen nicht in einem Schaltjahr getroffen werden sollten – besonders der 29. Februar bringe als Hochzeitstermin Pech. Die Standesämter spüren von dieser Angst nichts – ganz im Gegenteil: Der Termin ist oftmals ausgebucht. Vielleicht bringt der 29. Februar als Hochzeitstag ja sogar etwas mehr Eheglück, da man ihn nur alle vier Jahre vergessen kann.
Für die beiden Wermelskirchener steht der 29. Februar nun wieder ganz offiziell im Kalender. In den vergangenen drei Jahren wurde der Hochzeitstag nicht gefeiert; dafür war die standesamtliche Trauung umso größer. Etwa 100 Gäste nahmen an der Trauung im Heimatmuseum teil. „Wir haben die Einladungen per E-Mail verschickt und uns nach einem größeren Raum für die Trauung umgeschaut, da wir eine große Familie haben“, berichtet Lea Selbach. Ein Gruppenfoto von dem Brautpaar und allen Gästen auf dem Schlossplatz ziert nun als Andenken das Hochzeitsalbum. Überhaupt war die Hochzeit eher unkonventionell: Statt „Prinzessinnenkleid“trug die Braut eine weiße Tunika mit Jeans, Westernstiefel und einem Blumenkranz im Haar. Standesbeamtin Ursula Thiel übernahm die Trauung, Pastor Albert Esau von der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde
Wermelskirchen sprach den Segen. Einen klassischen Heiratsantrag gab es vorher nicht. „Wir brauchen nicht unbedingt die Traditionen, uns sind andere Werte wichtig“, erklärt Thorsten Selbach.
Kennengelernt hatte sich das Paar bei der Veranstaltung „Rock am Ring“im Jahr 2008. Lea Gabriel, wie sie damals noch hieß, war zu dieser Zeit viel gereist. „Ich war nach dem Abitur ein Jahr in Australien und in Uganda, wo ich ein Praktikum für mein Studium der Sozialen Arbeit gemacht habe“, sagt die 30-Jährige. Ihr Freund sei ihr jedes Mal am Ende des Aufenthalts nachgereist und habe sie wieder nach Hause geholt.
In den vier Ehejahren ist bereits viel geschehen. Aus dem Ehepaar ist mit den Kindern Aaron (3) und Deborah (1) eine Familie geworden. Mitte April wird das dritte Kind das Licht der Welt erblicken. In Mittelhagen hat die junge Familie sich ein außergewöhnliches Heim in einem ehemaligen Shed geschaffen, in dem einst Webstühle gestanden haben. „Es war der erste Gebrauch dieses Raums“, sagt Lea Selbach. Zwei Jahre dauerte der Neu- und Ausbau des großzügig geschnittenen Dachgeschosses, bis die Familie im Juli 2017 einziehen konnte.
Der erste „echte“Hochzeitstag wird nun mit einer Reise nach Holland samt Kinder und Hund Bella begangen. An ihre Silberhochzeit verschwendet das Paar noch keine Gedanken. Warum auch? Bis Lea und Thorsten Selbach ihren kalendarischen 25. Hochzeitstag erreicht haben, müssen sie genau genommen noch weitere 96 Jahre warten.