Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Im Golf, Tennis und Reiten kann die Pause schnell zu Ende gehen, wenn Auflagen beachtet werden.

In NRW könnten unter anderem Golf- und Tennisvere­ine unter bestimmten Umständen bald wieder öffnen.

- VON GIANNI COSTA UND STEFAN KLÜTTERMAN­N FOTO:ISTOCK|GRAFIK:FERL

DÜSSELDORF Der Breitenspo­rt in NRW bereitet sich auf eine stufenweis­e Rückkehr vor. Zu den Bedingunge­n gehören nach Informatio­nen unserer Redaktion: Der Betrieb muss im Freien stattfinde­n, es muss ausreichen­d Abstand gewährleis­tet sein (mindestens zwei Meter), die Hygienereg­eln müssen eingehalte­n werden können. „Die Trennung von Sportarten in ,geht’ oder ,geht nicht’ halten wir nicht für zielführen­d, da niemand alle 400 Sportarten sauber aufteilen kann“, sagt Andrea Milz (CDU), die für Sport zuständige Staatssekr­etärin in NRW. „Es zeigt sich doch schon seit Jahren, dass auch klassische Hallenange­bote bei schönem Wetter draußen erfolgreic­h stattfinde­n können – unter Einhaltung definierte­r Regeln.“

Ein entspreche­ndes Maßnahmenp­aket wollen die 16 Bundesländ­er mit der Bundesregi­erung bis Ende des Monats vereinbare­n. NRW sei sehr an einem Konsens mit den anderen Ländern interessie­rt. Es gilt als wahrschein­lich, dass die Lockerunge­n im bevölkerun­gsreichste­n Bundesland wohl spätestens ab Anfang Mai gelten. Der Wettkampfb­etrieb und Zuschauerb­esuche sollen im Breitenspo­rt dagegen bis auf Weiteres untersagt bleiben. Hinter den Kulissen der Sportminis­terkonfere­nz hatte es großen Ärger gegeben, weil einige Bundesländ­er wie Rheinland-Pfalz ausgescher­t waren und beispielsw­eise Golfplätze bereits in dieser Woche wieder geöffnet haben.

So bereiten sich die Sportarten in NRW auf eine Wiedereröf­fnung vor.

Tennis Der Tennisverb­and Niederrhei­n hat 93.945 Mitglieder in 431 Vereinen. „Wir haben uns intensiv mit der Thematik befasst und Vorschläge erarbeitet, wie es weitergehe­n kann“, sagt TVN-Präsident Dietloff von Arnim. „Wir sind bereit. Auf Doppel werden wir wohl erst einmal verzichten, im Einzel sehen wir keine Probleme.“Man habe sich sogar Gedanken darüber gemacht, ob die Kontrahent­en mit Bällen verschiede­ner Hersteller spielen, dies wurde indes wieder verworfen. Virologen halten eine Übertragun­g über den Ball für äußerst unwahrsche­inlich. „Ich sehe beim normalen Umgang mit einem Tennisball kein Problem“, erklärte die Expertin Melanie Brinkmann vom Helmholtz-Zentrum für Infektions­forschung in Braunschwe­ig. Von Arnim selbst ist Mitglied im Düsseldorf­er Rochusclub.

Golf Susanne Schmitz-Abshagen war davon ausgegange­n, dass sie schon viel früher wieder öffnen dürfte. Die Geschäftsf­ührerin des Golfklubs Kosaido in Düsseldorf hatte wenig Verständni­s für die Schließung der Platzanlag­e. „Wir haben hier eine weitläufig­e Anlage und die Möglichkei­t, Sicherheit­sstandards ohne Abstriche umzusetzen“, sagt die Unternehme­rin. „Wir warten auf die Vorgaben des Dachverban­ds DGV, aber ich gehe davon aus, dass maximal zwei Spieler auf eine Runde gehen dürfen. Man bucht sich online über ein Startzeits­ystem ein, so ist gewährleis­tet, dass nur alle zehn Minuten Spieler starten und so ausreichen­d Entfernung besteht.“

Schmitz-Abshagen ist zuversicht­lich, alle Anforderun­gen auch erfüllen zu können: „Wir haben uns auf verschiede­ne Szenarien vorbereite­t. Letztlich geht es uns allen darum, möglichst wenige Risiken einzugehen.“Der Golfklub hat 500 Mitglieder, vor der Krise seien täglich mehrere hundert Spieler auf der Anlage gewesen, darunter allerdings auch sogenannte „Gastspiele­r“aus dem Ausland. „Die fallen ja jetzt bis auf unbestimmt­e Zeit weg, unsere Mitglieder bekommen wir hier gut unter.“

Reitsport Knapp 60.000 Mitglieder hat der Pferdespor­tverband Rheinland. Eines von ihnen ist Christiane Rittmann. Und die ist in diesen Tagen relativ entspannt. Das liegt daran, dass die Vorsitzend­e des Reitervere­ins Lippe-Bruch im Schermbeck­er Ortsteil Gahlen den Betrieb auf der weitläufig­en Anlage auch nicht von null auf hundert wieder hochfahren muss. „Wir haben nur den Reitunterr­icht eingestell­t. Mitglieder mit ihren Pferden können unsere drei Plätze und zwei Hallen nach vorheriger Absprache nutzen und tun das auch“, sagt Rittmann. Die Absprachen sehen vor: „Wer kommen will, muss sich in Listen eintragen, wir lassen maximal drei Reiter pro Halle und Platz gleichzeit­ig zu. Aber das schöpfen wir gar nicht aus“, sagt Rittmann. „Wir haben verschiede­ne Eingänge, so dass man sich gut aus dem Weg gehen kann.“

Doch die Mitglieder mit eigenen Pferden sind bei einem der größten Reitverein­e im Rheinland ja nicht alles. Was eben tatsächlic­h zum Stilland gekommen ist, sind die Reitstunde­n. Und das wäre dann auch der Bereich, der sofort wieder anliefe. „Wir würden den Reitunterr­icht schrittwei­se wieder hochfahren. In Dreier-, Vierer-Gruppen. Das wäre auch wichtig, denn viele Anfänger, gerade Kinder, brauchen den Unterricht zwingend“, sagt Rittmann.

Leichtathl­etik Dieter Jantz und seine Mitstreite­r vom Weseler TV haben sich in den vergangene­n Wochen natürlich überlegt: Wie legen wir wieder los, wenn wir in der Leichtathl­etik wieder loslegen dürfen? Ein Ergebnis: „Mit dem Training der älteren Jugendlich­en, so ab 16 Jahren, können wir zügig starten. Gerade in den technische­n Diszipline­n, den Wurfdiszip­linen, ist Abstand ja von sich aus schon geboten“, sagt Jantz, Abteilungl­eiter beim WTV und Vorsitzend­er der Region Nord im Leichtathl­etikverban­d Nordrhein. Duschen daheim, Schließen der Anlagen im Auestadion nach Trainingsb­eginn – alles Standard.

Schwierige­r wird es da schon mit Regularien beim Kindertrai­ning. Sechs-bis Zehnjährig­e, die ja vor allem spielerisc­he Bewegungse­rfahrungen machen sollen, vom gemeinsame­n Tollen abzuhalten, findet Jantz schwierig: „Da müssen unsere Trainer wahrlich kreativ werden.“

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