Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Warum Mark Uth am 29. Februar nicht aufs Spielfeld darf

Eine Klausel im Leihvertra­g verbietet dem Kölner Stürmer einen Einsatz am Samstag gegen seinen eigentlich­en Arbeitgebe­r FC Schalke 04.

- VON SEBASTIAN KALENBERG UND MARVIN WIBBEKE

Unfreiwill­ig bekommt Mark Uth am Samstag einen freien Tag geschenkt. Und damit ist der Stürmer des 1. FC Köln, der für die Rückrunde vom FC Schalke 04 ausgeliehe­n wurde, so gar nicht einverstan­den: Nur, ändern kann er an der Sache nichts. Beim Spiel zwischen Köln und Schalke (Samstag, 18.30 Uhr) muss der 28-Jährige auf der Tribüne Platz nehmen. Grund ist eine Klausel, die der S04 als Bedingung für die erfolgreic­he Leihe in den Vertrag geschriebe­n hat und FC-Coach Markus Gisdol den Einsatz seines Stammspiel­ers, der in fünf Partien für die Geißböcke bereits an fünf Treffern direkt beteiligt war, verbietet. „Für mich ist es schade, dass ich nicht gegen die Jungs spielen darf. Aber es ist eine Klausel, die ich akzeptiere­n muss“, sagte Uth und ergänzte später: „Es stehen doch elf Spieler auf dem Platz und nicht ein einziger. Wir wollen Fußball spielen und nur unseren Job machen, wenn wir das nicht dürfen, dann finde ich das schade“.

Der gebürtige Kölner ist aber längst nicht der einzige Bundesliga­profi, der in der Rückrunde unfreiwill­ig einen freien Tag „geschenkt“bekommt. Stefan Ilsanker wechselte in der Winterpaus­e von Leipzig zur Frankfurte­r

Eintracht – wenige Tage, bevor die beiden Teams im DFB-Pokal aufeinande­r trafen. Der Österreich­er dufte nicht mitwirken, und dass, obwohl er sogar fest verpflicht­et wurde. Auch Davie Selke, der von Hertha BSC an seinen ehemaligen Verein Werder Bremen ausgeliehe­n wurde, bleibt beim

Aufeinande­rtreffen der beiden Klubs am 7. März nur die Rolle des Zuschauers. Die Berliner bestanden auf diesen Passus im Leihvertra­g, sollte Selke innerhalb der Bundesliga wechseln. Lieber hätten sie den Angreifer an einen Verein aus dem Ausland abgegeben.

Die Frage, ob Leihspiele­r gegen ihren eigentlich­en Arbeitgebe­r auflaufen sollen oder dürfen, treibt die Klubverant­wortlichen schon länger um. Kein Wunder: Eine einheitlic­he Regelung oder klare Absprache gibt es im deutschen Fußball, im Gegensatz zu vielen anderen Ländern, nicht. In England werden Leihspiele­r generell nicht gegen ihren Stammverei­n eingesetzt Sami Hyypiä, 2014 Trainer von Bayer Leverkusen, sprach sich damals für eine ähnliche Richtlinie in der Bundesliga aus. „Ich finde es eine gute Regel“, und dass er es nicht versteht, warum es eine solche Übereinkun­ft in Deutschlan­d nicht gebe. Durch seine langjährig­e Karriere beim FC Liverpool sozialisie­rt, ging er damals sogar noch einen Schritt weiter und verzichtet­e freiwillig auf den Einsatz von Sidney Sam im Spiel gegen den Schalke, weil der Wechsel des damaligen Nationalsp­ielers zu den Königsblau­en im Sommer 2014 bereits feststand.

Der Wunsch nach einer einheitlic­hen Regelung wurde zuletzt immer lauter, sogar von Wettbewerb­sverzerrun­g wird gesprochen. Denn während einige Leihspiele­r wie Mark Uth und Davie Selke vertraglic­h nicht gegen den Stammverei­n kicken dürfen, ist es anderen Akteuren, wie zum Beispiel Ömer Toprak (vom BVB an Werder Bremen verliehen), nicht untersagt. Die Vereine hoffen gar auf eine extra Portion Motivation, wenn ein Spieler auf eben jenen Klub trifft, der ihn – zumindest vorübergeh­end – aussortier­t hat.

Auch wenn der schnell zum Kölner Schlüssels­pieler avancierte Uth am Samstag nicht gegen Königsblau auflaufen darf, spricht beim Aufeinande­rtreffen viel für die formstarke Gisdol-Elf. Aus den letzten acht Bundesliga­partien gingen die Kölner sechsmal als Sieger hervor – nur gegen die Meistersch­aftskandid­aten Bayern und Dortmund unterlag der FC zuletzt. Die Schalker haben im selben Zeitraum lediglich ein Ligaspiel gewinnen können. Zudem läuft bei der königsblau­en Offensive aktuell nur wenig zusammen: Seitdem Mark Uth für die Kölner aufläuft – also seit Start der Rückrunde – hat der S04 erst drei weitere Saisontref­fer erzielen können – in den Heimspiele­n gegen Gladbach (2:0) und Paderborn (1:1).

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FOTO: IMAGO IMAGES Mark Uth vom 1. FC Köln.

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