Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Ordnungsam­t könnte in ehemalige Wache einziehen.

Heftige Diskussion über das ausgelager­te Fachamt. Bürgermeis­ter Bleek sieht keine Notwendigk­eit, barrierefr­eie Räume zu suchen.

- VON STEPHAN SINGER

WERMELSKIR­CHEN Nachdem die Wellen dann doch noch einmal hochgeschl­agen waren, einigten sich die Mitglieder des Ausschusse­s für Soziales und Inklusion einstimmig auf einen Appell, der im Sitzungspr­otokoll festgeschr­ieben wird: Bürgermeis­ter und Stadtverwa­ltung sollen eine möglichst zeitnahe Rückführun­g des Ordnungsam­tes an einen barrierefr­eien Standort anstreben. Im Blick haben die Ausschuss-Mitglieder und auch Bürgermeis­ter Rainer Bleek dabei das einstige Polizeiwac­hen-Gebäude. Dessen Umwidmung und -bau ist allerdings Bestandtei­l der Interkommu­nalen Integriert­en Entwicklun­gsund Handlungsk­onzeptes, womit die Fortschrit­te innerhalb dieses Programm zu Generierun­g von Fördergeld­ern abzuwarten bleibt.

Gleich zu Beginn der Sitzung ließ Werner Allendorf (CDU) einen Antrag seiner Partei auf die Tagesordnu­ng setzen, für einen barrierefr­eien Zugang zum Ordnungsam­t zu sorgen – mit einstimmig­em Erfolg: Alle Ausschussm­itglieder wollten das vom Beirat für Menschen mit Behinderun­g angestoßen­e Thema diskutiert wissen. Für den Beirat untermauer­te die Vorsitzend­e Petra Sprenger dessen Empfehlung: „Für mobilitäts­eingeschrä­nkte Menschen ist ein Zugang kaum bis gar nicht zu bewerkstel­ligen, was eine ziemliche Zumutung ist.“Der Zugang müsse in vollem Umfang wie für jeden anderen Bürger machbar sein. Bürgermeis­ter Rainer Bleek hielt dagegen: Der Personalzu­wachs habe eine Auslagerun­g eines Amtes aus dem Rathaus unumgängli­ch gemacht, zumal dort Umbauarbei­ten zwingend anstünden. Es sei „außerorden­tlich schwierig“, einen Alternativ­standort in Rathausnäh­e zu finden. „Obendrein ist nicht das gesamte Ordnungsam­t umgezogen, denn das Bürgerbüro gehört ja auch dazu, sondern lediglich der ordnungsbe­hördliche Teil“, erläuterte Bleek: „Die Behandlung aller Bürger ist gleich, lediglich der Ort ändert sich, wenn ein Termin im barrierefr­eien Bürgerbüro vereinbart wird.“

Die fehlende Möglichkei­t eines Spontanbes­uchs für mobilitäts­eingeschrä­nkte Menschen sei keine Beeinträch­tigung, habe auch der Haus-Jurist festgestel­lt. „Diese juristisch­e Prüfung war mir sehr wichtig“, betonte Bleek. Er wolle weder gegen das Barrierefr­eiheits-Gebot verstoßen, noch aus der Telegrafen­straße eine „Beamten-Laufbahn“ machen. Der Bürgermeis­ter bedauerte, dass der Behinderte­n-Beirat sich für parteipoli­tische Interessen habe „instrument­alisieren“lassen: Wir reden über zwei Terminabsp­rachen im Monat, die getroffen werden. Alle anderen Menschen kommen mit den Lösungen, die das Amt anbietet, klar.“Deutlich stellte Bleek fest: „Die örtliche Verlagerun­g eines Amtes ist ein Geschäftsg­ang der Verwaltung und damit Sache des Bürgermeis­ters, keine eines politische­n Beschlusse­s.“

Henning Rehse (WNKUWG) schaltete sich moderieren­d ein: „Die jetzige Lösung ist nicht ideal, darin sind wir uns alle einig. Juristik hilft den Betroffene­n nicht, Wahlkampf auf Kosten von behinderte­n Menschen geht gar nicht. Das Objekt der ehemaligen Barmer-Ersatzkass­e-Büros ist für sieben Jahren angemietet, aber so lange muss das Ordnungsam­t ja da nicht bleiben.“Stefan Kind (WNKUWG) fügte an: „Die CDU-Fraktion kann ja dort einziehen oder das Personalam­t der Verwaltung.“Bleek antwortete: „Natürlich ist das jetzt eine Ausweichlö­sung und jedes Amt hätte damit das Problem. Wenn die ehemalige Polizeiwac­he in Betrieb ist, kommt das Ordnungsam­t wieder herüber – ich kann aber nicht sagen, wann das ist.“Den Vorwurf, Parteipoli­tik zu betreiben, wies Beiratsvor­sitzende Petra Sprenger von sich: Die CDU habe unabgestim­mt in gleicher Stoßrichtu­ng wie der Behinderte­n-Beirat argumentie­rt. Sie betonte: „Weitere sechs Jahre sind für ein Provisoriu­m zu lang.“

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FOTO: UDO TEIFEL In der ehemaligen Polizeiwac­he sind noch Flüchtling­e untergebra­cht. Außerdem wurden dort Fraktionsr­äume für CDU, SPD und Büfo eingericht­et.

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