Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Aus dem Leben einer Flug-Pionierin
Roman Millenials lieben dieses Buch. Es geht um Tanja und Jerome, einer erfolgreichen Buchautorin Ende Zwanzig und einem gefragten Webdesigner Mitte Dreißig. Die beiden werden ein Paar und kriegen das am Anfang ganz gut hin, mit der Liebe und der Unabhängigkeit. Auch, weil Tanja in Berlin wohnt und Jerome in der Nähe von Frankfurt. Ihre Beziehung läuft hauptsächlich über Text-Messages und E-Mails, an langen Wochenenden besuchen sie sich. Sie analysieren ihre Beziehung ständig, immer darauf bedacht, zwischen sexpositiven Parties in Berlin und Meditation in Südhessen nicht zu bieder oder existentiell zu werden. Eigentlich eine ganz normale Liebesgeschichte, die allerdings so klug und reflektiert erzählt ist, dass sie vielleicht auch Nicht-Millenials gerne lesen könnten. Denn es geht, wie auch in den anderen Büchern des Autors, ums Glücklichsein. Und das wollen ja schließlich alle. Danina Esau
Roman Mellie Beese, 1886 nahe Dresden geboren, war die erste Frau in Deutschland, die einen privaten Pilotenschein erwarb. Mit ihrem Mann betrieb sie eine Flugschule, trennte sich später von ihm und erkrankte an einem Herzleiden, das ihr die Fliegerei verbat. In Anlehnung an das Schicksal dieser Frau hat Aris Fioretos, schwedischer Schriftsteller griechisch-österreichischer Herkunft, einen wunderbar luftigen Roman geschrieben. Er erzählt darin von einer bereits erkrankten Flugpionierin, die sich von ihrem Mann trennt, bei BMW eine neue Stelle antritt, in eine Berliner Pension zieht und sich in eine viel jüngere Frau verliebt. Es sind tragische Wochen, erzählt aus der Ich-Perspektive, doch in einem leichten wie verwunderten Ton. Fioretos „Nelly“hat eine Leidenschaft und eine Liebe verloren und wird körperlich schwächer, doch sie bleibt bereit für Neues – und für die Liebe. Ein Roman, um den Alltag für ein paar Stunden unter sich zurückzulassen. Dorothee Krings