Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Sich für Demokratie einsetzen
Mahmut Egilmez (29) tritt bei der Kommunalwahl erstmalig für den Stadtrat an – als einer der jüngsten Kandidaten. Im Gespräch mit unserer Redaktion spricht er über Rechtspopulisten, Heimatgefühle und das C im Namen seiner Partei.
Mahmut Egilmez (29) tritt bei der nächsten Kommunalwahl zum ersten Mal für den Stadtrat an – als einer der Jüngsten.
WERMELSKIRCHEN Mahmut Egilmez sitzt auf dem Balkon und blickt auf die Umrisse Remscheids in der Ferne. „Es fällt mir schwer, dass wir gerade unsere Freunde nicht besuchen können“, sagt er. „Das gehört eigentlich zu mir: Geselligkeit, Gastfreundschaft und gemeinsam draußen zu sein.“Dann serviert er mit seiner Frau Selin Tee und Kaffee. Vielleicht sei das das Erbe seines türkischen Großvaters, erzählt er. Der kam vor 40 Jahren nach Wermelskirchen. „Und ich glaube, die Gastfreundschaft, den Hang zu gutem Essen und die Lust am Kochen habe ich der Kultur meiner Großeltern zu verdanken.“Das sei die eine Seite seiner Identität. „Außerdem mag ich Pünktlichkeit, und ich bin sehr diszipliniert“, ergänzt er lachend.
Dann spricht Egilmez über Heimat – über die Geschichte seiner
„Wir sind Menschen, denen christliche Werte wichtig sind“
Mahmut Egilmez CDU-Politker
Großeltern und seiner Eltern, die in der Türkei aufwuchsen, und über seine eigene Geburt in Wermelskirchen. „Hier lebe ich. Das ist meine Heimat“, betont er. „Ich hatte hier so gute Voraussetzungen, besser als irgendwo sonst. Und ich habe dieses Leben nie als selbstverständlich erachtet.“Damit kommt der 29-Jährige zu einem der Gründe, warum er beschloss, in die Politik zu gehen. Jetzt sei es Zeit, etwas zurückzugeben. Dieses Gefühl habe er schon damals gehabt, als er zur Wahl des Schülersprechers antrat. „Ich war nie der stille Typ und habe mir immer gewünscht, die Dinge voranzubringen“, sagt er. Auch deshalb sei er nach der Schule in die CDU eingetreten und setzt sich inzwischen als sachkundiger Bürger ein.
An eine Karriere als Lokalpolitiker dachte der 29-Jährige, der Lehrer an einer Solinger Gesamtschule ist (s. Info-Kasten), bisher nicht.
Aber dann gewannen die Rechten an Stimmen, die Ankunft der syrischen Flüchtlinge in Deutschland gab den Extremen Aufwind. „Wir dürfen nicht zulassen, dass unsere Demokratie Schaden nimmt“, fordert der
CDU-Politiker. „Für mich war klar: Jetzt ist es Zeit, sich als Demokrat für die Demokratie einzusetzen.“Er wolle sich nicht irgendwann von seinen Kindern fragen lassen, warum er nichts unternommen habe. Deswegen nahm sein politisches Engagement an Fahrt auf, so dass ihn seine Partei im vergangenen Jahr in die erste Reihe rückte. Nun kandidiert Egilmez für den Rat der Stadt.
Ausgerechnet für die CDU? Mahmut Egilmez lacht. „Das passt“, versichert er. „Wir sind da kein Christenclub, sondern Menschen, denen christliche Werte wichtig sind.“Genau das sei es, was ihn antreibt: Er sei ein aufgeklärter Moslem, dem Werte wie Glaube, Familie und Solidarität wichtig seien. „Das ist auch mein C“, betont er. „Ich glaube an Gott, der uns erschaffen hat. Und ich glaube an Mitmenschlichkeit und Freundlichkeit.“Und Mahmut Egilmez glaubt auch, dass diese Werte einen Raum in der Politik brauchen. Deswegen will er sich nun selbst einsetzen – als Kommunalpolitiker, im Kreis eher älterer Kollegen. „Politik braucht keine Krawatten, sondern Inhalte“, betont er. „Die Leute fragen sich nicht: Was hatte der in der Ratssitzung an, sondern für was hat er sich eingesetzt.“
Wer ihn nach den Dingen fragt, die ihm wichtig sind, hört von Bürgernähe
und dem Wunsch, regelmäßig mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. „Heinz Voetmann hat mal zu mir gesagt: Als Politiker bist du ein Kümmerer“, sagt Egilmez. „Und genau daran denke ich jedes Mal, wenn ich vor die Tür gehe.“
Der 29-Jährige will sich kümmern – um die Belange der Menschen, um ein friedliches Miteinander. Er will junge Menschen ansprechen und nicht darauf warten, dass sie anrufen. „Die haben was zu sagen, die wollen mitmachen“, ist sich der Lehrer sicher. Eine moderne Bildungslandschaft wünscht er sich, Kitaplätze für alle, bezahlbaren Wohnraum, eine Stärkung des öffentlichen Nahverkehrs. „Es wäre schön, wenn wir in zehn Jahren ein zweites Monheim wären“, sagt er und erzählt von seiner Zeit als Lehrer in der Vorbildkommune. Dafür wolle er sich ins Zeug legen – deswegen fährt er lieber Klapprad als Auto, engagiert er sich als Schiedsrichter auf dem Fußballplatz, und geht er in die Politik.
Keine Angst vor Frust? „Ich habe die Kommunalpolitik in den vergangenen Jahren gut kennengelernt“, sagt er. „Ich nehme die Dinge heute nicht mehr so persönlich und weiß, dass man auch mal einstecken muss – denn ohne Mehrheiten keine Demokratie.“
„Politik braucht keine Krawatten, sondern Inhalte“
Mahmut Egilmez bewirbt sich für den Stadtrat