Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Schon die Mutter war Fan von Eliza Doolittle
Das Erfolgs-Musical „My Fair Lady“wird ab Sonntag, 1. März, im Wuppertaler Opernhaus aufgeführt.
(mws) Eigentlich sei sie schon seine vierte Eliza, zählt Thomas Braus gedanklich durch. Er ihr erster Higgins, erwidert Iris Marie Sojer spontan. Der Schauspieler und Intendant (53) und die Opernsängerin proben seit anderthalb Wochen für „My Fair Lady“, ein Erfolgsmusical, das zuletzt in der Spielzeit 2017/18 für ausverkaufte Vorstellungen sorgte.
Damals war Braus neu im Ensemble, das sich aus Künstlern aus Wuppertal und Kaiserslautern zusammensetzte. So wie heute die 29-jährige Sojer, die seit 2018/19 zum Wuppertaler Opernensemble gehört. Bis auf drei Gäste stehen diesmal ausschließlich Wuppertaler auf der Bühne. Die Chemie stimmt, die Zusammenarbeit macht den beiden Hauptdarstellern sichtlich Spaß.Ab Sonntag wird die Wiederaufnahme im Opernhaus aufgeführt.
Es ist die Geschichte des Blumenmädchens Eliza Doolittle und des ehrgeizigen Sprachlehrers Prof. Henry Higgins, eine Adaption der Komödie „Pygmalion“von Bernard
Shaw, ein weltbekanntes Musical mit der Musik von Frederick Loewe und Texten von Alan J. Lerner. Ein Broadway-Dauerbrenner ab 1956, mit Evergreens, deren übersetzte Texte („Es grünt so grün, wenn Spaniens Blüten blühen.“) in Deutschland in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen sind. Die Verfilmung mit Audrey Hepburn und Rex Harrison lockt(e) Generationen in die Kinos oder vor den Bildschirm.
Auch Iris Marie Sojers Mutter war ein Fan des Films von 1964, so dass ihn auch die 13-jährige Tochter
sah – und tief beeindruckt war. Als die ausgebildete Opernsängerin nun gefragt wurde, ob sie die Rolle spielen würde, war sie im ersten Moment total überrascht, fragte sich, „ob ich in das Kostüm wohl reinpasse“. Immerhin ist Eliza die erste Hauptrolle der jungen Mezzosopranistin auf der großen Bühne. Dann aber legte die gebürtige Hannoveranerin los. Immerhin hatte sie viel Text, teilweise auch noch im Berliner Dialekt, zu lernen. Und musste die Wechsel zwischen Singen und Sprechen, das zudem anfangs ziemlich derb ausfällt, meistern. Die Übergänge seien in Opern viel klarer, im Musical müssen sie natürlich gestaltet werden, erklärt Sojer. Das sei schon schwierig. Mit dem Bedeutungsgewinn von Sprache und Ausdruck einher gehe die Reduktion der Opernstimme, die sie nur da einsetze, wo es passe.
Thomas Braus wiederum sieht das Thema von der anderen Seite. Seine Rolle sei nicht fürs Singen geschrieben, er habe viele Singsprechszenen zu meistern. Im Grunde transportiere das Musical beide Kunstformen.
Die Inszenierung des Musicals basiert auf einer Übernahme des Pfalztheaters Kaiserslautern, ist konventionell ausgestattet. Sie spielt im London in der Zeit um 1912/13. Kostüme und Requisiten entsprechen der Epoche Eduards VII. bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Braus’ Lieblingsszene ist die „Pantoffelszene“am Schluss, Sojer schätzt besonders die Szene mit der Mutter im Wintergarten. Beide Male werde viel über die Figuren erzählt, begründen sie ihre Wahl.