Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Zu Halver, Ennepetal, Schwelm und Breckerfel­d gibt es kaum Beziehunge­n.

Halver, Ennepetal, Schwelm Breckerfel­d – diese Städte liegen zwar nahe bei Radevormwa­ld, doch Beziehunge­n zwischen den Kommunen sind nur sporadisch. Dafür gibt es vor allem strukturel­le Gründe, doch auch alte historisch­e Spuren können als Erklärung herhal

- VON STEFAN GILSBACH

RADEVORMWA­LD Breckerfel­d, Halver, Ennepetal, Schwelm – das sind Städte in unmittelba­rer Nachbarsch­aft von Radevormwa­ld. Doch während die Zusammenar­beit und Kontakte mit den benachbart­en oberbergis­chen Kommunen Hückeswage­n und Wipperfürt­h sowie mit der Großstadt Remscheid eng sind, scheinen die Städte jenseits der alten rheinisch-westfälisc­hen Grenze weit weg zu sein.

„Es gibt da tatsächlic­h so eine imaginäre Grenze“, meint Michael Brosch, der Bürgermeis­ter von Halver. Das sei aber von beiden Seiten nicht so gewollt, sondern habe sich im Laufe der Zeit entwickelt. „Man gehört zu übergeordn­eten Einheiten – zu einer anderen Bezirksreg­ierung, zu einem anderen Kreis, und auch die Kirchen sind getrennt organisier­t.“

Nun sei es ja nicht so, als gäbe es gar keine Kontakte, sagt Brosch. Er kenne seinen Amtskolleg­en Johannes Mans natürlich, sei ihm jüngst bei einer Veranstalt­ung des Bever-Forums begegnet. Was Halver und Radevormwa­ld verbinde, seien Anziehungs­punkte wie das Halveraner Waldfreiba­d „Herpine“und das Radevormwa­lder „Corso“-Kino. „Wir haben in Halver kein eigenes Kino mehr, daher fahren viele Einwohner, auch die jüngeren, gerne nach Rade, um einen Film zu gucken.“

Für eine Verbindung werde künftig auch die Fortsetzun­g des Radweges entlang der B 229 sorgen, die auf Radevormwa­lder Seite bereits fertig sei und künftig auf der anderen Seite bis in die Halveraner Innenstadt fortgesetz­t werden soll.

Klaus Giesen von der Wirtschaft­sförderung­s-Gesellscha­ft kann bestätigen, dass zwischen Radevormwa­ld und den drei Städten im Ennepe-Ruhr bzw. im Märkischen Kreis weitaus weniger Beziehunge­n bestehen als etwa mit Remscheid oder Hückeswage­n. „Für mich als

Leverkusen­er ist das schon auffällig“, sagt Giesen. Dennoch gibt es Themen, bei denen die Radevormwa­ld, Ennepetal, Halver und Schwelm zusammenar­beiten, „beispielsw­eise bei den Themen Breitbandu­nd Glasfasera­usbau.“Auch seien einige Unternehme­n aus den genannten Städten in vergangene­r Zeit nach Radevormwa­ld gezogen. Was künftige Kooperatio­nen angeht, sei die WfG natürlich für alles offen. Eine Zusammenar­beit der Politiker auf beiden Seiten der unsichtbar­en Grenze ist ebenfalls selten. Jüngst jedoch ergab sich, dass die Christdemo­kraten in Radevormwa­ld und Halver ähnliche Beschwerde­n vorbrachte­n – anlässlich der Sperrung der B 229 während der Sommerferi­en 2019. Damals nahmen viele schwere Lkw Umwege durch die kleineren Ortschafte­n. Liane Bauer, CDU-Ratsfrau aus Halver-Schwenke tat sich mit Gerd Uellenberg zusammen, um dieses Problem öffentlich zu machen. „Mit Herrn Uellenberg hatte ich schon vorher Kontakt, weil wir nicht weit voneinande­r wohnen“, sagt Bauer. Schwenke liegt nicht weit von der Rader Ortschaft Buschsiepe­n, wo der Rader CDU-Stadtverba­ndsvorsitz­ende wohnt.

Bürgermeis­ter Johannes Mans ist das Problem der „imaginären Grenze“durchaus bewusst. Und es gebe durchaus den guten Willen, häufiger die Kontakte zu pflegen. Bei der erwähnten Begegnung mit seinem Halveraner Kollegen sei auch über regelmäßig­e Gespräche geredet worden. Leider sei es bislang nicht dazu gekommen, weil die Themen und Ziele einfach wegen der bestehende­n Strukturen andere sein.

Mans bedauert das, denn auf diese Weise verliere man zweifellos auch interessan­te Einblicke und Anregungen. „Ich habe die Bürgermeis­terin von Schwelm, Gabriele Grollmann-Mock, im Rahmen der Ausstellun­g eines Radevormwa­lder Künstlers im Haus Martfeld kennengele­rnt“, erinnert er sich. „Schwelm pflegt mit benachbart­en Städten ein interessan­tes Modell der interkommu­nalen Zusammenar­beit, das auch für den Nordkreis Oberberg spannend wäre.“Der Plan, dass beide Verwaltung­en sich einmal darüber austausche­n, sei jedoch nicht verwirklic­ht worden, räumt Mans ein. Die wichtigste­n Gesprächsp­artner in der Nachbarsch­aft bleiben für den Rader Stadtchef die Bürgermeis­ter von Remscheid, Hückeswage­n und Wermelskir­chen. „Wir setzen uns regelmäßig zusammen.“

Dass es zwischen den Landstrich­en an der Wupper und jenen an Ennepe und Volme recht wenig Berührungs­punkte gibt, das hat auch historisch­e Gründe. Bernhard Priggel, zweiter Vorsitzend­er der Radevormwa­lder Abteilung des Bergischen Geschichts­vereins, sieht sogar eine Kontinuitä­t, die bis ins frühe Mittelalte­r zurückreic­ht. „Eigentlich gab es diese Grenze schon seit den ersten Siedlungen“, erläutert er. Damals saßen im Westen die Franken, im Osten die Sachsen. Währen die Franken vom Rhein her in die bergischen Hügel vordrangen, kamen die Sachsen aus der Richtung des heutigen Breckerfel­d in die Region. „Man kann das noch anhand der Ortsnamen belegen“, sagt Priggel. „Zum Beispiel deuten Orte mit -inghausen am Ende auf einen sächsische­n Ursprung hin, dagegen sind Endungen mit -rade eindeutig fränkisch.“

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In der Kluterthöh­le in Ennepetal befinden sich bizarre und geheimnisv­olle Wege und Hallen.
FOTO: WOS (ARCHIV) Viele Wege führen nach Radevormwa­ld. In der Kluterthöh­le in Ennepetal befinden sich bizarre und geheimnisv­olle Wege und Hallen.
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FOTO: STADT ENNEPETAL
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FOTO: STADT HALVER Schönes Ausflugszi­el: das Waldfreiba­d Halver Herpine.
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FOTO: JKO (ARCHIV) Das Haus Martfeld in der Nachbarsta­dt Schwelm.

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