Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Gut Jagenberg hofft noch auf das Turnier am 30. Juli
Dressurreiterin Paulina Holzknecht darf wieder trainieren, ist von den Corona-Einschränkungen aber dennoch betroffen.
SOLINGEN Die Vorfreude auf den 30. Juli ist enorm bei Paulina Holzknecht und allen Verantwortlichen des Reitvereins Gut Jagenberg. Der Club lädt dann zum Solinger Reitsportfestival ein – eine Veranstaltung über vier Tage mit Dressur (Donnerstag/Freitag) und Sprung (Samstag/Sonntag). „Wir sind noch optimistisch, dass es trotz der aktuellen Lage klappen kann“, sagt Holzknecht. „Es kommt auf die Auflagen an, die wir erfüllen müssen.“
Großveranstaltungen sind zwar bis Ende August untersagt, doch ob das Turnier darunter fällt, ist noch nicht entscheiden. Das Einhalten von Abstandsregeln für Zuschauer dürfte auf der Anlage möglich sein – auch eine Maskenpflicht wäre theoretisch denkbar. „Wir sind überzeugt, dass es für Solingen eine tolle Veranstaltung wäre“, erläutert Holzknecht. „Wir hatten geplant, sie jährlich auszurichten. Sollte es Ende Juli also nicht klappen, verzögert sich der Start bis 2021.“
An eine vorzeitige Absage denkt der Verein also nicht. Betroffen sind die Reitsportler dennoch. „Jeder darf seine Pferde noch bewegen. Denn es ist nicht möglich, einfach komplett runterzufahren – speziell bei Pferden, die auch im Sport laufen“, sagt die 21-Jährige. „Wir haben aber mit allen zusammen besprochen, dass nicht jeder gleichzeitig da sein kann. Es gibt also Pläne, damit sich die Besitzer möglichst aus dem Weg gehen.“Der Betrieb auf dem Gut Jagenberg,
das derzeit etwa 30 Pferde beherbergt, läuft also weiter. „Eine Schließung wäre unmöglich. Die Pferde benötigen ja zwingend tägliche Pflege.“
Leistungsbezogenes Training ist für Paulina Holzknecht allerdings erst seit gut einer Woche wieder erlaubt. Der Hintergrund: Berufssportler dürfen wieder eingeschränkt mit den Pferden arbeiten. „Es war ein großer Wunsch aller Profireiter, dies bei aller Vorsicht tun zu dürfen – auch, um die Pferde darauf vorzubereiten, wenn es mit Turnieren weitergeht.“Wann das passiert, ist noch offen. „Im Mai hätte ich ein Qualifikationsturnier in Mannheim gehabt. Das findet genauso nicht statt wie das Pfingstturnier in Wiesbaden. Und keiner weiß, wann die Europameisterschaft ausgetragen wird.“
Für Solingens Sportlerin des Jahres 2019 ist es die erste Saison in der U 25 mit ihrem neuen Pferd „Ein Traum“. „Durch die nun erhaltene Erlaubnis habe ich die Möglichkeit, in Ruhe zu arbeiten.“Zeit dafür hat sie genug. Denn Reit-Unterricht darf die Pferdewirtin nicht geben. Auch Lehrgänge fallen aus.
Ihre Vorbereitung auf die Prüfung zur Pferdewirtschaftsmeisterin läuft allerdings trotz des Kontaktverbots so gut wie möglich weiter. „Buchhaltung wird derzeit per Videokonferenz realisiert. Außerdem muss ich Filme schicken, auf denen ich zeige, wie weit ich mit der Entwicklung eines jungen Pferdes bin.“
Die Krise hat Holzknechts Alltag also ein wenig umgekrempelt. „Sehr nervös bin ich aber nicht. Wir halten uns alle an die Maßnahmen, wollen keinen anstecken, hoffen aber, es geht zurück zur Normalität.“Als Glück bezeichnet sie es, in fester Anstellung zu sein. „Deshalb habe ich persönlich noch keine Einbußen hinnehmen müssen. Aber insgesamt ist die Situation natürlich auch für unsere komplette Branche alles andere als angenehm.“